Wasserstoff muss dort verfügbar sein, wo er benötigt wird – zum Beispiel in Fuhrparks oder Schienentankstellen. Der Transport über die Straße? Ganz schön kohlendioxidlastig. Aber was wäre eine umweltfreundliche Alternative? Die LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) hat mit diesen Ausgangsfragen bei DB Energie, dem Energieversorger der Deutschen Bahn, eine Studie in Auftrag gegeben, wie Wasserstoff umweltfreundlich von A nach B gelangen kann.
„Der Transport über die Straße ist keine wirkliche nachhaltige Lösung“, sagt Dr. Karsten McGovern, Geschäftsführer der LEA, mit Blick auf die Ergebnisse der Studie, welche hier als ausführliches PDF zu finden ist. Damit der Wasserstoff in einer künftigen Wasserstoffwirtschaft nicht knapp wird, so McGovern, müsse man nicht nur eine ausreichende Menge an vorzugsweise grünem Wasserstoff produzieren, sondern auch die Verteilung und Belieferung organisieren. „Grüner Wasserstoff“ bedeutet, dass für die Herstellung des Wasserstoffs ausschließlich Erneuerbare Energien genutzt werden. Die Herstellung von Wasserstoff ist sehr energieintensiv. Wird zur Gewinnung Erdgas eingesetzt und Kohlendioxid (CO2) dabei freigesetzt, spricht man von „grauem Wasserstoff“. Wird das CO2 gespeichert, sprechen Wissenschaftler von „blauem Wasserstoff“.
Der potenziell grüne Energieträger Wasserstoff kann äußerst umweltfreundlich und in deutlich größeren Mengen mit der Bahn als auf der Straße befördert werden. Technisch und rechtlich ist die Anlieferung auf dem Gleis bereits möglich. Bislang fehlt es jedoch im Schienenverkehr an geeigneten Transportbehältern. Um die Belieferung neu entstehender Wasserstofftankstellen von der Schiene aus zu einer wirtschaftlich interessanten Option zu machen, empfehlen die Verfasser der Studie ein Pilotprojekt. Ziel soll der klimafreundliche Transport von Wasserstoff auf der Schiene im Regelbetrieb sein.
„Die praktische Erprobung kann beginnen“
„Wir sehen den Transport über die Bahn als zukunftsweisend an“, sagt McGovern. Die Studie zeige, dass der Transport von Wasserstoff über die Schiene funktioniert: „Die praktische Erprobung kann beginnen“, so der LEA-Chef. Das Rhein-Main-Gebiet sei für das Pilotprojekt prädestiniert – denn hier, so die Erkenntnis der Studie, seien alle Grundlagen vorhanden. Von November 2019 bis April 2020 hatte DB Energie im Auftrag der LEA mit Partnern aus Industrie, der Verkehrs- und Logistikbranche untersucht, wie man Druckwasserstoff technisch, betrieblich und genehmigungsrechtlich über die Schiene transportieren kann.
Ein Ergebnis der Studie: Unter ähnlichen Voraussetzungen und der aktuellen Gesetzeslage beim Transport über die Straße würde der simulierte Schienentransport von Wasserstoff geringfügig günstiger sein und damit zusätzlich zum umweltfreundlicheren Transport einen wirtschaftlichen Vorteil besitzen. Auch die Straßen in Ballungsräumen würden dadurch entlastet – inklusive reduziertem Lärm und Feinstaub.
„Auf lange Sicht kann die gesamte Kette von der Erzeugung des Wasserstoffs bis hin zum Verbraucher komplett CO2-frei werden. Wir bei DB Energie nehmen diese Studie zum Anlass, den Aufbau einer Wasserstoff-Logistik auf der Schiene voranzutreiben. Perspektivisch wird Wasserstoff auch als Dieselersatz bei der Bahn immer interessanter. Ein weiterer Schritt auf dem Weg, die DB bis 2050 zum klimaneutralen Konzern zu machen.“ – Torsten Schein, Geschäftsführer von DB Energie
Und die Nachfrage sei bereits vorhanden: Ab Ende 2022 will die Hessische Landesbahn GmbH im Taunusnetz 27 Brennstoffzellenzüge auf das Gleis bringen. Die Studie hatte eine fiktive Bahnstrecke vom Industriepark in Höchst als Erzeugerort nach Friedberg festgelegt – zu einer ebenso noch fiktiven Schienentankstelle. Außerdem spielte die Studie durch, dass die Bahn den öffentlichen Nahverkehr in Wiesbaden mit Wasserstoff beliefert.
Quelle: LandesEnergieAgentur Hessen – Pressemitteilung vom 04.08.2020 // DB Energie – Pressemitteilung vom 06.08.2020