In dieser Folge des Elektroauto-News.net Podcast werden wir einen Blick auf den aktuellen Wallbox-Markt riskieren. Wie sich dieser entwickelt hat seit Auslaufen der KfW-Förderung und wo denn die Reise hingehen könnte beziehungsweise, worauf der europäische Markt im Moment Wert legt, wenn es um das Thema Wallboxen geht. Hierfür habe ich Max Sommer von NEcharge zu Gast, seines Zeichens ein Wallbox-Hersteller aus Österreich, die in Österreich produzierte mobile Ladestationen an den Start bringen, die sich im Moment vor allem an Privatpersonen richten, aber eben durch Software-Firmware-Updates auch für Flotten interessant werden. Stichwort: Abrechnung von Ladevorgängen.
Max gibt Einblicke in die Entwicklung und die Herausforderungen des Wallbox-Marktes, insbesondere nach dem Ende der KfW-Förderung. Er betont die Bedeutung von nachhaltigen und durchdachten Lösungen, die sich auf dem Markt durchsetzen werden. NEcharge hat sich darauf konzentriert, ein mobiles Ladegerät zu entwickeln, das sowohl produkt- als auch preislich ohne Förderung funktioniert.
Ein weiteres wichtiges Thema im Podcast ist das “Schlaue Laden” und die Integration von PV (Photovoltaik) in das Laden von Elektroautos. Max betont die Bedeutung von OCPP-Fähigkeit, einem Open-Source-Kommunikationsprotokoll, das es Ladestationen ermöglicht, im Internet of Things zu agieren. Wir gehen direkt rein in das Gespräch mit Max.
Transkript zu Zukunft Elektroauto Laden im Umfeld der Wallboxen
Sebastian
Servus Max. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit nimmst, dass wir uns ein wenig über den Wallbox-Markt unterhalten, was es dort aktuell für Lösungen gibt, wie der sich entwickelt hat seit Auslaufen der KfW-Förderung und welche Rolle Flotten beziehungsweise größere Fuhrparks darin spielen. Und auch schon mal so vorab geteasert, das Stichwort „Mobiles Laden“. Bevor wir da allerdings tiefer eintauchen, stelle dich gerne selbst kurz vor und auch das Unternehmen, das du heute hier im Podcast repräsentierst.
Max Sommer
Servus Sebastian. Danke vielmals für die Einladung, wir fühlen uns sehr geehrt. Ich darf hier die NEcharge GmbH repräsentieren, ein junges Unternehmen aus Graz in der wunderschönen Steiermark. Wir sind vor zwei Jahren gegründet worden von unserem Gründer Christian Kranz und haben einjähriges Jubiläum unserer ersten Auslieferung unseres mobilen Ladegeräts NEcharge One. Und dementsprechend finde ich das total schön und fühle mich auch wirklich ein wenig geehrt, dass ich hier heute bei dir sitzen darf.
Sebastian
Das freut mich natürlich umso mehr. Und eher jetzt auf meiner Seite, da natürlich mit einem Insider aus dem Wallbox-Markt zu sprechen. Aber vielleicht sagst du uns auch einfach noch kurz, wie du heißt und was du für einen Job innehast bei NEcharge.
Max Sommer
Ja, sehr gerne. Also mein Name ist Max Sommer. Sorry, dass ich das nicht vorher schon erwähnt habe. Meine Rolle bei NEcharge ist Chief Growth Officer. Auf Neudeutsch nennt man den mittlerweile den Vertriebs- und Marketingleiter. Wir haben recht klassisch begonnen, dass ich da ziemliche One-Man-Show war. Mittlerweile darf ich ein Team führen, im Vertriebsbereich, aber auch im Marketingbereich. Wir in-housen mittlerweile so gut wie alle unsere Tätigkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch im Vertrieb. Und neben mir im Unternehmen sind Christian Kranz, eben der Gründer und CEO, und Patrick Hierhold ist unser CTO, COO. Wir sind sozusagen zu dritt von der NEcharge GmbH das Führungsteam.
