Die VW-Marke Seat wird künftig keine Autos mehr bauen, sondern soll innerhalb der Volkswagen-Gruppe als Mobilitätsdienstleister agieren. Das heißt aber offenbar nicht, dass nach 2030 niemand mehr einen neuen Seat kaufen und fahren kann, wie Wayne Griffiths, Chef der Marke Seat, im Interview mit Car-Editors verraten hat. Demnach arbeiten die Spanier konkret bereits an einem neuen vollelektrischen Leichtfahrzeug.
Schon heute seien die Kunden von Seat überdurchschnittlich jung und weiblich, die kleinen Fahrzeuge wie der Ibiza stünden im Fokus. Vollelektrisch ließen sich derzeit keine Autos unter 20.000 Euro abbilden, anders könnte das aber bei den Leichtfahrzeugen sein. “Die Elektromobilität kommt von oben nach unten auf den Markt, von den größeren zu den kleineren Modellen”, erklärt Griffiths – und bestätigt, dass Seat bereits konkret an einem Leichtfahrzeug im Stile eines Microlino oder Opel Rocks-e arbeite.
Lösung für die Mobilität in Innenstädten?
Während das Autogeschäft also nach und nach Cupra übernehmen wird, soll sich Seat offenbar um den urbanen Verkehr der Zukunft kümmern. “Stadtautos sollten möglichst klein sein. Die Stadt muss den Menschen gehören, die dort leben”, so der Markenchef. Die Reaktion darauf dürfe es aber nicht sein, die individuelle Mobilität in Städten zu unterbinden, sondern passende Lösungen anzubieten – wie eben sehr kleine und damit platzsparende und günstige Fahrzeuge.
VW-Geschäftsführer Thomas Schäfer hatte am Rande der IAA Mobility in München bestätigt, dass es spätestens ab dem Jahr 2030 keine neu produzierten Seat-Automobile mehr geben werde – was offensichtlich aber nicht für Leichtfahrzeuge gelten soll. Cupra als sportlicher Ableger von Seat bleibe indes bestehen und soll weiter ausgebaut werden. Und auch die Seat-Werke sollen weiterhin betrieben werden. Unter anderem soll das angekündigte kompakte Elektroauto VW ID.2 in Martorell in Spanien gebaut werden.
Cupra wohl ab 2030 reine Elektromarke
Dass dieser Schritt irgendwann vollzogen wird, war in der Branche bereits erwartet worden, schließlich hatte Volkswagen in den vergangenen Jahren viel in die neue Marke Cupra investiert, während Seat selbst zunehmend ein Schattendasein fristete. Ab 2030 soll Cupra möglichst eine reine Elektromarke sein. Für die Verbrenner-Modelle von Seat sieht VW indes offensichtlich auch mit Blick auf das EU-„Verbrennerverbot“ ab 2035 keine Zukunft mehr – auch wenn Griffiths nun einräumt, dass die Elektromobilität offensichtlich langsamer Einzug hält als ursprünglich angenommen.
Zu Volkswagen gehört Seat seit Mitte der 1980er Jahre. Allerdings gab es nicht nur erfolgreiche Zeiten, eine lange Phase lang fuhr die spanische Tochter dem VW-Konzern Verluste ein. Vor einigen Jahren etablierte sich die Marke dann innerhalb der Volkswagen-Gruppe mit sportlichem Design – und glänzte dabei mit den besonders sportlichen Cupra-Varianten unter anderem vom Leon und dem Ibiza. Cupra als sportlicher Markenbegriff wurde dann aber 2018 in eine eigene Marke überführt.
Quelle: Car-Editors – “Interview Wayne Griffiths: Konkretes Projekt für ein elektrisches Stadtauto“