BYD kämpft mit Export-Problemen

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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BYD und Tesla liefern sich derzeit ein Kopf an Kopf Rennen um den Titel des absatzstärksten E-Auto-Herstellers. Doch bei den Chinesen treten mitten im Überholvorgang mehrere Störgeräusche und Probleme auf, sie stehen bei ihrer Expansion ins Ausland vor mehreren Herausforderungen. Die Erkenntnis, kurz zusammengefasst: Schnelles Wachstum auf dem Heimatmarkt führt nicht unbedingt zu einem schnellem Erfolg in großen Auslandsmärkten wie Europa.

Führungskräfte von BYD verweisen dem Wall Street Journal zufolge auf Probleme wie eine schwächelnde Marktnachfrage wegen zu hohen Preisen, Schwierigkeiten bei der Qualitätskontrolle und interne Spannungen und unterschiedliche Auffassungen darüber, wie schnell der chinesische Autohersteller versuchen sollte, Marktanteile zu gewinnen.

Die Insider räumten demnach ein, dass sich auch die Unerfahrenheit des Unternehmens negativ bemerkbar mache, wie etwa beim Umgang mit Schimmel in Autos und der Anhäufung Tausender Fahrzeuge „auf Halde“ in Europa. Insgesamt läuft das Exportgeschäft offenbar noch alles andere als rund: Die Anzahl der Reparaturen und Ausbesserungen, die aus China exportierte Modelle benötigen, bevor sie an Verbraucher verkauft werden können, sei überdurchschnittlich hoch.

Solche Ausbesserungen nach dem Import sind in der Automobilindustrie üblich – man erinnere sich an die ersten Model 3 von Tesla –, BYD-Modelle allerdings erfordern oft umfangreichere Reparaturen als die meisten anderen Hersteller, sagten dem Bericht zufolge Führungskräfte und Mitarbeiter, die für die Ausbesserung der Schäden zuständig sind. Sie verweisen darauf, dass sich BYDs fehlende Erfahrung mit der Abwicklung von Langstreckenlogistik deutlich bemerkbar macht.

Kürzlich seien in Japan Fahrzeuge mit starken Oberflächenmängeln angekommen, wie Beulen, Kratzern und Teilen, die sogar ausgetauscht werden mussten. In Europa sollen einige Fahrzeuge aus China eingetroffen seien, die Schimmel enthielten. Das Problem sei gar nicht so sehr das Vorhandensein von Schimmel gewesen, der in Autos auftreten kann, die über weite Strecken transportiert werden, sondern vielmehr die Sorge, dass die Fahrzeuge im Anschluss keine professionelle Behandlung mit einem Ionisierungsprozess zur vollständigen Entfernung der Sporen erhalten haben.

Einige weitere Qualitätsprobleme von BYD sind demnach an die Öffentlichkeit gelangt, darunter Beschwerden über das Abblättern von Lack und fehlerhaften Kunststoffen in Thailand und sogar das Verziehen von Fahrzeugen unter dem Gewicht von Dachgepäckträgern in Israel, wo der Verkauf von BYD besonders stark war.

Führungskräfte zweifeln an der Machbarkeit des Großgeschäfts

Führungskräfte haben dem Bericht des Wall Street Journal zufolge intern bereits Bedenken geäußert, dass das System der Ad-hoc-Reparaturen an importierten Fahrzeugen zwar für eine kleine Anzahl machbar sei, bei der Art von Großgeschäft, wie es BYD mit Hunderttausenden exportierten Fahrzeugen aufbauen möchte, jedoch nicht funktionieren könne.

Die Insider gehen schon jetzt davon aus, dass das intern ausgerufene Ziel von 400.000 außerhalb Chinas verkauften Autos wohl nicht erreicht werden kann – im Vorjahr waren es weltweit knapp 243.000, davon gut 16.000 in Europa.

BYD hat, um den Export anzukurbeln, damit begonnen, auch eine Flotte an eigenen Autofrachtern aufzubauen. Das erste von acht geplanten Schiffen mit einer Kapazität von bis zu 8000 Fahrzeugen ist erst vor wenigen Wochen erstmals in Europa eingetroffen. Gleichzeitig aber sollen schon seit Ende des vergangenen Jahres mehr als 10.000 nicht verkaufte Autos von BYD auf diversen Stellplätzen in Europa sich die Reifen plattstehen, sagten demnach Mitarbeiter des Unternehmens. Dem Hersteller drohe, dass die Zertifikate, die diese Autos zum Verkauf in der Europäischen Union berechtigten, bald auslaufen. In Europa könnten diese Fahrzeuge dann nicht mehr verkauft werden.

Offiziell teilte BYD laut dem Bericht mit, „sehr zufrieden mit den Erfolgen unserer Teams im Ausland, auch in Europa“ zu sein. Vor allem angesichts der Tatsache, dass man erst seit zwei Jahren Elektroautos exportiere. BYD ist demnach „hinsichtlich seines Auslandsgeschäfts zuversichtlich“.

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Ein weiteres Problem, das immer mehr potenzielle Käufer beschäftigt: Die Autos von BYD kosten im Ausland deutlich mehr als in China, was die Fähigkeit des Unternehmens verringert, preislich mit in Europa bekannteren Marken konkurrieren zu können. Das Flaggschiff-Exportmodell von BYD, der Kompaktwagen Atto 3, kostet in Deutschland derzeit knapp 38.000 Euro – und ist somit nur gut 2000 Euro günstiger als der vergleichbare ID.3 von Volkswagen. Zudem tummeln sich etliche andere Modelle etablierter Marken mit einem gewissen Vertrauensvorsprung in der selben Preisklasse. Sauer aufstoßen dürfte einigen Kunden auch der direkte Preisvergleich mit BYDs Heimatmarkt: Das gleiche BYD-Auto wird in China für knapp die Hälfte verkauft.

Quelle: Wall Street Journal – Having Overtaken Tesla, BYD Is Running Into Problems Overseas

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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