Sebastian
Sehr spannend, dass du uns da schon mal die Einblicke sozusagen hinter die Kulissen, die personellen Kulissen, gegeben hast. Wir haben ja gesagt, wir nehmen zum Anlass das Thema „Wallbox, Elektroauto-Laden, daheim, im Flottenumfeld, Fuhrparkumfeld“.
Und ich sage mal so, ihr seid jetzt zu einem Zeitpunkt an den Start gegangen mit eurer Lösung, jetzt vor einem Jahr, wo man eigentlich gedacht hat, das Thema Wallbox ist schon wieder durch, weil KfW-Förderung ausgelaufen, der Markt ist so langsam abgekühlt. Da würde mich natürlich interessieren: Wie seht ihr aktuell den Wallbox-Markt? Ist da denn eine Entwicklung da? Geht es dann wieder nach oben oder können wir da mal eine Einschätzung von dir bekommen, Max?
Max Sommer
Gerne. Also natürlich, im Nachhinein wären wir auch gern ein, zwei Jahre früher am Start gewesen. Ich glaube, alle, die diese Wallbox-Branche länger schon verfolgen oder auch vielleicht bisschen im Rückspiegel zurückschauen, sehen genau das, was du angesprochen hast: Diesen unglaublichen Boom während dieser KfW-Förderung.
Ich glaube, diese 900 € Fix-Förderung quasi ohne eine Angabe, ob man E-Auto hat oder nicht, das hat natürlich dazu geführt, dass die Nachfrage vor allem in Deutschland enorm war. Wozu das geführt hat, im Rückspiegel, ist, dass die Produzenten nicht nachgekommen sind, mit der hohen Nachfrage, dann natürlich enorme Kapazitäten aufgebaut haben, weil ich glaube, in dieser Boomzeit übersieht man vielleicht auch manchmal künstliche Faktoren, so wie diese Förderung.
Auf einmal war diese Förderung aus und die Läger von den Anbietern sind seither wirklich gut gefüllt. Und das merken wir bis heute. August, Ende August 2023, dass hier einfach eine künstliche Aufpushen von dem Markt stattgefunden hat, wo die Nachwirkungen bis heute noch zu spüren sind.
Das jetzt in Kombination natürlich auch mit Energiekrise, Inflation und einem aktuell einfach von der Stimmung her langsameren E-Auto-Markt sind, sage ich mal, keine Rahmenbedingungen für ein ultraflorierendes Wachstums-, blindes Wachstumsgefühl. Nichtsdestotrotz gibt es coole opportunities. Ich glaube, man merkt am Markt, dass sich die nachhaltigen, gut durchdachten Lösungen, die auch ein bisschen ein Alleinstellungsmerkmal haben, durchsetzen werden. Die einen oder anderen, die das nicht haben, verabschieden sich auch langsam vom Markt. Auch diese Konsolidierung eines Marktes ist eine sehr natürliche Auswirkung von so einer Boomphase, wie es die KfW-Förderung provoziert hat.
So stehen wir hier. Also ich sage dir jetzt nicht, der Goldrausch ist vorbei. Ich glaube, das kann man so sagen. Wir haben ihn nur im Rückspiegel mitbekommen. Also wir waren noch gar nicht dabei. Aber wir freuen uns, mit einem Produkt am Markt zu sein, mit dem wir sehr stabilen, kontinuierlichen Wachstum haben. Und das freut uns.
Sebastian
Das ja auch die bessere Ausgangsbasis schlussendlich: Ein vernünftiges Produkt, standhaft und eben stabiles Wachstum, als eben dieses Hochschießen und dann tief fallen, so wie du es ja eben auch schon skizziert hast. Um da vielleicht auch noch mal ein Stück Einblick zu geben, also aus deiner Sicht jetzt, unabhängig davon, erst mal auf euer Produkt einzugehen. Würdest du also auch im Endeffekt sagen, es geht schon darum, eher auch gewisse Werte bei den eigenen Produkten zu vertreten?
