Der Verkauf von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen (PHEV) nimmt in Europa explosionsartig zu. Tests mit den neuesten Modellen bestätigen jedoch, dass sie das Klima weitaus stärker belasten, als die Automobilhersteller behaupten – selbst bei Fahrtantritt mit voller Batterie. Alle drei der in 2020 beliebtesten Plug-In-Hybride emittierten bei den Tests unter realen Nutzungsbedingungen mehr CO2 als in der Werbung suggeriert.
Damit bestätigen sich die Ergebnisse von Forschungsstudien bei älteren PHEV. Der Umweltdachverband Transport & Environment (T&E), der die Tests in Auftrag gegeben hatte, ist überzeugt, dass staatliche Umweltboni und großzügige Steuervorteile für Plug-In-Hybride eingestellt werden sollten. Diese Anreize bergen die Gefahr eines neuen Dieselskandals.
Der BMW X5, der Volvo XC60 und der Mitsubishi Outlander emittierten T&E zufolge zwischen 28 und 89 Prozent mehr CO2 im Vergleich zu den offiziellen Angaben der Autohersteller, als sie von Emissions Analytics mit einer vollgeladenen Batterie unter optimalen Bedingungen getestet wurden. Bei einer leeren Batterie emittierten sie sogar drei bis acht Mal mehr als offiziell angegeben. Im Charge-Modus lag der CO2-Ausstoß der Plug-in-Hybride sogar um das Drei- bis Zwölffache über dem offiziellen Wert. Dieser Modus, bei dem die Batterie während der Fahrt vom Verbrenner geladen wird, könnte in Zukunft durchaus an Beliebtheit gewinnen, da viele Fahrer ihr Fahrzeug gezielt aufladen, bevor sie eine Umweltzone befahren.
„Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge werden nicht für einen sauberen Betrieb im Straßenverkehr sondern zur Ausschöpfung der staatlichen Förderung und Erreichung der europäischen Flottengrenzwerte gebaut. Derzeit verschwendet Deutschland mehr als 500 Millionen Euro an Subventionen für diese Fake-E-Fahrzeuge. Kein anderes Land in Europa gibt mehr Steuergelder für die Subventionierung von PHEVs aus.” – Stef Cornelis, Direktor Deutschland bei T&E
Sobald die Batterie leer ist, reichen 11 bis 23 km im Verbrennerbetrieb, bis die Plug-In-Hybride ihre offiziellen CO2-Emissionswerte pro km überschreiten, schätzt T&E. Dies widerspricht den irreführenden Behauptungen der Automobilhersteller, dass die derzeit erhältlichen PHEVs für lange Fahrten geeignet sind. Tatsächlich müssen sie viel häufiger geladen werden als batterieelektrische Fahrzeuge, die mit einer einzigen Ladung rund 300 km fahren können.
Während die Automobilhersteller den Kunden die Schuld dafür geben, dass sie zu oft mit dem Verbrennungsmotor fahren, fehlt es den derzeit erhältlichen PHEV-Modellen oft an der erforderlichen Elektro-Leistung, Reichweite oder Ladegeschwindigkeit. Denn zwei der drei getesteten Fahrzeuge, der BMW X5 und der Volvo XC60, sind beispielsweise nicht schnellladetauglich. Und selbst im Handbuch des Outlander wird angegeben, dass der Verbrennungsmotor unaufgefordert anspringen kann, wenn das PHEV-System zu heiß oder zu kalt ist, wenn schnell beschleunigt wird oder die Klimaanlage in Betrieb ist.
Plug-in-Hybride seien „nichts anderes als eine Zwischenlösung, die keine Subventionen erhalten sollten“, so Stef Cornelis weiter. Das Ergebnis des Autogipfels von vergangener Woche habe gezeigt, „dass die Bundesregierung diesen Punkt immer noch nicht verstanden hat. Die Regierung sollte die Autohersteller beim Umstieg auf die batterie-elektrischen Autos unterstützen, um Wolfsburg, Stuttgart und München zu den führenden globalen Standorten in Elektromobilität zu verhelfen.”
Der Verkauf von Plug-In-Hybriden erleichtert es den Automobilherstellern, die europäischen CO2-Flottengrenzwerte einzuhalten, da für PHEVs derzeit zusätzliche Credits gewährt werden. T&E ist der Meinung, dass die EU im kommenden Jahr bei der Überprüfung ihrer Ziele für 2025 und 2030 diese Sonderbehandlung abschaffen sollte.
Quelle: Transport & Environment – Pressemitteilung vom 23.11.2020