Der Masterplan Ladeinfrastruktur II soll nicht wie eigentlich geplant noch vor der Sommerpause vorliegen. „Der Masterplan geht definitiv nicht vor der Sommerpause ins Kabinett“, zitiert das Handelsblatt aus Regierungskreisen. Die Verzögerung hatte sich in den Monaten zuvor bereits abgezeichnet. Als Grund nennt das Blatt stockende Verhandlungen zwischen dem verantwortlichen Bundesverkehrsministerium und dem für energierechtliche Fragen zuständigen Wirtschaftsressort.
Nun soll der Masterplan „so schnell wie möglich kommen“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf einer Ladeinfrastruktur-Konferenz in Berlin vage darüber, wie die Verhandlungen fortschreiten sollen. In der Branche regt sich bereits Sorge um den dringend notwendigen schnellen und flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der aktuell bei weitem nicht mit den stetig steigenden Verkaufszahlen von E-Autos mithalten kann. „Ich bin beunruhigt“, sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). „Es ist nötig, dass wir den Masterplan bekommen.“ Bis 2035 müsse die Branche ihre Neuwagenflotten umstellen. Für diesen Wandel müsse die Politik „entscheidende Impulse setzen.“
Die Ampelkoalition verfolgt in Sachen Elektroautos gleich zwei ehrgeizige Ziele: Dass erstens bis zum Jahr 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf den deutschen Straßen unterwegs sein sollen und dass diese zweitens an gut einer Million öffentlich zugänglichen Ladepunkten Strom laden können. Um das Ziel von einer Million Ladepunkten zu erreichen, müssten jedoch ab sofort pro Monat gut 12.000 neue Stromtankstellen errichtet werden. In den vergangenen Monaten allerdings waren es im Schnitt weniger als 2000.
Im März hatte das Verkehrsministerium 74 Vorschläge zusammengestellt, wie der Ausbau der Ladeinfrastruktur gelingen soll: Durch „eine Gesamtstrategie aus planerischen, koordinierenden, regulatorischen und investiven Maßnahmen“. Im April jedoch hatte das Wirtschaftsministerium den Plan geprüft und vorerst gestoppt.
Kritik an den Plänen kommt auch vom Bundesverband E-Mobilität (BEM): „Der vorgelegte Entwurf ist Beleg anhaltender Automobilfixierung und klammert am leitungsgebundenen Netzverbraucher, mit dem kein Sprung in der Mobilitätswende möglich ist“, so BEM-Vorstand und Arbeitsgruppenleiter Markus Emmert am Rande der Veranstaltung in Berlin. Der Verband kritisiert, dass der Masterplan keine Ladeinfrastrukturkonzepte für Leichtfahrzeuge und Last-Mile-Logistik sowie für den Wasser- und Luftverkehr beinhaltet. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das bidirektionale Laden in den Plänen nicht berücksichtigt wird: „Damit verbleibt das Bundesverkehrsministerium im Denken alter Ressourcenverschwendung und lässt die Technologien der neuen Mobilität und der erneuerbaren Energien ungenutzt“, so Emmert.
Quelle: Handelsblatt – Konzept zum Bau von einer Million Ladesäulen verzögert sich / VDI Nachrichten – Bundesverband E-Mobilität kritisiert Masterplan Ladeinfrastruktur des Bundes
Nach den Entwicklungen im letzten Jahr, setze ich in dem Bereich auf die Regelungskraft der Wirtschaft. Es ist einfach nur beeindruckend, wie zum Beispiel Aral aus dem Nichts das dichteste Ladenetz in Deutschland in nur einem Jahr gebaut hat. Aral, denen man das vor wenigen Monaten noch als Allerletztem zugetraut hatte. Auch die neuen Möglichkeiten der ISO 151118-20 werden nicht ungenutzt bleiben. Netzdienliches Laden und V2G dürfte im wesentlichen im privaten Bereich und insgesamt bei Stellplätzen über Nacht eingesetzt werden. Da ist der sog. Masterplan gar nicht relevant. Sehr interessant dürfte das induktive Laden werden, das ebenfalls Bestandteil der neuen ISO ist. Damit könnte man am Supermarkt auf seinen Zielladestand aufladen und wenn der erreicht ist, schaltet sich das System ab und nutzt seine Kapazitäten für den Ladebedarf des Nebenmanns. Es entfällt das An- und Abkoppeln sowie Blockiergebühren.