Das Elektrofahrzeug-Start-up Canoo, das an einer modularen Elektroplattform mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten arbeitet, hat seine kommenden Schritte angekündigt. Während des ersten Investor Relations Day des Unternehmens gab Tony Aquila, Chairman & CEO, den niederländischen VDL-Konzern als Auftragsfertiger bekannt. Demnach wird VDL Nedcar zunächst das Lifestyle-Fahrzeug für den US-amerikanischen und EU-Markt herstellen, während Canoo parallel eine eigene Fertigungsstätte in den USA aufbaut.
Auf diese Weise könne Canoo seine Verpflichtung erfüllen, im vierten Quartal 2022 mit der Produktion zu beginnen und kurz darauf die ersten Fahrzeuge auszuliefern. Bei den ersten Modellen, die auf der variablen Canoo Plattform entstehen, handle es sich um das Lifestyle genannte Fahrzeug. Später sollen ein Mehrzweck-Lieferfahrzeug und ein Pick-up folgen. Den Lifestyle als Erstling preist Canoo in der Basisversion ab gut 35.000 Dollar ein, umgerechnet etwa 29.400 Euro. Die Reichweite gibt der Hersteller mit bis zu 400 Kilometer an, die Leistung mit bis zu 257 kW (350 PS).
„Wir haben eine umfassende Suche durchgeführt, erhebliche Mengen an Zeit und Ressourcen investiert, die sich über den ganzen Globus erstreckten, um unseren Phase-1-Vertragshersteller zu finden. VDL Nedcar ist der richtige Partner“, sagte Aquila bei der Investorenveranstaltung. VDL sei „der vertrauenswürdigste europäische Hersteller, der qualitativ hochwertige Produkte für führende OEMs entwickelt“, und habe seine Mitbewerber mit erheblichem Vorsprung übertroffen. VDL dürften manchem als Hersteller von Elektrobussen bekannt sein.
Die strategische Partnerschaft werde es Canoo ermöglichen, bereits Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, noch während das Unternehmen sein eigenes Phase-2-Werk in Oklahoma aufbaut. „Sie positioniert uns auch stark für die geografische Expansion in Europa“, so Aquila weiter. Canoo plane, eine dauerhafte Beziehung zur VDL-Gruppe aufzubauen.
Canoo und VDL haben der Mitteilung zufolge bereits bei der Produktionsplanung zusammengearbeitet, um erfolgreiche Grundlagen für die noch zu errichtenden US-Produktionswerke von Canoo zu legen. Die Anlage von VDL Nedcar in den Niederlanden soll 2022 bis zu 1000 Einheiten für den US-amerikanischen und europäischen Markt produzieren, ab 2023 sollen pro Jahr 15.000 Einheiten vom Band laufen.
Deutsche Auto-Experten als Gründer
Canoo würde 2018 unter dem Namen Evelozcity in Kalifornien gegründet. Die drei Gründer stammen aus Deutschland und haben Erfahrung in der Auto-Industrie. Stefan Krause war zuvor Finanzvorstand bei BMW und in gleicher Position bei der Deutschen Bank tätig. Karl-Thomas Neumann war Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG. Er hat in seiner Laufbahn auch für Continental und die Volkswagen Group China gearbeitet. Ulrich Kranz gilt als Vater des Projekts i bei BMW. Er hat den BMW i3 und den BMW i8 auf die Straße gebracht. Den dafür verantwortlichen Designer, Richard Kim, nahm er zum Start-up mit.
Die Gründer verließen zu unterschiedlichen Zeitpunkten das Unternehmen, bevor Canoo 2020 über einen SPAC-Deal an die Börse Nasdaq ging. Zeitweise gab es Gespräche zwischen Apple und dem Start-up. Für den koreanischen Konzern Hyundai-Kia sollte Canoo seine Skateboard-Plattform für kommende Modelle beisteuern, doch aus der Kooperation wurde laut Medienberichten nichts. Nun geht Canoo, das inzwischen rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, allein seinen Weg und startet mit der Vermarktung der Modelle.
Quelle: Canoo – Pressemitteilung vom 17.06.2021