Nachhaltigkeit, durchdacht und dann nicht in einen Preiskampf einzusteigen, wie es dann zuletzt jetzt eben auch in den Nachwehen sozusagen der KfW-Förderung in vielen Wallbox-Unternehmen der Fall war, um dann eben die Läger noch leer zu bekommen.
Max Sommer
Genau. Also wie in, sozusagen nicht künstlich beeinflussten oder von externen Faktoren beeinflussten Märkten, die, die sich irgendwie selbst regulieren, so einer wie der Wallbox-Markt es jetzt langsam wirklich wieder wird, ein selbstregulierender Markt, da überleben halt dann die, die ein Angebot haben, das auch ohne Förderung funktioniert.
Und von Anfang an, von Anbeginn, die Grundidee von unserem Gründer war es, ein mobiles Ladegerät auf den Markt zu bringen, das sowohl produktseitig als auch Preis-Leistungs-seitig ohne Förderung funktionieren kann.
Man muss dazu sagen, der Christian kommt aus der Finanzbranche, also war Banker. Der ist, ich sage mal, der dreht jeden Euro zweimal um und das ist auch gut so, und so haben wir auch unser Produkt konzipiert. Dementsprechend sind wir eigentlich froh, wenn die großen Förderungen weg sind. Denn viele Player am Markt haben den Preis künstlich hoch gehalten, weil sie eh gewusst haben, es kommt diese große Förderung dazu. Und jetzt schon langsam lichtet sich der Wald etwas und es werden die überbleiben, die im Preis-Leistungs-Bereich wirklich einen Mehrwert bringen.
Dazu gehören sicher in der EU produzierte Qualitätsprodukte first and foremost, das muss man ganz klar sagen, die auch nach der wichtigen EU-Norm produziert sind und alle Sicherheitsmerkmale eingebaut haben. Das ist gar nicht so ohne. Auch hier haben wir ein wenig einen guten Zufall gehabt, dass die neue EU-Norm für mobile Ladegeräte quasi zeitgleich mit unserer Unternehmensgründung herausgekommen ist. Das heißt, unsere Erstentwicklung hat schon dieser entsprochen. Dementsprechend haben wir wirklich, wie du es, glaube ich, richtig gesagt hast, eine gute, stabile Basis auch für weitere Produktentwicklungen, die da so kommen.
Sebastian
Dann steigen wir doch da auch jetzt mal direkt, ein Stück weit, noch näher auf euer Produkt schlussendlich mit ein. Du hast jetzt eben auch schon so schön die Schlagwörter da in den Mund genommen dafür. Und ihr seid eben auch mit einer Wallbox unterwegs, jetzt mit einem mobilen Ladegerät. Also nicht die klassische Wallbox, die fest an die Wand montiert wird, daheim oder im Unternehmen.
Sondern du wirst gleich mal ausführen, wie das Ganze vonstattengeht. Und das Ganze ist auch noch in Europa entstanden, auch schwerpunktmäßig natürlich bei euch jetzt in Österreich im Markt. Vielleicht holst du uns da einfach mal ein Stück ab und erläuterst uns mal, mit was für einem Produkt ihr aktuell gerade am Start seid beziehungsweise gestartet seid.
Max Sommer
Sehr gerne. Also es handelt sich um den NEcharge One, die leichteste und einfachste mobile Ladelösung am Markt. Wie du richtig gesagt hast, unsere Ladelösung, unsere mobile Ladekabel-Lösung, wird nicht fix an der Wand montiert. Sondern die Wallbox, wie man sie kennt, die an der Wand hängt, ist bei uns in ein Kabel integriert und am oberen Ende dieses Kabels ist ein 16-Ampere-Stecker für die 16-Ampere-CEE-Starkstromsteckdose.
