AC-Ladesäulen: mehr Parkplatz als Ladestelle?

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Iris Martinz
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An AC-Ladepunkten wird mehr geparkt als geladen – so lautet ein gängiges Vorurteil. Doch stimmt das überhaupt? Forscher der RWTH Aachen, der Jülich-Aachen Research Alliance und des Helmholtz Instituts Münster sind dieser Frage nachgegangen. Ergebnis: es stimmt!

Das Forscherteam hat Daten zum Energiefluss an den Ladesäulen, Ankunftszeiten, Auslastung und Gewinne der Betreiber erhoben und ausgewertet – für 27.800 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland. Bei der Untersuchung des Ladeverhalten wurde zwischen urbanen, suburbanen, gewerblich geprägten und unbewohnten Gegenden unterschieden. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal außerdem: einfache AC-Ladepunkte oder DC-Schnellladesäulen.

Nach Auswertung der Daten kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass 90 Prozent der Ladevorgänge an AC-Ladepunkten mit 11 Kilowatt Leistung nach vier bis fünf Stunden beendet werden, bis dahin im Schnitt aber nur 11,75 Kilowattstunden geladen werden. Möglich wären hingegen 44 Kilowattstunden. Es liegt also der Schluss nahe, dass Fahrzeughalter ihre nicht vollständig entladenen Fahrzeuge an AC-Ladesäulen abstellen und länger als nötig stehen lassen. Das passiert vor allem unter der Woche und tagsüber, besonders häufig in urbanen oder gewerblich geprägten Gebieten. Berufspendler laden also offenbar ihre Fahrzeuge in der Nähe ihrer Arbeitsstätten – über die gesamte Dauer des Arbeitstages. Dennoch beträgt die durchschnittliche Belegung unter der Woche nur zehn Prozent.

Anders zeigt sich das Bild bei DC-Ladesäulen. Diese werden vor allem an Wochenende genutzt, im Schnitt werden an Ladesäulen mit 200 Kilowatt Leistung etwa 46 Kilowattstunden pro Stunde geladen. Daran zeigt sich, dass die meisten Fahrer nach Abschluss des Ladevorgangs die Säule gleich wieder verlassen. Die durchschnittliche Auslastung liegt demnach auch nur bei drei Prozent. Hingegen werden an Schnellladesäulen dreimal so viele Fahrzeuge geladen wir an AC-Ladepunkten.

Die Auslastung ist jedoch nicht gleich verteilt, sogar innerhalb derselben Leistungsklasse. Die meist genutzte DC-Ladesäule in der Leistungsklasse über 100 Kilowatt lieferte 61 Megawattstunden im Jahr – immerhin 167 Kilowattstunden pro Tag. Die am wenigsten genutzte in der selben Leistungsklasse kam gerade mal auf 20 Kilowattstunden – im Jahr. Um die Nutzung der gering ausgelasteten Ladeinfrastruktur zu erhöhen, schlagen die Forscher zeitabhängige Ladestromtarife und Anreizsysteme vor. Die geringe Auslastung könnte sonst die Wirtschaftlichkeit der Ladesäulen beeinträchtigen und Betreiber vergraulen.

Quelle: pv-magazin.de – Studie: Schnellladesäulen profitabler als langsame AC-Säulen

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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