Škoda-CEO Zellmer: „Simply clever“ reicht nicht mehr

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Škoda

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Škoda-Chef Klaus Zellmer sieht die Marke auf einem stabilen Kurs, warnt aber vor Selbstzufriedenheit. „Wenn man den Wunsch hegt, Titel nicht nur zu erringen, sondern auch zu verteidigen, dann ist es immer ein Fulltime-Job. Das ist wie beim Radfahren: Wenn du aufhörst zu treten, fahren alle vorbei“, sagte er im Interview mit der Automobilwoche. Nach einem erfolgreichen Jahr 2024 wolle Škoda auch 2025 „Vollgas geben“ – getragen von einem Renditeniveau, das im Konzernvergleich stark ist, und einer Modellpalette, die erweitert werden soll.

Einen Schwerpunkt legt Zellmer auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Bis 2028 soll der indirekte Personalbereich durch natürliche Fluktuation und Verrentung um 15 Prozent kleiner werden, gleichzeitig sind fünf Prozent Reinvestitionen in neue strategische Felder geplant. „Unsere Belegschaft im direkten Bereich – also beispielsweise in der Produktion – ist hiervon unberührt. Das ist möglich, weil wir beispielsweise durch Künstliche Intelligenz deutlich effizienter werden können.“ Škoda habe dazu ein eigenes „SkodaGPT“ eingeführt, das interne Abläufe von der Buchhaltung über Übersetzungen bis zur Korrespondenz beschleunige. Das Motto laute inzwischen: „No process without AI“.

Zellmer betonte jedoch: „Niemand wird seinen Job wegen KI verlieren, sondern wenn die Möglichkeiten von KI ignoriert werden.“ Beispiele aus der Praxis gebe es reichlich, etwa in der Qualitätssicherung, wo Kameras und KI schneller und präziser Abweichungen erkennen als das menschliche Auge. Auch selbstlernende Apps, die Fehlerbehebungen dokumentieren, seien bereits im Einsatz.

Škoda-Produktstrategie mit Fokus auf Plug-in-Hybride und Elektro-SUVs

In der Modellpalette sieht der Vorstandschef Lücken. „Ganz klar: der Octavia als Plug-in-Hybrid. Den müssen wir zurückbringen“, so Zellmer. Allerdings erst nach 2027, wenn die Euro-7-Norm greift und ein neuer Verbrenner-Unterbau sinnvoll ist. Parallel arbeitet Škoda an einem elektrischen Kombi, dessen erste Vision im September im Rahmen der IAA Mobility präsentiert werden soll.

Im kommenden Jahr will die Marke zudem mit dem 7S ein Elektro-SUV mit sieben Sitzen auf den Markt bringen – das einzige Modell dieser Art im Volkswagen-Konzern. Beim Thema Kleinstwagen überlässt Škoda dagegen Volkswagen den Vortritt: Während VW 2027 den ID.1 bringen will, setzt Škoda auf die Einstiegsmodelle Fabia, Kamiq und Scala.

Zellmer geht davon aus, dass 2030 noch ein hoher Anteil an Plug-in-Hybriden nötig sein wird, um die dann geltenden CO₂-Grenzwerte einzuhalten. Die ursprünglich angestrebte Quote von 50 bis 70 Prozent reiner E-Autos in Europa sei aufgrund der gebremsten Nachfrage im Markt nicht realistisch.

Elektro-Erfolge mit Elroq

Trotz der Verlangsamung im Gesamtmarkt zeigt sich Škoda bei reinen Stromern erfolgreich. Im Mai rückte die Marke im europäischen E-Auto-Ranking auf Platz zwei vor, über das gesamte erste Halbjahr 2025 liegt Škoda in den Top fünf. Der neue Elroq habe dabei eine zentrale Rolle gespielt: „Unser neuer Elroq war im April, Mai und Juni eines der bestverkauften Elektroautos in Europa. Das Auto ist super angekommen, das Design überzeugt. Aber auch die aktuelle Software-Generation, die in dem Fahrzeug verbaut ist, funktioniert reibungslos.“

Preislich sei der Elroq auf ein Niveau gebracht worden, das dem Verbrenner-Pendant Karoq entspreche – trotz höherer Batteriekosten. „Das war eine enorme Herausforderung“, so Zellmer.

Während die Verkäufe in China rückläufig sind, richtet Škoda den Blick auf Indien, wo mit dem neuen Kylaq ein kompaktes Modell unter vier Metern Länge im Markt angekommen ist. „Die Hälfte des indischen Markts machen Fahrzeuge unter vier Meter Gesamtlänge aus. Hier haben wir jetzt ein Angebot, das bereits sehr gut im Markt ankommt.“ Ein lokaler Joint-Venture-Partner soll die Position weiter stärken.

Weitere Wachstumsmärkte sind die Türkei, Israel und Vietnam. Letzteres soll mit CKD-Kits aus Indien erschlossen werden. „Natürlich haben auch andere Marken Vietnam schon als Potenzialmarkt entdeckt, genau wie Thailand und weitere Länder in der Region. Aber wir scheuen den Wettbewerb nicht“, betonte Zellmer. Die ASEAN-Region solle langfristig neben Europa zum zweiten Standbein werden.

Markenentwicklung und Renditeziele

Škoda sei nicht mehr die Marke, die nur „viel Auto für wenig Geld“ biete. Zellmer beschreibt die Neuausrichtung: „Wir waren immer die Marke, die ‘simply clever’ ist. Ein Regenschirm in der Tür oder der Eiskratzer im Tankdeckel sind cool, aber das reicht nicht mehr. Wir müssen einen Schritt weitergehen, zum Beispiel beim Design.“ Mit der Strategie Modern Solid soll Škoda unverwechselbarer werden.

Ein weiterer Erfolgsfaktor sei die Handelsorganisation: „Die Marke ist dann stark, wenn Sie in Fällen der Nachfrage, des Kümmerns, der persönlichen Beziehungen eine starke Handelsorganisation haben – und die haben wir. Sie bekommen bei Škoda immer ein bisschen mehr, als Sie erwarten.“

Finanziell zeigt sich die Stärke der Marke: Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Auslieferungen auf 509.400 Autos, Škoda rückte damit auf Platz drei der bestverkauften Marken Europas vor. Der Umsatz legte auf 15,1 Milliarden Euro zu, das Ergebnis stieg auf 1,3 Milliarden Euro. Die Rendite lag bei 8,5 Prozent. Langfristig strebt Zellmer eine zweistellige Rendite an.

Für die Zukunft formuliert er klare Ziele: „Bis Ende der Dekade wollen wir die Nummer drei in Europa werden. Und natürlich wollen wir wieder die magische Grenze von einer Million Fahrzeuge pro Jahr überschreiten.“

Quelle: Automobilwoche – Skoda-CEO Klaus Zellmer: „Der nächste Schritt ist ein elektrischer Kombi“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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