In Deutschland auch als Drehstrom bekannt, in Österreich nennt man das Starkstromdose. Und so lädt man mit unserem Ladekabel sein E-Auto zu Hause bei entsprechender Steckdose, also 16-Ampere-Steckdose mit 11 kW. Das heißt wir haben einen vollwertigen Wallbox-Ersatz in ein Kabel integriert und das ganze mit einem Gewicht von 2,4 kg und einem Anstecken- und Laden-Prinzip ohne User-Interaktion.
Die Benutzerin braucht nichts tun außer stecken und laden. Unser Ansatz im Produkt und Produktkonzeption und Produktdesign war es, das Handy-Ladekabel für das E-Auto zu werden. Anstecken-Laden-Sorglos-Paket. Man kann natürlich unser Ladegerät auch, wenn man in einem Carport-Bereich ist, in einem Garagenbereich einfach hängen lassen.
Also es erfüllt vollwertig auch den Zweck einer Wallbox. Im öffentlichen Bereich ist natürlich nicht ganz so einfach, weil man … Es ist schwer zu versperren et cetera. Aber im Heimbereich, im klassischen Einfamilienhaus, im Doppelhaus-Reihe, in der Siedlung kann man dieses Gerät auch einfach hängen lassen, wenn es gut hängt. Es entspricht einer vollwertigen Wallbox, dass man aber jederzeit abstecken kann, im Kofferraum mitnehmen kann, an den Zweitwohnsitz, ins Büro, in den Urlaub, ganz großes Thema, oder auch zu den Schwiegereltern mitnehmen kann und dort sein E-Auto laden kann.
Wenn es irgendwo mal keine 16-Ampere-Drehstromdose – man kennt die, roter Stecker, fünf Pins – also, wenn es mal das nicht gibt, ist bei uns im Lieferumfang gratis enthalten ein Adapter auf 230-Volt-Haushaltsteckdose – im gängigen Sprache Schuko-Adapter – auch drinnen. Natürlich lädt man dann langsamer, aber wir sind somit eine volle Wallbox-Ersatz plus ein Not-Ladekabel, wie man es so schön nennt für die 230-Volt-Haushaltsteckdose, um dann mit 2,3 kW zu laden, wenn es einmal keinen Starkstrom zur Verfügung gibt.
Sebastian
Von dem, was du mir jetzt da erläutert hast oder uns eben jetzt hier: Richtet ihr euch dann aber schon eher an den Eigenheimbesitzer schlussendlich? Weil ich sehe jetzt mal nicht unbedingt direkt die Verwendung in Flotten oder im Fuhrpark. Also das wird schon eher eure Zielgruppe sein.
Max Sommer
Also mit dem NEcharge One aktuell, das ist ein Basis-Einstiegs-Preis-Leistungs-Gerät. Das ist für den Endverbraucher, den Privatkunden gedacht. Wir sind in Österreich auch nur – Nebenbemerkung – für Privatpersonen förderfähig. Also das ist so ein richtiges Privat-Endkunden Produkt. Wir haben wohl auch Flottenkunden, muss man dazu sagen, weil das einfach ein, ich sage mal, die Reichweiten-Angst per se, die vielleicht auch in einer Flotte bei einem Umstieg auf Elektromobilität vorhanden ist, kann man mit so einem mobilen Ladekabel natürlich sehr entkräften.
Das kann man sich vorstellen wie ein ganz normales Ladekabel mit einer ganz kleinen Box quasi drinnen. Das ist durch das immer mit … Das heißt, die Angst, dass du irgendwo mal stehen bleibst, die nehmen wir komplett, das muss man auch dazusagen. Im Flottenkontext gibt es jetzt natürlich ein paar weitere Anforderungen mittlerweile, um … Im Endeffekt eigentlich nur, um die Abrechnung für das Zuhause-Laden mit dem Arbeitgeber sauber verrechnen zu können und dann, wie in manchen Ländern vom Fiskus vorgegeben, sogar steueroptimiert abrechnen zu können.
