BMW eröffnet in München sein Kompetenzzentrum Batteriezelle. Der Autohersteller will die Zellchemie verstehen und weiterentwickeln. Produzieren sollen die Zellen jedoch andere. Ab 2020 werden keine Seltenen Erden oder Kobalt aus dem Kongo mehr verwendet.
Wenn BMW etwas Neues macht, hat das politische Dimensionen im Freistaat. „Die neue Dreifaltigkeit lautet: Bayern, Batterie, BMW“, sagt der bayrische Ministerpräsident Markus Söder bei der Eröffnung des Kompetenzzentrum Batteriezelle voller Stolz. Hier forscht BMW an der Elektroauto-Batterie von morgen. 200 Millionen Euro investiert der Autohersteller in die Labors und Kleinserienfertigung im Norden Münchens. Bis zu 200 Mitarbeiter fertigen, prüfen und analysieren die Zellchemie.
„Die Batteriezell-Technologie ist ein zentraler Erfolgsfaktor unserer Elektro-Offensive. Denn dadurch lassen sich die funktionale Leistung und die Kosten der Batterie beeinflussen“, sagt BMW-Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse. Aktuell verkauft BMW sieben Prozent seiner Fahrzeuge mit einem elektrischen Antrieb (BEV & PHEV). Bis 2030 sollen es in Europa 50 Prozent werden. Von den 25 kommenden elektrischen Automodellen bis 2023 sollen mehr als die Hälfte einen vollelektrischen Antrieb haben.
BMW steuert Einkauf in den Minen
Doch anders als Volkswagen mit Northvolt, steigt BMW nicht in die Serienproduktion der Zellen ein. In Milbertshofen wird nur geforscht und getestet. Die Anlage gibt aber auch eine Kleinserienproduktion, beispielsweise für Testfahrzeuge her. Pro Tag können bis zu 200 Zellen gefertigt werden. BMW produziert in unterschiedlichen Formaten (Pouch, Prisma) und diversen Konfigurationen der aktiven Materialien in den Lithium-Ionen-Zellen.
Auch beim Einkauf dieser Materialien redet BMW mit. Die Einkäufer haben Minen in Australien und Marokko ausgemacht, aus denen ab 2020 Kobalt als auch Lithium bezogen wird. Für die fünfte Generation der Batterien wird ausdrücklich kein Kobalt aus dem Kongo verwendet. Auch Seltene Erden kommen nicht mehr in den Elektromotoren zum Einsatz. BMW hat die Einkaufsverträge bis 2025 mit entsprechenden Mengen ausgehandelt. Die Materialien werden an Weiterverarbeiter übergeben.
Die eigentliche Zellproduktion erfolgt bei Partnern wie CATL oder Samsung. Diese agieren dann vereinfacht gesagt als Auftragsfertiger und setzen die Produktionsvorgaben aus dem Kompetenzzentrum um. Bislang ist dieses Vorgehen einmalig in der Branche.
Einsatz von Recycling-Rohstoffen
Im Kompetenzzentrum werden auch unterschiedliche thermische und chemische Verfahren zum Zell-Recycling erforscht. Spätestens ab 2025 rechnet BMW mit signifikanten Mengen an Batterie-Rückläufern. Durch Recyclingquoten von über 90 Prozent will BMW langfristig weniger neue Rohstoffe am Markt einkaufen müssen.
Ganz mag BMW nicht auf Kobalt aus dem Kongo verzichten. Schließlich gibt es hier die größten Vorkommen. Gemeinsam mit Partnern betreibt der Autohersteller im Süden des Landes eine Kobaltmine, bei der Sozial- und Nachhaltigkeits-Standards nach europäischen Vorstellungen eingehalten werden. Es gibt keine Kinderarbeit. Sollte dies langfristig funktionieren und sich auf weitere Minen übertragen lassen, will BMW auch wieder in dem zentralafrikanischen Land Kobalt einkaufen.
Während Ministerpräsident Söder das Kompentenzzentrum als Gegengewicht zur Tesla-Ankündigung der Gigafactory 4 im Großraum Berlin sieht, bemühte sich BMW-Chef Zipse, den Namen des US-Elektroautoherstellers nicht in den Mund zu nehmen. Gefragt, ob man jetzt technisch mit Tesla auf Augenhöhe in Sachen Zellfertigung agiere, verwies Zipse darauf, dass „der genannte Hersteller“ die Zellen in Kooperation mit einem Partner baue. Mit den Erkenntnissen aus Milbertshofen will BMW die Energiedichte in seinen Batteriezellen auf Basis der heutigen i3-Technologie bis 2030 mindestens verdoppeln, so der Vorstandsvorsitzende.