Der Bau von Ladesäulen in der Europäischen Union verläuft aus Sicht des EU-Rechnungshofs zu langsam, zu ungleichmäßig und zu planlos, um Elektroautos innerhalb der Gemeinschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) nimmt diese Feststellung zum Anlass, um seine Sorgen hinsichtlich der Entwicklung der Ladeinfrastruktur in Deutschland und Europa zum Ausdruck zu bringen.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie VDA, gibt zu verstehen: “Die E-Mobilität braucht mehr Vertrauen in den Ausbau des Ladenetzes. Die Bürger müssen die Sicherheit haben, ihre Elektrofahrzeuge überall laden zu können. Viele Regionen in Deutschland bieten diese Sicherheit noch nicht, in den meisten Ländern Europas ist die Ladeinfrastruktur völlig unterentwickelt.”
Erklärtes Ziel war eine Millionen Ladesäulen bis 2025 zu erreichen. Zur Einordnung sei gesagt, dass zwar die Zahl der Ladesäulen in der EU von 34.000 im Jahr 2014 auf 250.000 im September 2020 gewachsen sei. Gehe es aber im selben Tempo weiter, könnte das Ziel von einer Million öffentlicher Säulen 2025 deutlich verfehlt werden. Um es noch zu erreichen müssten ab sofort jährlich 150.000 Säulen aufgebaut werden – das wären 3.000 neue Ladepunkte pro Woche.
Wenn die EU die Vorgaben für die Flottengrenzwerte weiter steigern will, muss sie somit zugleich ein ehrgeiziges und verbindliches Programm für den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorlegen, und zwar für ganz Europa. Die Kritik des Europäischen Rechnungshofes belegt, dass die Ladeinfrastruktur keineswegs gleichmäßig in den 27 EU-Ländern verteilt ist: 69 Prozent der Ladepunkte befinden sich in drei Ländern – Deutschland, Frankreich, Niederlande. Hildegard Müller fordert daher: “Gelder aus dem EU-Aufbauplan müssen überall in Europa schnell für die Ladeinfrastruktur der Elektromobilität eingesetzt werden.”
“Die Mahnung des europäischen Rechnungshofes ist ein Weckruf für Europäische Politik. Die EU-Kommission muss jetzt einen Plan für den Ausbau der Ladeinfrastruktur in ganz Europa vorlegen. Ohne einen rasanten Ausbau der Lademöglichkeiten in allen Ländern der EU werden wir klimaneutrale Mobilität bis 2050 nicht erreichen.” – Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie VDA
Müller stützt die Dringlichkeit ihrer Aussage auch darauf, dass die Unternehmensberatung Deloitte festgestellt habe, dass die Verbraucher-unsicherheit bezüglich Lademöglichkeiten zunimmt: 2020 gaben 41 Prozent der Befragten an, beim nächsten Kauf eines Automobils einen alternativen Antrieb zu bevorzugen. 2019 lag die Zahl derer noch bei 51 Prozent. Als größte Sorge bei der Anschaffung eines Elektrofahrzeuges nannten 22 Prozent der Verbraucher dabei die fehlenden Lademöglichkeiten.
Des Weiteren sei es noch so, dass der Bundesrechnungshof anmahnt, dass der Strombedarf für E-Mobilität die bisher geplanten Kapazitäten aus nachhaltiger Energiegewinnung bei weitem übertreffen wird: „Wenn der deutsche Bundesrechnungshof den Ausbau der erneuerbaren Energien mit Sorge betrachtet, sollte dies ein Ansporn für die Energiewirtschaft sein. Wir brauchen mehr Ladestrom aus erneuerbaren Energien und zu vernünftigen Preisen”, so Hildegard Müller. Der Bundesrechnungshof urteilt, dass seit der letzten Bilanz 2018 sich zu wenig getan hat, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten.
Quelle: VDA – Hildegard Müller: Weckruf für die Europäische Kommission