Das heißt, im Flotten- und Fuhrparkbereich haben wir, wenn es darum geht, Geld zu sparen im Endeffekt, ein bisschen neue Rahmenbedingungen, denen ein Produkt entsprechen muss. Und da sind wir auch gerade ganz intensiv in der Entwicklung, eigentlich schon in der finalen Entwicklungsphase, hier ein schönes Flottenprodukt herauszubekommen, mit dem sich sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer sowohl Geld und Zeit sparen und sich auch wohlfühlen, wenn man so möchte.
Sebastian
Da hast du jetzt ja einen wichtigen Faktor schon mal mit hineingebracht, das ist eben dieser Abrechnungsfaktor in Hinblick auf Steuer auch innerhalb des Unternehmens und auch für den Mitarbeiter. Das ist ja der eine Punkt. Aber du hast jetzt vorhin auch so schön aufgezeigt, das ist die mobile Wallbox, die kann ich mitnehmen, die kann ich sowohl daheim als auch im Unternehmen anschließen.
Wenn ich mir jetzt allerdings vorstelle, ich habe 15 andere Außendienstmitarbeiter-Kollegen, die auch alle an dem Tag ins Büro kommen. Die E-Autos müssen geladen werden, jeder schließt das an seine Starkstromsteckdose an, dann kommt ja das Thema „Schlaues Laden“ auch noch mal mit rein.
Also dass eine gewisse Priorität auch vorgegeben wird, dass nicht alle auf einmal, sobald eingesteckt ist, los laden. Habt ihr so etwas dann auch berücksichtigt für die zweite Generation oder ist das jetzt gar nicht unbedingt euer Zielumfeld sozusagen?
Max Sommer
Es ist nicht unser Erstfokus, muss man ganz klar sagen. Also wir fokussieren in erster Linie auf das Laden zu Hause, denn das ist eigentlich ein sehr großes Thema in dieser ganzen Flotten- und Fuhrparkthematik. Will ich … Ja, ich möchte meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen E-Autos zur Verfügung stellen.
Das hat viele Vorteile, finanzielle Vorteile. CO₂-Fußabdruck, mittlerweile auch großer Imagefaktor, mit welchen Autos Vertriebler herumfahren, mit welchem Auto die Mitarbeiter vielleicht auch gebrandet … Eben die Außenwirkung ist sehr wichtig mittlerweile, das ist auch so in Studien wiedergegeben.
Jetzt ist die Frage als Arbeitgeber: Möchte ich diesen Arbeitnehmerinnen zu Hause bei ihnen selbst eine fix montierte Wallbox installieren? Wissend, dass bei einem Wohnortswechsel oder bei einem Jobwechsel der Arbeitnehmerin, das heißt, wenn er das Unternehmen verlässt oder sie das Unternehmen verlässt, was tue ich dann mit dieser fix montierten Bohrbox bei dieser Person zu Hause?
Da kommt natürlich eine mobile Lösung total cool ins Spiel, weil die stecke ich ab und gebe ich quasi mit dem Auto wieder mit ab, wenn ich den Job wechsle. Oder wenn ich den Wohnort wechsle, nehme ich diese mobile Ladestation wieder mit zum nächsten Wohnort.
Am Standort selbst, ich muss ehrlich sagen, wir hatten die Herausforderung jetzt bisher nicht, dass jemand gesagt hat: Ich möchte 20 Autos jetzt gleichzeitig laden. Ich bin mir ziemlich sicher, wenn ein Unternehmen mit dieser Herausforderung an uns herantritt, werden wir sehr schnell eine Lösung finden.
Der Vorteil von einem jungen Unternehmen … Gibt natürlich viele Vorteile, aber auch viele Nachteile. Aber einer unserer Vorteile ist sicher, auf Kundenwünsche und Kundenanforderungen sehr schnell reagieren zu können. Und wie du gesagt hast: Seid ihr darauf vorbereitet, legt ihr einen Fokus drauf? Ich glaube, es kommt alles wieder zurück auf die stabile Basis, die wir gelegt haben. Wir haben auf unsere Platine, also auf dem Herzstück, sozusagen dem Gehirn von unserem Gerät, hardwareseitig alles eingerichtet, um dann mit Software- und Firmware-Updates zukunftstauglich zu sein.
