Es hat sich schon Ende 2019 angekündigt, nun gibt’s Details. Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur der NOW bereitet gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium die Ausschreibung für den Aufbau und den Betrieb des größten deutschen Schnellladenetzwerks aus. Und klotzt, statt zu kleckern, so dass einem fast schwindelig wird: Geplant sind 1000 Standorte mit bis zu zweistelligen und in Einzelfällen sogar einer dreistelligen Anzahl von Ladepunkten, mit einer Mindestleistung je Ladepunkt von 150 kW.
„Das ist ein Paradigmenwechsel“, sagt Johannes Pallasch, Leiter der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur bei der bundeseigenen NOW GmbH, im Gespräch mit Branchendienst Electrive. Statt wie bislang Förderungen für Ladeinfrastruktur an Unternehmen auszuzahlen, schreibt der Staat nun selbst die Standorte aus und lässt dort nach eigenen Wünschen Lademöglichkeiten aufbauen. Die Unternehmen bleiben zwar die Betreiber der Ladeparks, schließen allerdings einen Vertrag mit dem Bund, der klare Qualitätsstandards und Fristen vorschreibt; die Betreiber aber auch absichert: Der Bund will die mittel- oder langfristige Wirtschaftlichkeitslücke der Betreiber mit eigenen Mitteln schließen.
Die Ausschreibungen der Standorte soll in Losen stattfinden, bei denen jeweils attraktive und weniger attraktive Standorte im Paket vergeben werden. Die Ladeparks sind auf Flächen des Bundes sowie von Ländern und Kommunen vorgesehen, gleichermaßen an Fernstraßen wie urbanen Ballungsräumen. Auch private Grundstücke kämen in Frage, sofern der Standort geeignet und langfristig gesichert ist.
„Wir müssen das aktuelle Marktversagen überwinden“
„Wir müssen das aktuelle Marktversagen überwinden“, erklärt Pallasch die beispiellose Initiative. Nicht nur bei der Anzahl, auch bei der Qualität der Ladestationen soll es deutliche Verbesserungen geben. Im Gespräch stehen etwa überdachte Parkplätze sowie Toiletten. Ab dem vierten Quartal noch dieses Jahres sollen die ersten Lose ausgeschrieben werden. Die Verfahrensdauer werde voraussichtlich nicht unter acht Monaten liegen, berichtet Electrive.
„Was so simpel klingt, ist letztlich die Konsequenz aus zehn Jahren kontinuierlichem und leider nicht ausreichendem Ladeinfrastrukturaufbau“, kommentiert Electrive treffend die Versäumnisse der Vergangenheit. Ein Ladenetz in dieser Größe ist auch notwendig, soll die Sache mit dem erwarteten Hochlauf der Elektromobilität tatsächlich reibungslos ablaufen.
Zum Abschluss noch ein paar Zahlen, welche die Dimensionen des Projekts veranschaulichen: Das Schnellladenetzwerk Ionity gilt aktuell mit seinen bis Ende 2020 nur 400 geplanten Standorten in ganz Europa mit im Schnitt sechs Ladepunkten schon als ein führendes Schnellladenetzwerk. Und Tesla, mit seinen Superchargern ebenfalls führend beim Aufbau und Betrieb von Schnellladern, betreibt in Deutschland gerade mal 75 seiner bei Tesla-Fahrern äußerst beliebten Schnellladeparks.
Quelle: Electrive – 1000 DC-Ladeparks: Jetzt lässt der Bund deutsche Supercharger bauen