Frank Weber, seit Juli der neue Entwicklungsvorstand bei BMW, sprach in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) über Elektroautos, den neuen iNext, wie BMW Skaleneffekte erzielt, und welche Faktoren zum Erfolg der Elektromobilität entscheidend beitragen.
Zu Beginn des Interviews verrät Weber zunächst einige Details über seine Persönlichkeit. Er sei seit 20 Jahren Vegetarier und kaufe fast ausschließlich in Bioläden ein. Studiert hat er Maschinenbau, nach seinen Beweggründen gefragt „vielleicht“ deshalb, „weil gerade die Maschinenbauer für den ökologischen Umbau gefragt sind – sie entwickeln technologische Lösungen für eine nachhaltige Zukunft.“ Nun also entwickelt Weber bei BMW Lösungen für eine nachhaltige automobile Zukunft. Und schaue mit seinem Hintergrund „sicherlich noch stärker auf Nachhaltigkeit als viele in der Branche“, wie er in dem Interview erklärt.
Einen Konflikt zwischen Premiumautos und Nachhaltigkeit sieht er nicht, im Gegenteil: „Für mich gibt es kein Premium ohne Nachhaltigkeit“, sagt BMWs neuer Chefentwickler. In genau diese Richtung wolle er das Geschäft der Münchner treiben und die schon angekündigte Transformation sogar noch beschleunigen. Aktuell denke BMW bereits „über die Fahrzeugkonzepte nach, die in zehn Jahren auf den Markt kommen, dann wird es noch mal deutlich elektrischer werden.“
Der iNext, das nächste wegweisende Elektroauto von BMW, das Mitte des kommenden Jahres in Produktion gehen soll, soll „alles besser“ können als heutige Modelle. „Und zwar nicht ein bisschen, sondern in Potenz“, merkt Weber an. Der iNext werde „5G-fähig sein, neue automatisierte Fahrfunktionen haben, doppelt so viele Daten von Informationssignalen verarbeiten können und die fünfte Generation elektrischer Technologie als Antrieb nutzen“. 20 Mal mehr Rechenleistung als in den aktuell besten Elektroautos stehe im BMWs neuem Elektro-Aushängeschild zur Verfügung. Software-Upgrades per Internetverbindung – bei Tesla schon seit Jahren üblich – beherrsche der iNext ebenfalls. Diese Technologien sollen dann nach und nach auch in alle weiteren Modelle eingebaut werden.
„Ich bin auf dem richtigen Weg, E-Mobilität ist die Zukunft“
BMW profitiere dabei von seinem Volumen und dem Baukastendenken: „Wir wollen immer nur eine Lösung, ob für den Einser oder für die Top-Modelle“, sagt Weber. Der Hersteller verbaue „identische technologische Baukästen, zum Beispiel Antrieb, Fahrwerk und Bordnetz“, um so Skaleneffekte erzielen zu können. „Neue Fahrassistenzsysteme kommen so erst in den iNext, anschließend in den neuen 7er und dann in alle anderen Baureihen.“
Weber, in seiner Zeit vor BMW bei General Motors zuständig für den Chevrolet Volt, der hierzulande als Opel Ampera zu haben war, zweifelt nicht am Elektroauto und sei „schon lange ein Verfechter der E-Mobilität.“ Nun sei die Technologie endlich „an dem Punkt angelangt, wo wir Reichweiten anbieten können, die für Kunden attraktiv sind.“ Dies sei bei Reichweiten von 500 bis 600 Kilometern der Fall, sagt der BMW-Vorstand. Auch andere Faktoren beschleunigen aktuell die Entwicklung der Elektroauto-Verkaufszahlen: Überzeugende Produkte, „mehr Entlastung bei der Anschaffung privater Ladepunkte, der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Kaufanreize“ seien gesellschaftliche Signale, die den Kunden vermitteln: „Ich bin auf dem richtigen Weg, E-Mobilität ist die Zukunft.“
Quelle: FAZ – „Am schwierigsten ist der Stadtverkehr“