Wie wir unser Gerät jetzt weiterentwickeln, das obliegt auch etwas der Nachfrage am Markt. Aktueller Fokus ist ganz klar abrechnungsfähige Lösung für Flotten plus PV-gesteuertes Laden mit einem mobilen Ladegerät. Und auch hier gehen wir über Partnerschaften und darüber können wir ja vielleicht auch noch sprechen, weil das Thema PV neben Flotte, das sind natürlich aktuell die zwei Treiber, das sind die zwei Taktgeber, wenn man so möchte, am Markt.
Sebastian
Definitiv, weil sie auch beide eben auf dieses große Ziel Nachhaltigkeit dann vor allem im Verbund einzahlen. Da hast du vollkommen recht. Gehen wir auch gleich direkt drauf ein. Also nicht direkt, eine Zwischenfrage noch von meiner Seite aus. Und zwar hast du gesagt, ihr hört auf die Wünsche von euren Kunden, von den E-Autofahrer:innen, die eben euer Produkt einsetzen. Du hast als ein Beispiel genannt, eben jetzt die Konzentration auf die Abrechnung. Wahrscheinlich wird das andere Beispiel sein, dann eben die Ausrichtung auf PV-Integration.
Kannst du uns vielleicht noch so zwei, drei Themen nennen, die ihr dann vielleicht auch schon eben über diese Software-Updates, Firmware-Updates konntet oder hereinbringen werdet in Zukunft? Einfach, damit man das auch noch mal so ein Stück greifbarer bekommt.
Max Sommer
Genau. Ich glaube, es ist sehr wichtig, einen Begriff vielleicht auch hier festzuhalten. Der heißt OCPP-Fähigkeit. Das ist ein Open-Source-Kommunikationsprotokoll, welches mittlerweile in Österreich zum Beispiel vorgeschrieben ist, um für Privatpersonen auch noch förderfähig zu sein.
Mittels dieser Kommunikationsfähigkeit wird eine Ladestation ein kommunikationsfähiger Verbraucher. Und auf einmal befindet sich eine vielleicht bis dahin klassische Ladestation … Befindet sich diese auf einmal im Internet of Things, wenn man so möchte. Und diese OCPP-Fähigkeit ist für ganz vieles eine Grundlage, um sich in verschiedene Netzwerke integrieren zu können. Diese OCPP-Fähigkeit haben wir über den Winter nachentwickelt, in einer ziemlichen Rekordzeit, weil wir ein bisschen geblindsighted worden sind in Österreich, auch von den Förderrichtlinien.
Und man muss auch ganz klar sagen, wenn es Förderungen gibt und du bist nicht drinnen, bist du nicht marktfähig, bist du nicht konkurrenzfähig. Das ist auch eine wichtige Erkenntnis der letzten Jahre, glaube ich. Was haben wir noch drinnen?
Ich muss ganz ehrlich sagen, das Thema Flotte und PV dominiert so stark, dominiert so extrem, wo ich vielleicht noch drauf rauskommen möchte, auch um so zu sehen: Wo geht der Markt hin oder wie bewegt sich das Ganze? Wir bekommen regelmäßig Anfragen aus neuen Märkten. Benelux ist jetzt zum Beispiel dran. Malaysia interessanterweise, Brasilien hat zumindest einmal Kontakt … Also Personen in Brasilien haben mit uns Kontakt aufgenommen.
Für diese Märkte, für ganz viele, brauchst du wieder vielleicht neue Grundeinstellungen auf deinem Gerät, weil die gesetzliche Situation dort so ist, dass vielleicht Steckdosen nur auf acht Ampere abgesichert sind, ein Elektrogerät nur mit maximal zwölf Ampere, elf Ampere, laden darf oder verwenden darf.
