Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sprach in einem Interview mit Börse-Online ausführlich über die seiner Meinung nach fehlkonstruierte Förderung von Elektroautos, die Zukunft von Zulieferern und wo die deutschen Autohersteller beim Umstieg auf die Elektromobilität stehen.
Die Förderung für den Kauf von Elektroautos klingt Dudenhöffer zufolge „zunächst gut“, allerdings bringe sie „Kopfschmerzen im Nachgang: Erstens, es ist nicht einzusehen, warum der Steuerzahler für den Umstieg bezahlen soll. Zweitens, es könnte ein Strohfeuer sein, das solange abbrennt wie der Subventionstopf gefüllt ist. Drittens, es ist nicht nachhaltig.“ Es sei nicht sinnvoll, dass Diesel und Benzin immer noch soviel kosten wie vor 20 Jahren und zusätzlich Geld in die Förderung von Elektroautos gesteckt wird. Dudenhöffer findet eine deutliche Erhöhung der Kraftstoffsteuer sinnvoller. Dies sei „einfach umzusetzen“, der Umstieg wäre „im System verankert, wir hätten einen ordnungspolitischen Rahmen und wir treiben in Corona-Zeiten die öffentliche Verschuldung nicht weiter nach oben.“ Doch dies sei „nicht sehr populär“, weshalb sich die Politik seiner Meinung nach für „den einfachen, aber schlechteren Weg“ entschieden habe.
Insgesamt werde der Automarkt „mit der Innovationsprämie erheblich verzerrt“, findet Dudenhöffer. Zum einen, da gebrauchte Elektroautos wegen der gestiegenen Förderung für Neufahrzeuge zum Teil erhebliche Restwert-Einbußen hinnehmen müssen. Zudem könne niemand sagen, wie sich der Markt nach Beendigung der E-Auto-Förderung entwickelt. Auch bei der Förderung von Ladeinfrastruktur gebe es Verbesserungsmöglichkeiten. Außerdem sollte Deutschland, wie viele andere Länder auch, ein Ausstiegsdatum für Verbrenner festlegen, fordert der Auto-Experte: „Wenn das Datum feststeht, weiß jeder Stromanbieter, mit welcher Nachfrage er rechnen kann. Das würde ein Rennen um die besten Plätze eröffnen“, sagt er über die seiner Meinung nach teils sinnlose Standortwahl von Ladesäulen.
„Der Zukunftsumsatz ist für viele deutsche Zulieferer nicht erreichbar“
Weltweit gesehen sagt der Auto-Experte einen schwierigen Stand voraus für Zulieferer, welche überwiegend im Bereich von Verbrennungsmotoren oder deren Komponenten tätig sind. Stattdessen werden neue Spieler, wie etwa Batteriezellanbieter aus Asien, eine immer wichtigere Rolle übernehmen. Das Problem dabei sei, „die Autobauer wechseln die Zulieferer von Antriebskomponenten aus, viele Zulieferer haben aber nichts zum Auswechseln.“ Die Zulieferindustrie werde momentan neugestaltet, Software und Batteriezellen rücken immer mehr in den Fokus: „Dort liegt der Zukunftsumsatz und der ist für viele deutsche Zulieferer nicht erreichbar.“
Dudenhöffer geht davon aus, dass in 2021 neue Trends hinzukommen bzw. weiter an Fahrt aufnehmen, wie etwa Auto-Abos: „Kunden legen sich aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit lieber nicht so lange fest“, so der Auto-Experte. Eine „vernünftige Monatsrate“ hingegen „mit allem Drum und Dran macht Neuwagen für Kunden hingegen attraktiv und risikolos“.
Die deutschen Autohersteller sieht Dudenhöffer für das Zeitalter der Elektromobilität gut aufgestellt. VW wäre, gäbe es Tesla nicht, seiner Meinung nach „weltweit Benchmark“. Er geht davon aus, dass Volkswagen bis 2022 Weltmarktführer werden kann. BMW sei zwar nach dem i3, der in 2013 debütierte, zögerlich gewesen, investiere nur aber verstärkt in Elektroautos, was der Auto-Experte gut findet. Daimler sieht er zwischen VW und BMW.
Unter allen klimafreundlichen Antrieben werde das Batterie-elektrische Auto im Pkw-Bereich der „Mainstream“ werden, so Dudenhöffer. Synthetische Kraftstoffe oder Brennstoffzellen seien für diesen Bereich „einfach zu teuer und die Infrastruktur passt nicht“. Es sei nicht sinnvoll, „hier Entwicklungsgelder reinzustecken.“ Bei Nutzfahrzeugen und Bussen hingegen seien Brennstoffzellenantriebe eine gute Wahl. E-Fuels gegenüber zeigt sich Dudenhöffer generell „eher skeptisch“.
Quelle: Börse-Online – Jahresausblick mit Ferdinand Dudenhöffer: „Der Verbrennungsmotor ist ein totgerittenes Pferd“