Daimler-Chef: „Wir müssen den Klimawandel angehen, wir können nicht mehr warten“

Daimler-Chef: „Wir müssen den Klimawandel angehen, wir können nicht mehr warten“
Copyright ©

Sandor Szmutko / Shutterstock.com

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Daimler-Chef Ola Källenius hat die gleichen Sorgen, wie fast jeder andere Chef einer Automarke, die vorrangig mit großen und schweren Fahrzeugen Umsätze macht: Sie müssen ab 2020 den Durchschnittsverbrauch der Neuwagenflotte auf weniger als 95 Gramm je Kilometer drücken, um die Vorgaben der EU erfüllen zu können. Bei Verfehlung drohen Strafzahlungen, im Fall von Daimler wären es um die 200 Millionen Euro im Jahr.

Dieses Geld will Källenius natürlich lieber auf der Haben-Seite verbuchen und dafür die CO2-Limits der EU einhalten. Schaffen will er das, wie fast jeder andere Chef einer Automarke, die vorrangig mit großen und schweren Fahrzeugen Umsätze macht, mit reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden. „Bei den Pkw konzentrieren wir uns in den nächsten zehn Jahren auf die Batterie“, sagte er der Automobilwoche zufolge beim Branchengipfel des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) in Nürtingen.

Die Produktion in den europäischen Mercedes-Werken soll bereits bis 2022 klimaneutral erfolgen. Bis 2039 soll die Pkw-Neuwagenflotte von Mercedes gänzlich CO2-neutral werden. Aber nicht nur, um der EU zu gefallen. Angesichts der drohenden Klimakrise werde Nachhaltigkeit in Zukunft zu einem Vergabekriterium bei Aufträgen, ist sich der Daimler-Chef sicher. „Wir müssen den Klimawandel angehen, wir können nicht mehr warten“, sagte er auf dem Branchenevent. Wer nicht nachhaltig handle, werde „irgendwann rausfliegen“, sagte Källenius.

Die Brennstoffzelle spielt bei Daimler für Pkw keine große Rolle. Sie könne aber „vor allem für Nutzfahrzeuge interessant werden“, so Källenius. Auch synthetische Kraftstoffe hat der Daimler-Chef noch auf dem Schirm. Sollten sie zu akzeptablen Kosten skalierbar sein, will Mercedes mit dieser Technologie auch bei der Bestandsflotte den CO2-Ausstoß reduzieren, versprach der Manager.

„Das können wir nicht wissen, es wird sehr knackig“

Ein konkretes Ausstiegsdatum aus der Verbrenner-Technologie, wie es einige Länder wie Frankreich, Dänemark, Großbritannien und Indien bereits definiert haben und wie es hierzulande die Grünen fordern, will Källenius nicht. Er meint, die Marktwirtschaft regle das von ganz alleine. Und sollten in zehn Jahren tatsächlich synthetische Kraftstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, wäre eine Abschaffung der Verbrenner-Technologie fatal gewesen, so Källenius. „Planwirtschaft funktioniert nicht“, kritisierte er die Ausstiegspläne.

Allerdings findet er es richtig, dass fossile Brennstoffe künftig höher besteuert werden sollen, um nachhaltige Alternativen wie den Ausbau von Radwegen und eine Förderung von ÖPNV und Elektroautos subventionieren zu können. „Wir bewerten das, was die Bundesregierung mit dem Klimapaket angestoßen hat, als positiv“, so Källenius.

Ob Daimlers Maßnahmen reichen können, um die CO2-Ziele der EU bereits für 2020/21 zu erreichen, konnte Källenius nicht sagen: „Das können wir nicht wissen, es wird sehr knackig“, sagte er der Automobilwoche zufolge. Für die Zeit bis 2030 allerdings dürfte es klappen, so der Manager. Denn die dann gültigen, noch strengeren CO2-Limits, seien mit der beschlossenen Modellpalette machbar.

Quelle: Automobilwoche – Daimler-Chef Ola Källenius setzt auf E-Mobilität: „Wir können nicht mehr warten“

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

„Electrify the ocean“ – Michael Josts neue Vision

„Electrify the ocean“ – Michael Josts neue Vision

Sebastian Henßler  —  

Ex-VW-Stratege Jost will mit eD-TEC die Meere elektrifizieren – und zeigt, wie nachhaltige Mobilität auch im Luxussegment funktionieren kann.

Chiles Lithiumplan: Mehr Mitsprache, weniger Wasser

Chiles Lithiumplan: Mehr Mitsprache, weniger Wasser

Sebastian Henßler  —  

Vom Vorwurf des grünen Kolonialismus zu Konsultation und Value Sharing: Der Salar de Atacama zeigt, wie Lithiumförderung Umwelt und Gemeinden verbindet.

Förderung gebrauchter E-Autos offenbar vom Tisch

Förderung gebrauchter E-Autos offenbar vom Tisch

Daniel Krenzer  —  

Wer in Deutschland darauf hoffte, nächstes Jahr ein gefördertes, gebrauchtes E-Auto anzuschaffen, dem sei gesagt: Pustekuchen.

Wie Mercedes-Benz Autos nachhaltiger machen will

Wie Mercedes-Benz Autos nachhaltiger machen will

Michael Neißendorfer  —  

Mercedes-Benz hat zur Unterstützung der eigenen Nachhaltigkeitsziele das Technologieprogramm Tomorrow XX gestartet – manches gibt es schon in Serie.

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

Tobias Stahl  —  

Trotz der Einführung günstigerer Basisvarianten sind die US-Verkäufe von Tesla im November auf den niedrigsten Wert seit fast vier Jahren gefallen.

Porsche in der Krise: Betriebsrat befürchtet massiven Job-Kahlschlag

Porsche in der Krise: Betriebsrat befürchtet massiven Job-Kahlschlag

Daniel Krenzer  —  

Der Betriebsrat warnt vor massivem Jobabbau bei Porsche, während der Automobilhersteller sein Sparprogramm verschärft und die Strategie wankt.