Dementsprechend ist da die regionale Anpassung von einem Gerät eine große Herausforderung für jedes Wallbox-Unternehmen. Und was man natürlich nicht vergessen darf: Ja, wir sprechen von einem Hardware-Gerät. Aber im Hintergrund läuft ein sehr große Software-Entwicklung bei allen Herstellern. Denn man muss dieses Gerät transparent machen. Man muss es remote-steuerbar machen, man muss es anbinden können an verschiedenste Schnittstellen, wo Ladegeräte und Ladestationen integriert werden sollen, sei es bis hin zur Lohnverrechnung.
Also wenn wir uns das durchdenken, das ganze Thema Abrechnung, irgendwann soll unser schwarzes Kabel automatisiert, ohne dass es wer mitbekommt, native, also wirklich in der Sprache der Lohnverrechnung Daten übertragen sollen, dass dort eine Zeile ankommt, die verarbeitet wird und alle sind glücklich. Und das sind so die Herausforderungen, die momentan am Gesamt-Wallbox-Markt anstehen.
Sebastian
Sehr spannende Einblicke, die wir da jetzt auch schon mal bekommen haben. Eben auch praktisch aufgezeigt an eurem Produkt, das ihr habt. Jetzt gehen wir tatsächlich rüber zum PV-Laden, wo du ja auch gesagt hast, das wird auch gewünscht, das wurde gewünscht von euren Kunden. Und vielleicht kannst du da ein Stück weit ausholen, wie ihr das jetzt unterstützt und was ihr dafür getan habt, eben um von eurem ersten Produkt, das ihr jetzt dann dementsprechend geupdated habt, gehe ich von aus, dafür zu öffnen.
Max Sommer
Ja, auch sehr interessant, kann ich auch kurz ausholen. Die Grundidee von unserem NEcharge One war es, ein, ich sage mal, einfaches Ladegerät zu sein. Eine einfache Ladestation. Wie ich vorher schon angedeutet habe: Das Handy-Ladekabel fürs E-Auto. Stecken und laden, end of story.
Dadurch, dass der Markt eben insgesamt angespannt ist, die Wachstumsraten bei den E-Autos im DACH-Raum, wenn es nicht um die Flotte geht, moderat sind, um es mal so auszudrücken, wirst du als junges Unternehmen sehr schnell in die Situation gebracht: Jetzt musst du dem nächsten Trend oder der nächsten wichtigen Welle …Musst du dabei sein, weil deine Grundidee vielleicht nicht mehr alleine reicht. Sie hat ihre Berechtigung, aber um zu wachsen, musst du dich weiter bewegen.
PV-Laden, und deshalb hatten wir es nicht von Anfang an, für uns war Time-to-Market Nummer-Eins-Wichtigkeit und wir wussten, dann wird uns der Markt Signale geben, in welche Richtung wir dann natürlich agil und schnell reagieren müssen. PV, riesen Topic, Monster-Topic in dem ganzen Markt, auch jetzt, auch hier durch die Förderungen natürlich enorm getrieben und gepusht.
Wenn ich da in der Steiermark so herumschaue, es ist fast die Ausnahme, vor allem im ländlichen Bereich, wenn ein Haus keine PV-Anlage mehr am Dach hat. Also da geht es ziemlich ab. Die Elektroinstallateure, mit denen wir sprechen, sind völlig überfordert. Sagen, sie könnten so viele … Also nicht, dass sie wenig Leute haben, sie haben gesagt, sie könnten auch in einer guten Zeit gar nicht so viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen finden, um diesem momentanen Pull vom Markt gerecht zu werden.
Was aber auch klar ist, ist, dass die PV-Systeme zumeist sehr durchgängig von einem Hersteller kommen. Also das ist sozusagen eine Grundkonfiguration, ein Wechselrichter-Hersteller, dann ein Smart Meter noch dazu und danach bringt er auch noch eine Wallbox und es wird so im Paket verkauft. Wir gehen ein bisschen an einen anderen Zugang. Also nein, wir werden nicht einen Wechselrichter bauen. Das ist für uns nicht ganz in unserem Kerngeschäft. Sondern es gibt da ein ganz tolles junges Unternehmen in Deutschland namens clever-PV.
