Während viel über Elektro-Pkw und die dafür notwendige Ladeinfrastruktur gesprochen wird, wird weniger beachtet, dass auch bei Nutzfahrzeugen die Elektrifizierung massiv voranschreitet. Ein branchenübergreifendes Konsortium unter Schirmherrschaft des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) hat vor wenigen Wochen im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) den Förderantrag zum Megawattladen für Nutzfahrzeuge eingereicht. Die eingereichten Anträge werden in einem sogenannten beschleunigten Bewilligungsverfahren bearbeitet, das dem aktuellen Handlungsbedarf zur Elektrifizierung im Fernverkehr Rechnung trage, so der VDA in einer aktuellen Mitteilung.
Ziel des Projektes „Hochleistungsladen im LKW-Fernverkehr“ (HoLa) sind Planung, Errichtung und Betrieb einer ausgewählten Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für den batterie-elektrischen Lkw-Fernverkehr. Dies erfolge an einer Demonstrationsstrecke zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet. Zudem sollen im Projekt Forschungsfragen rund um den späteren flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsladeparks in Deutschland behandelt und eine Blaupause für die Ausgestaltung von Ladestandorten erstellt werden.
Konkret sollen im HoLa-Projekt an vier Standorten entlang der Bundesautobahn A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem sogenannten Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut, betrieben und im realen Logistikbetrieb angewandt werden. In einer ersten Phase werden Standorte zunächst mit CCS-Ladepunkten für Lkw unter vollständiger Nutzung der Spezifikation geplant und errichtet, bevor in der zweiten Phase Installation und Inbetriebnahme des MCS-Systems erfolgen. Dadurch werde das Megawattladen für den Schwerlastfernverkehr ermöglicht. Die Auswahl der Ladestandorte fiel hierbei auf Autobahn-Raststätten sowie Logistikzentren und Betriebshöfe, um unterschiedliche Anwendungsfälle zu berücksichtigen und bewerten zu können.
Das Konsortium umfasst 16 Partner aus Industrie und Forschung und wird unter der Schirmherrschaft des VDA begleitet. Dabei übernehmen das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI die Konsortialführung und, als Konsortialpartner, die Technologieberatung P3 Automotive GmbH die Projektleitung. Weitere Konsortialpartner sind EnBW als Betreiber der Ladestandorte sowie die Ladeinfrastrukturlieferanten ABB, Heliox und Siemens. Konzeption, Bereitstellung und Betrieb der Fahrzeuge verantworten dabei die Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck, die zur Traton Group zählenden Hersteller MAN und Scania, sowie Volvo. Die Umsetzung wird zudem u. a. vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, der Universität Stuttgart, der Bauhaus-Universität Weimar und den Technischen Universitäten Berlin und Dortmund begleitet. Dies diene dem Ziel, ausreichend Erkenntnisse zu gewinnen und nutzen zu können, um so die Basis für den deutschlandweiten Rollout und die Standardisierung des Megawattladens zu schaffen. Zu den assoziierten Partnern gehören zudem die E.DIS Netz GmbH, Ionity, Meyer & Meyer, Tank&Rast sowie die Netze BW GmbH.
Aufgrund langer Vorlaufzeiten bei der Genehmigung von Ladestandorten sei ein kurzfristiger Projektstart wichtig, um daraus Erkenntnisse für einen landesweiten Ladenetzaufbau zu gewinnen und durch den Aufbau und Betrieb von prototypischer Technologie die Risiken bei der Technologieeinführung für die Projektbeteiligten zu reduzieren. Zudem setze HoLa einen Schwerpunkt auf ein „Proof of Concept“ für den batterie-elektrischen Betrieb bei schweren Nutzfahrzeugen auf definierten Routen.
Laut dem VDA setzt sich Deutschland mit dem Vorhaben international an die Spitze der Technologieentwicklung und werde aus heutiger Sicht die weltweit erste Demonstrationsstrecke in Betrieb nehmen. Das schaffe Vertrauen in die Kompetenz der Industrie in Deutschland und in die Unterstützung von Infrastruktur durch die Politik. In der Planung wird von einer Projektlaufzeit von dreieinhalb Jahren ausgegangen, mit der Aufnahme des Realbetriebes in der Logistik im Herbst 2023. Damit können rechtzeitig die Weichen für die Erfüllung der anspruchsvollen CO2-Anforderungen im Jahr 2025 gestellt werden.
Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 09.03.2021