Bundesverband THG Quote: Positionspapier zur Stärkung der Treibhausgasminderungsquote

Bundesverband THG Quote: Positionspapier zur Stärkung der Treibhausgasminderungsquote
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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Der Bundesverband THG Quote e.V. hat ein umfassendes Positionspapier (verlinkt als PDF) zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) als effektives Instrument zur Förderung nachhaltiger Mobilitätsoptionen veröffentlicht. Angesichts der dringenden Notwendigkeit, CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu senken, zeigt das Papier auf, wie die THG-Quote gestärkt und besser an die aktuellen Marktbedingungen angepasst werden kann.

Die THG-Quote wurde eingeführt, um die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich zu verringern und den Anteil erneuerbarer Energien in der Mobilität zu erhöhen. Das Positionspapier betont die Erfolge der THG-Quote, weist jedoch auch auf Marktverzerrungen hin, die in den vergangenen zwei Jahren zu einem Preisverfall der THG-Quoten geführt haben.

Mit der Novelle der THG-Quoten-Gesetzgebung haben sich die Geschäftsmodelle für bestimmte Biokraftstoffe auf Basis von Abfällen wie gebrauchte Speiseöle (UCO) wegen der Möglichkeit zur doppelten Anrechnung auf die THG-Quote verändert. Die Beimischungskosten für jede Biokraftstofferfüllungsoption variieren, liegen jedoch aufgrund der doppelten Anrechenbarkeit unter der tatsächlich erzielbaren THG-Quote. Dies führt dazu, dass der effektiv doppelt erzielbare THG-Quotenpreis die Profitabilität der Beimischung fortschrittlicher Kraftstoffe (z. B. fortschrittlicher HVO) beeinflusst, deren Beimischungskosten zwischen 100 und 200 €/tCO2eq schwanken.

Diese Verschiebung der Rentabilitätsschwelle hat in den vergangenen 18 Monaten zu erheblichen Verlagerungen globaler Rohstoffströme nach Deutschland geführt, die im Ursprungsland nur mangelhaft, bis gar nicht überprüft wurden – und andere Erfüllungsoptionen wie die E-Mobilität, Wasserstoff oder nachhaltiges Biomethan unattraktiver machte.

Insbesondere der massive Zustrom von als fortschrittlich deklarierten Biokraftstoffen, vor allem aus China, hat ein Überangebot auf dem deutschen Markt verursacht. Auch wir haben auf Elektroauto-News die Herkunft und Validität dieser Biokraftstoffe stark hinterfragt. Der jährliche Import nach Europa liegt inzwischen im Millionen-Tonnen-Bereich, was unter anderem zu dem Preisverfall der THG-Quote geführt hat. Dies hat die Wirksamkeit der THG-Quote beeinträchtigt und erfordert laut dem Bundesverband THQ-Quote dringend Maßnahmen zur Stabilisierung und Verbesserung des Instruments.

Zur Wiederherstellung der Klimaeffekte und zur Stabilisierung der Preise der THG-Quote auf dem Niveau von 2022 schlägt das Papier eine Reihe von Maßnahmen vor, darunter:

  • Dynamische Erhöhung der Quotenziele („Quoten-Ratsche“) und Verringerung der Doppelanrechnung: Eine Anpassung der THG-Quote an die Marktentwicklung soll erreicht werden, indem die Verpflichtungsziele dynamisch erhöht und die Doppelanrechnung von Biokraftstoffen zurückgenommen wird.
  • Gleichbehandlung von Strom für Elektromobilität und strombasierten Kraftstoffen: Um die Effizienz und Skalierbarkeit der Elektromobilität zu fördern, sollte der Einsatz von Fahrstrom im Verkehr dieselben Fördermöglichkeiten wie strombasierter Wasserstoff erhalten.
  • Vierfachanrechnung von Fahrstrom und Stärkung der Elektromobilität: Durch eine stärkere Förderung der Elektromobilität, etwa durch eine Vierfachanrechnung von Fahrstrom, soll der Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigt und die Elektromobilität gestärkt werden.
  • Strengere Audits und die Annullierung unrechtmäßiger UER-Nachweise: Um Missbrauch zu vermeiden, sollten umfassende und unangekündigte Prüfungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eingeführt und unrechtmäßige Nachweise rückwirkend annulliert werden.
  • Einführung des niederländischen Modells der getrennten Verkehrsquoten: Eine Anpassung an das niederländische Modell soll dabei helfen, die verschiedenen Erfüllungsoptionen für Straßen-, See- und Luftverkehr gezielt und effizient einzusetzen.

Das Positionspapier fordert eine rasche Einführung der Maßnahmen, damit sie zum Quotenjahr 2025 wirksam werden können, und zudem eine klare Perspektive für die Fortführung der THG-Quote über das Jahr 2030 hinaus, um Investitionen in nachhaltige Mobilitätslösungen langfristig zu sichern.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die THG-Quote auch in Zukunft eine zentrale Rolle bei der Verringerung von CO2-Emissionen im Verkehrssektor spielt und die Mobilitätswende hin zu nachhaltigen Alternativen unterstützt.

Quelle: Bundesverband THG Quote e.V. – Pressemitteilung vom 03.09.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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