Die noch in einigen Punkten unzureichende Ladeinfrastruktur gilt bei vielen potenziellen E-Auto-Käufern als Hinderungsgrund, sich für ein Steckerauto zu entscheiden. Ein Aufbau der Ladeinfrastruktur muss daher in verschiedensten Bereichen vorangetrieben werden, um diese Hemmschwelle zu minimieren. Auch Tankstellen-Betreiber sollten hier ihren Teil dazu beitragen, um die Angst vorm Stromer zu nehmen.
Volker Blandow vom Tüv Süd sagt, klassische Tankstellen wären ideal für Schnellladung geeignet. Die 20 Minuten Wartezeit für eine ordentliche Portion Strom für das E-Auto seien perfekt für einen Kaffee oder Snack für Fahrer und Mitfahrer. Aral hat dieses Geschäftsmodell bereits für sich entdeckt und testet an fünf Pilotstandorten extrem schnelle Ladesäulen mit bis zu 320 kW, die momentan allerdings noch kein Elektroauto aufnehmen kann. Mitte Juli wurde nun bekannt, dass das Unternehmen in seiner langfristige Planung mehrere hundert Standorte vorsieht, welche mit 350 Kilowatt-Chargern in zehn Minuten für 350 Kilometer Reichweite sorgen sollen.
Zunächst sei geplant, innerhalb der nächsten 12 Monate, über 100 Ladepunkten an Aral Tankstellen in Deutschland in Betrieb zu nehmen. „Wir möchten ein führender Anbieter von ultraschnellen Ladestationen sein und sind als Marktführer im deutschen Tankstellengeschäft eine ideale Anlaufstelle für das schnelle Laden unterwegs“, so Aral Vorstand Patrick Wendeler. Wendeler gab zu verstehen, dass Aral die Ladesäulen in Eigenregie betreiben werde, diese mit einhundert Prozent Ökostrom laden und über eine Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt verfügen. Sie gehören damit zu den so genannten High-Power-Chargern (HPC) oder Ultra-Fast-Chargern (UFC).
Kommt das E-Fahrzeug mit einer entsprechenden Akkutechnik daher soll es möglich sein in zehn Minuten Strom für weitere 350 Kilometer zu laden. Zunächst soll an rund dreißig ausgewählten Aral Tankstellen – vorwiegend an Autobahnen, Bundesstraßen und in Großstädten – innerhalb eines Jahres jeweils zwei Säulen mit je zwei Ladepunkten ans Netz gehen. Je nach Fahrzeugkonfiguration ist somit das gleichzeitige Aufladen von vier Elektroautos pro Standort möglich.
„Mit unseren fünf Pilotstationen konnten wir im letzten Jahr wertvolle Erfahrungen sammeln, die nun in unsere weitere Planung einfließen. Wir werden das Stromladen noch stärker in das Gesamtangebot der Stationen integrieren, die Verkehrsführung auf dem Tankstellengelände verbessern und für unsere Kunden, wo möglich, eine Überdachung bauen.“ – Patrick Wendeler, Aral Vorstand
Die genaue Reihenfolge der Inbetriebnahme der weiteren Anlagen hängt unter anderem vom Netzausbau ab. Langfristig plant Aral die Errichtung von Ultraschnellladesäulen an mehreren hundert Standorten, wenn sich dort ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell realisieren lässt. Gezahlt werden kann der Ladevorgang über ein Kreditkartenterminal oder eine mobile Bezahl-Webseite mit einem QR-Code, über eine Ladekarte oder App eines Mobilitätsdienstleisters im Hubject-Verbund oder über die Aral Fuel & Charge-Karte für Geschäftskunden. Ab 2021 wird Aral auch eine eigene Elektro-Mobilitäts-App für Zahlungen anbieten.
Quelle: Aral – Pressemitteilung vom 24. Juli 2020