Es wird wohl nichts mit 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030

Es wird wohl nichts mit 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030
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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

2030 sollen in Deutschland eigentlich 15 Millionen Elektroautos angemeldet sein – mit Betonung auf vollelektrische. Dieses Ziel ist inzwischen aber sehr unrealistisch, analysiert das Handelsblatt. Die Bundesregierung hat dennoch kürzlich erst bekanntgegeben, an genau diesem Ziel festhalten zu wollen – ebenso wie an den bis dahin geplanten eine Million öffentlichen Ladepunkten.

Deutschland soll dabei zu einem Leitmarkt für die Elektromobilität werden, doch ausgerechnet die deutschen Hersteller tun sich in Sachen E-Autos zuletzt sehr schwer. Bestes Beispiel ist die Volkswagen-Gruppe, die sich auf dem wichtigen chinesischen Markt vom dort ansässigen Hersteller BYD hat überholen lassen, die Produktion in deutschen Werken herunterfahren muss und reichlich Veränderungen in obersten Führungspositionen vornimmt.

Als Gründe für die Probleme der deutschen Hersteller nennt das Handelsblatt die Problematik, dass die meisten E-Autos zu groß und teuer seien, auch Kombis vermisse man noch weitestgehend. Doch auch die gesenkte Förderung durch den Staat verhagele den Herstellern die Margen und den potentiellen Kunden die Kauflust. Nicht zuletzt seien die Zinsen zuletzt deutlich gestiegen, was Leasinggeschäfte weniger attraktiv macht.

Kurt Sigl: Regierung fehlt es an Mut

Bei derzeit etwa 1,1 Millionen zugelassenen E-Autos in Deutschland sei bald der Zeitpunkt erreicht, an dem neun von zehn neu zugelassene Fahrzeuge vollelektrisch sein müssten, um das Ziel für 2030 tatsächlich noch zu erreichen, rechnet das Handelsblatt vor. Denn pro Jahr kommen etwa drei Millionen Pkw neu auf die Straße. „Mit dem jetzigen Status quo lassen sich keine 15 Millionen E-Autos bis 2030 erreichen“, sagte dazu auch Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands Elektromobilität (BEM) – auch weil es der Regierung am Mut fehle, die dafür passenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

Mäßig bis sehr optimistische Schätzungen gehen von 11 bis 13 Millionen E-Autos im Jahr 2030 für Deutschland aus, doch bleibt die Inflation hoch und die Kauflaune niedrig, könnte die Zahl am Ende noch niedriger liegen. Die Regierung ist also eigentlich unter Zugzwang, schließlich sind die eigenen Ziele in Gefahr. „Wie die beschlossenen Maßnahmen weiterentwickelt werden und welche zusätzlichen Maßnahmen hinzutreten sollen, wird fortlaufend geprüft und diskutiert“, schrieb laut Handelsblatt eine Sprecherin des von Robert Habeck (Grüne) geführten Bundeswirtschaftsministeriums.

VDA will Stromsteuer von 0,05 Cent

Eine der vielen Stellschrauben, an denen noch gedreht werden müsse, sind Stromnetze und -preise. Darauf verweist auch Hildegard Müller als Präsidentin des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA). Berlin und Brüssel müssen „unsere Rohstoff- und Energieversorgung mit Partnerschaften absichern, um Deutschland und Europa unabhängiger und Lieferketten resilienter zu machen“, forderte Müller. Das Handelsblatt nennt einen Vorschlag Müllers: „Die Stromsteuer solle von zwei Cent je Kilowattstunde auf den europäischen Mindestsatz von 0,05 Cent sinken und die Konzessionsabgaben an den Netzbetreiber sollten gänzlich entfallen.“

Müller geht davon aus, dass die deutschen Hersteller bis Ende 2024 für jedes Segment und jeden Bedarf passende Elektroautos im Angebot haben. Insgesamt 170 verschiedene deutsche E-Auto-Modelle soll es bis dahin geben. Einige chinesische Hersteller sind da schon heute weiter, doch die Konkurrenz aus China fürchtet Müller laut öffentlichen Aussagen offenbar nicht allzu sehr: „Unsere Hersteller setzen weiterhin die Standards„, ist sie überzeugt. Doch noch ist lange nicht klar, wie viele elektrische Autos aus Deutschland 2030 in Deutschland unterwegs sein werden – absolut wie relativ.

Quelle: Handelsblatt – „Wie realistisch sind 15 Millionen E-Autos bis 2030?“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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