Gemeinsam habe sich Mercedes noch im März mit dem VW-Konzern, BMW und dem VDA auf Elektroautos und Hybride als „Gebot der Stunde“ verständigt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus VW-Kreisen erfuhr. Das Gespräch der drei Konzernchefs ergab allerdings auch, dass man davon ausgehe, dass mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenautos in den nächsten etwa zehn Jahren nicht marktreif sein würden.
Eine Entwicklung beziehungsweise Vorhersage, welche Michael Häberle, Betriebsratschef des Daimler-Werks Untertürkheim, nicht gerne sieht. Denn dieser hat erst kürzlich vor einer einseitigen Konzentration auf batteriebetriebene Elektroautos gewarnt. Aus seiner Sicht dürfe man die Brennstoffzelle nicht vergessen. So sei die Batterie “wahnsinnig wichtig für uns, aber man darf sich auch nicht nur auf ein Standbein verlassen”, wie Häberle zu verstehen gibt. “Ich weiß nicht, ob wir es uns leisten können, nur den Mainstream Batterie zu forcieren und wir uns dann unter Umständen in der Frage Wasserstoff abhängen lassen.”
Bei der Elektrifizierung des Automobils drückt Mercedes-Benz bereits aufs Tempo. Auf dem Weg zum emissionsfreien Fahren nutzen die Entwickler dabei eine Vielzahl an Stellhebeln, um Emissionen nachhaltig zu verringern. Bis 2022 soll das gesamte Mercedes-Benz Cars Portfolio elektrifiziert werden. Das bedeutet, dass in jedem Segment verschiedene elektrifizierte Alternativen angeboten werden – vom Smart bis zum großen SUV. Den Zukunftsplan von Daimler haben wir in diesem Zusammenhang bereits ausführlich betrachtet.
Doch zurück zur Brennstoffzelle. Bereits seit den 1980er Jahren forscht Mercedes auch an der Wasserstofftechnologie. “Bei uns in Untertürkheim wird konkret an der Brennstoffzelle gearbeitet und diese auch für die Serientauglichkeit entwickelt”, sagte Häberle. Mehrere Kleinserien wurden mit dem Antrieb ausgestattet. Im vergangenen Jahr kam ein Geländewagen mit Elektromotor auf den Markt, der mit Strom aus der Steckdose und aus der Brennstoffzelle angetrieben wird.
Häberle scheint viel von dieser Technologie zu halten. Wie sonst sollte man es sich erklären, dass er vonseiten der Politik entsprechende Reaktionen erwartet:
“Dass die Politik nicht dafür sorgt, dass Rahmenbedingungen und auch die Architektur in Deutschland vorhanden sind, um das Thema Wasserstoff attraktiv zu machen, das verstehe ich nicht. Solange die Stückzahlen so gering sind, wird das nie eine Technologie, die sich die breite Masse leisten kann.” – Michael Häberle, Betriebsratschef des Daimler-Werks Untertürkheim
Klar ist allerdings auch, dass Häberle in der Brennstoffzelle eine Chance zur Standortsicherung sieht. Denn am Daimler-Stammsitz werden Verbrennungsmotoren für zahlreiche andere Werke – auch in den USA und Südafrika – gefertigt. Wächst die Zahl der Elektroautos und sinkt damit die der benötigten Verbrennungsmotoren, fallen hier zwangsläufig Aufgaben weg.
Häberle strebt daher zumindest an, dass künftig in Untertürkheim der elektronische Antriebsstrang gefertigt wird. “Was nicht passieren darf, ist, dass wir von Transformation reden und keine echte Transformation haben. Wir müssen die Menschen aus der alten Welt mitnehmen in die neue Welt”, sagt Häberle. “Wir müssen da ganz stark auf unsere eigene Ausbildung setzen.”
Quelle: Automobilwoche – Brennstoffzelle nicht vergessen: Daimler-Betriebsrat warnt vor einseitiger E-Auto-Förderung