Der aktuelle Stand des Elektroauto Index offenbart es: Japan hat einen weiteren Riesensatz gemacht und ist in puncto Elektromobilität am bisherigen Spitzenreiter USA vorbeigezogen. Auch in Deutschland kommt Bewegung ins Spiel und man ist mit Frankreich auf Augenhöhe.
Im kürzlich von McKinsey neu erhobenen und von der Wirtschaftswoche veröffentlichten Stand des Elektroauto Index Evi (Electric Vehicle Index) wird Japans starkes Engagement in Sachen Elektromobilität offensichtlich. Die japanischen Autobauer setzen seit vielen Jahren auf die Entwicklung umweltfreundlicher Antriebe. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass beispielsweise Autoriese Toyota im letzten Jahr die VCD-Autoumweltliste anführte und nach und nach Hybridversionen bisheriger Modelle auf den Markt bringt. Neben rein elektrisch betriebenen Autos spielen Hybrid-Autos (Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor) eine entscheidende Rolle bei der seit April 2010 vierteljählichen, statistischen Erhebung.
Hybrid-Technologie als Wegbereiter für reine Elektromobilität
Raymond Wittmann ist Automobil-Experte bei der Unternehmensberatung McKinsey, er sagt: „Bei den technologisch führenden Autoherstellern herrscht immer mehr die Einschätzung vor, dass der Hybrid die ideale Brückentechnologie auf dem Weg zum reinen Elektroauto ist“. Autofahrer, die bisher mit konventionell angetriebenen Fahrzeugen unterwegs sind, wollen in puncto Alltagstauglichkeit und Reichweite keine Abstriche machen. Ebenso sind sie nur wenige bereit, für ein Elektroauto oder Fahrzeug mit Hybridantrieb bedeutend mehr zu zahlen. Besonders Menschen mit ausgeprägtem Umweltbewusstsein, einem guten Einkommen und eventuell noch einem Eigenheim (ideal zum Laden des Umweltautos) gehen diesen Schritt bereits und fahren zum Beispiel einen Toyota Prius.
Toyota ist unumstrittener Hybridauto-Pionier und hat bereits seit Jahren in Großserie produzierte Hybridfahrzeuge im Markt. Die erste Prius-Generation erschien bereits 1997. Während die früheren Hybridauto-Modelle allein Energie aus Bremsvorgängen speichern und für den Antrieb nutzen konnten, verfügen die neuesten Hybridmodelle – die sogenannten Plug-in-Hybride – über eine Batterie mit höherer Kapazität, die sich einfach an der Steckdose aufladen lässt und auf kürzeren Strecken den rein elektrischen Antrieb ermöglicht.
Die Absatzzahlen von Toyota bei Hybridautos sind überaus beeindruckend. Der japanische Autohersteller verkaufte in den vergangenen Jahren weltweit 3,5 Millionen Hybridautos. Ein stolzes Ergebnis, das nicht so einfach vom Himmel fällt, sondern durch jahrelange Forschung und Entwicklung zustande kommt. Das bestehende Know-how und die ständige Weiterentwicklung erleichtern den Schritt vom einfachen zum Plug-in-Hybrid. Letzterer stellt eine für den Hersteller wie für den Verbraucher kostengünstige Möglichkeit zur schrittweisen Elektrifizierung des Autos dar. Im Vergleich zu Japan hat heute keine der großen Autonationen mehr E-Autos auf den Straßen als Japan.
Der große Elektroauto-Boom soll wohl erst noch kommen. Führende Marktforschungsinstitute haben in den vergangenen Monaten wegen der Hybridautos ihre Prognosen für den Anteil der Elektroautos am gesamten Fahrzeugabsatz in Japan im Jahr 2016 angehoben: von 0,9 Prozent auf 6,6 Prozent. Die Analysten von McKinsey haben den prognostizierten Anteil der Elektroautos an der Jahres-Autoproduktion in Japan im Jahre 2016 von vormals 8,6 auf 9,7 Prozent angehoben.
Deutschland legt merklich bei Elektromobilität zu
Während man noch vor einem halben Jahr meinte, dass Deutschland den elektromobilen Trend durch langjährige Entwicklungen verschlafe und nur Konzeptstudien vorstelle, macht es nun den Anschein, dass die deutschen Autobauer die Herausforderung mittelfristig annehmen. Derzeit belegt Deutschland im Elektroauto Index Rang 4, knapp hinter Frankreich. Auch wenn sich bei Frankreich am Indexwert nur sehr wenig getan hat, soll dies nicht über die durchaus positiven Prognosen für 2016 hinwegtäuschen. Diese liegen noch immer bei 3,6 Prozent. Aktuelle Prognosen sagen für Deutschland einen Anteil der E-Autos an der gesamten Pkw-Produktion im Jahr 2016 von 3,5 Prozent voraus. Im Vergleich zum letzten Stand vor einigen Monaten konnte Deutschland um 2,6 Prozent zulegen.
„Jetzt setzen auch Mercedes, BMW und VW voll auf alle Arten des Hybridantriebs“, sagt Autoexperte Wittmann. „An deren Ende steht das rein elektrische Fahren mit Batteriefahrzeugen. Denn dies ist nun einmal die kraftstoffeffizienteste Technologie.“
Noch lieber wäre den deutschen Autobauern wohl ein E-Mobil, welches anstelle einer einer Batterie eine wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle als Energiequelle verwendet. Die Brennstoffzelle könnten die deutschen Autobauer nach heutigem Stand viel eher selbst herstellen. Anders als bei der Batterie entfiele die Wertschöpfung beim teuersten Teil des E-Autos dann auf die deutschen Autobauer. Elektroauto-Batterien dagegen kommen bislang mit nur wenigen Ausnahmen aus Asien.