Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat Anfang Oktober die Ausschreibung für das sogenannte „Deutschlandnetz“ gestartet. Jetzt können Unternehmen in den Wettbewerb um den Zuschlag zum Aufbau und Betrieb von etwa 900 Schnellladestandorten in ganz Deutschland einsteigen. Das Deutschlandnetz soll die Grundversorgung mit Schnellladeinfrastruktur im Mittel- und Langstreckenverkehr mit rund 8.000 zusätzlichen DC-Ladesäulen sicherstellen. Dabei soll es die bereits vorhandenen Schnellladestandorte ergänzen und die deutschlandweite Infrastruktur weiter ausbauen.
„Laden immer und überall, das ist unser Ziel. (…) Mit dem Deutschlandnetz schaffen wir einen marktwirtschaftlichen Wettbewerb, der genau dort zum Aufbau von Schnellladeinfrastruktur führt, wo wir sie am dringendsten brauchen – auf Mittel- und Langstreckenfahrten im ganzen Land“, so Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Weiter ist er der Meinung, dass Schnellladepunkte bundesweit innerhalb zehn Minuten erreichbar sein und die Bezahlmethoden einfach und einheitlich sein müssen. Nur so gelinge es auch, die Menschen von der klimafreundlichen Elektromobilität zu begeistern. Die 900 Suchräume der Regionallose verteilen sich auf insgesamt sechs Regionen (Nord-West, Nord-Ost, Mitteldeutschland, Süd-Ost, Süd-West und West) und geben ein bestimmtes Gebiet, zum Beispiel rund um einen Verkehrsknotenpunkt, vor. In jedem Suchraum soll ein Schnellladestandort mit mindestens vier und bis zu 16 Schnellladepunkten entstehen. Die Bieter müssen geeignete Standorte innerhalb dieser Suchräume einbringen, beziehungsweise finden. Angesprochen werden mit diesem Verfahren regional tätige Betreiber sowie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU).
Finale Zuschläge erst im dritten Quartal 2022
Die Errichtung und der Betrieb des Deutschlandnetzes werde in zwei getrennten Ausschreibungen vergeben. Im Mittelpunkt der nun gestarteten ersten Ausschreibung stehen 900 Suchräume für Schnelladestandorte in 23 Regionen, die ganz Deutschland abdecken. In einer zweiten Ausschreibung sollen Aufbau und Betrieb von etwa 200 Schnellladestandorten an unbewirtschafteten Rastplätzen an den Bundesautobahnen ausgeschrieben werden. Die Ausschreibung der bundesweiten Autobahn-Aufträge werde nach eigenen Angaben im Herbst durch die Autobahn GmbH erfolgen. Die erste Phase der Ausschreibung finde als sogenannter Teilnahmewettbewerb mit einer Bewerbungsfrist von sechs Wochen statt. Nach der Prüfung und Wertung der Teilnahmeanträge erfolge dann die Aufforderung zur Abgabe des Erstangebots an die verbliebenen Bieter. Anschließend finden die Verhandlungen statt. Mit den finalen Zuschlägen für die einzelnen Gebote werde im dritten Quartal 2022 gerechnet.
Die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie ist eine Programmgesellschaft zur Forschungsförderung, die für das Bundesverkehrsministerium und das Bundesumweltministerium Förderprogramme im Bereich nachhaltiger Mobilität koordiniert. Kurt-Christoph von Knobelsdorff, Geschäftsführer der NOW GmbH kommentiert wie folgt: „Das Deutschlandnetz ist der wichtigste Baustein in unserer Strategie für das ‚Gesamtsystem Ladeinfrastruktur‘. Damit tilgen wir jetzt flächendeckend und gezielt ‚weiße Flecken‘ auf der Ladelandkarte und legen den Grundstein für das Schnellladenetz der Zukunft. Denn die große Zeit der Elektromobilität beginnt gerade erst. Das Deutschlandnetz sorgt von Anfang an dafür, dass unser Land diese Transformation vorbildlich meistert.“
Der Schritt von der Förderung zur Ausschreibung sei ein wichtiger Paradigmenwechsel bei der staatlichen Unterstützung des Ausbaus von Ladeinfrastruktur in Deutschland. Zusätzlich zu den BMVI-Förderprogrammen für öffentliche und nicht-öffentliche Ladeinfrastruktur existiert damit nun ein Ansatz, in dem für die Gewinner des Ausschreibungsverfahrens Aufbau und Gewährleistung des Betriebs der Ladepunkte vertraglich verpflichtend sind. Das BMVI lege darüber hinaus an den Standorten des Deutschlandnetzes auch zukunftstaugliche technische Mindestanforderungen wie eine jederzeit verfügbare Mindestladeleistung von 200 kW an jedem Ladepunkt, Qualitätsstandards und eine am Markt und am Strompreis orientierte flexible Preisobergrenze fest und stelle deren Einhaltung sicher. Die Bewertungskriterien für die Gebote umfassen laut Pressemitteilung Kosten, Konzept und Kundenfreundlichkeit.
Quelle: BMVI, NOW GmbH
Man freut sich, dass was in Bewegung kommt. Aber bis es soweit ist vergeht zu viel Zeit. Monatlich kommen ca. 25-40 t neue E Fahrzeuge hinzu. Das sind min. 300.000 Fahrzeuge (im Jahr) die zu ca. 80% zu Hause geladen werden. Selbst bei geringer Fahrleistung von angenommen 10.000 km im Jahr dürften somit aber immer noch über 2.100.000 zusätzliche Ladestopps an öffentlichen Schnellladesäulen hinzu kommen. Vermutlich geballt, hauptsächlich in der Ferienzeit. Das wird sicher lustig. Besser man stellt sich in den nächsten 1-2 Jahren auf Wartezeit ein.
Wie wir gelernt haben, hassen es alle bisherigen Betreiber jetzt schon. Bin mal gespannt wie der weitere Umgang damit ist. Im Kern dreht es sich darum, wie rechtssicher die Inhalte dieser Ausschreibung sind. Ist ja angeblich alles vorher geprüft worden, allerdings ist das Ministerium ja noch in Leitung von Herrn Scheuer. Da ist allzuviel Vertrauensvorschuss fehl am Platze. Habe sowieso nicht verstanden, wieso man nicht die großen Spieler im Vorfeld mit ins Boot geholt hat.
Es ist sehr zu hoffen, dass das Projekt schnell in die Zuständigkeit eines neuen Verkehrsministers wechselt, der dann hoffentlich auch ein wenig Sachverstand mitbringt! Herr Scheuer war diesbezüglich in jeder Hinsicht ein Totalausfall und ein Garant für ein teures Scheitern zu Lasten des Steuerzahlers!
Die Ausschreibungen sind richtig und wichtig, jedoch kommen diese viel zu spät.
Kürzlich war ich auf der Ferieninsel Fehmarn und musste 30 Minuten suchen, um eine freie Ladestation zu finden. Trotz EnBW App (ADAC) oder NewMotion (Shell) wurde die Belegung der Ladestationen nicht richtig angezeigt.
Alleine mir fehlt der Glaube, dass dieser Verkehrsminister etwas Vernünftiges zustande bekommt.
Naja, nächstes Jahr haben wir hoffentlich einen neuen Verkehrsminister.