Und clever-PV hat Folgendes auf OCPP-Basis, das habe ich glaube ich vorher schon angedeutet, diese Kommunikationsbasis, die offen zugänglich ist oder auf Open Sources haben die eine App gebaut und ein Framework gebaut, in das sich verschiedene Hardware-Anbieter integrieren können.
Sie integrieren softwareseitig, wir integrieren es hardwareseitig und Firmware-seitig und in dem Moment verwenden wir quasi die Plattform clever-PV, um unseren NEcharge One mit sämtlichen, auch clever-PV-tauglichen anderen Wechselrichtern, Speichern, Smart Metern zu verbinden und somit quasi eine neue Möglichkeit an Hardwarekombinationen im PV-Markt bieten.
Einem Anbieter wie uns, der jetzt keine starke Verbindung hat zu einem großen Wechselrichter-Hersteller wie andere Wallbox-Hersteller gibt es uns die Möglichkeit offen zu sein und mit einer Top Software-Lösung in den PV-Markt zu gehen und wir freuen uns auf diese Kooperation. Die wird auch im September starten. Wir werden Gratisabo haben für dieses clever-PV, wir werden natürlich noch Updates brauchen auf unsere Firmware. Wir werden das aber auch so zur Verfügung stellen, dass Bestandsgeräte diese clever-PV-Lösung auf ihren NEcharge One updaten und upgraden können.
Also das ist bei uns auch immer wichtig. Wie zieht man denn die Geräte nach, die schon im Markt sind, wenn man sich agil weiterentwickeln möchte? Und das werden wir schaffen. Aber für alle, die das noch nicht kennen, checkt ihr mal kurz clever-PV auch aus.
Nicht nur NEcharge nach dem Podcast, sondern auch clever-PV. Das ist eine coole Truppe, eine wachsende Gruppe und die haben eine super Idee gehabt: Machen wir doch eine Plattform für das ganze PV-Thema. Wir kreieren die Software, Hardware-Hersteller integrieren wir in diese Plattform. Es ist jetzt ein bisschen so Choose-and-Pick, also so Mix-and-Match quasi. Also auf einmal kann die Herstellergruppe mit der Herstellergruppe mit der Herstellergruppe zu einem Strommanagement-, Energiemanagement-Netzwerk werden. Und da sind wir jetzt zukünftig dann auch drinnen.
Sebastian
Hört sich auf jeden Fall gut an, vor allem, dass dann auch der Endkunde beziehungsweise dessen, ich sage mal, Dienstleister jetzt wieder schlussendlich, der die PV-Anlage und das ganze, die Technik aufbaut, dann eben nicht nur mit seinem Baukasten anrücken muss, den er von Haus aus vorgegeben bekommt, sondern er kann ja dann auch tatsächlich individuell für den jeweiligen Kunden auch die beste Lösung zusammenbauen aus den verschiedensten Modulen, so wie das jetzt auch gesagt hast.
Ein Part wird eben dann auch eure mobile Ladebox, Ladestation sein, die sich dann eben integriert in dieses PV-Zusammenspiel. Ich glaube, dann haben wir heute auch genügend oder viel Input deinerseits bekommen über NEcharge.
Im Vorgespräch habe ich ja schon erfahren, es tut sich noch ein wenig, aber das heben wir uns glaube ich dann auf, wenn es so weit ist und gehen dann einfach noch mal ins Gespräch und blicken dann vielleicht noch mal rückblickend auf den Wallbox-Markt, wie er sich denn jetzt, ich sage mal Mitte 2023, fortlaufend entwickelt hat. Vielen Dank für deine Zeit, Max.
Max Sommer
Danke vielmals, danke fürs Zuhören und wir sehen uns sicher bald wieder bei einem der nächsten EMobilitäts-Events.