Frank Weber ist seit Juli neuer BMW-Entwicklungsvorstand und ein gefragter Interviewpartner, wie unsere treuen Leser bereits im September erfahren durften. Zuletzt sprach der Manager mit Auto, Motor und Sport über BMWs neue Elektroauto-Architektur, Brennstoffzellen-Antriebe als Alternative zur Batteriemobilität sowie über die Herausforderungen der Transformation in der Autoindustrie und dem Münchner Hersteller im Speziellen.
Mit Blick auf die Elektromobilität sei es den Münchnern wichtig, „gemeinsam mit den Lieferanten“ die Zell-Chemie der Zukunft zu definieren. Das entspreche generell BMWs Entwicklungsprinzipien, das mache der Hersteller z.B. mit Getriebelieferanten ganz genauso: Mit dem Zulieferer dafür, ZF, arbeite BMW gemeinsam an der Optimierung des in Elektroautos nicht benötigten Bauteils. Das mache BMW auch „wertvoll als Partner in der Industrie“.
„Aus heutiger Sicht“ wolle BMW aber „keine Batteriezellen für Serienfahrzeuge selbst produzieren“. Es sei „nicht der richtige Moment, jetzt in die Produktion einzusteigen“, sagt Weber. BMWs Entwicklungsvorstand findet es aber „essenziell, den Prozess zu verstehen, was die beste Zelle ausmacht“. Unter anderem dies erforscht der Hersteller auch in seinem Batteriezell-Kompetenzzentrum, und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg: „Wie skaliert die Fertigung hoch, welche kommerziellen Effekte und welche Qualitätsauswirkungen hat sie? Wie können sie Millionen der besten Zelle automatisiert in perfekter Qualität von einer Fertigungsstraße laufen lassen?“, seien grundlegende Fragestellungen.
BMW will weiterhin „Flexibilität bei den Antriebsvarianten“
Die Elektromotoren hingegen entwickelt BMW selbst und fertigt sie auch selbst in seinem Werk in Dingolfing. Auch die Leistungselektronik entwickelt der Hersteller inhouse. Aktuell integriert BMW den Elektroantrieb bei vielen seiner Modelle – unter dem Schlagwort „Power of Choice“ – in die Verbrennerarchitektur. Beim kommenden iX gehe der Hersteller allerdings einen anderen Weg. Er stehe zwar „noch nicht auf einer neuen Architektur, sondern auf einer eigenen, reinen E-Plattform.“ Allerdings sollen einige seiner Komponenten, wie etwa „E-Antrieb, Motoren, Hochvoltspeicher“ auch in „Power of Choice“-Fahrzeugen wie dem kommenden 7er und 5er Verwendung finden.
Erst „ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts“ erwarte BMW „eine deutlich steigende Elektrifizierung“ und fange jetzt damit an, eine Nachfolge-Architektur zu entwickeln. Diese neue Architektur werde „den Fokus vom Verbrenner auf elektrische Antriebe verschieben“, sagt der Entwicklungsvorstand. Und auch mit dieser zukünftigen Architektur wolle sich BMW seine „Flexibilität bei den Antriebsvarianten erhalten“, so Weber, allerdings ohne hierzu konkretere Details zu nennen.
„Die Batteriezelle ist der Schlüssel zum ökologischen Fahren“
BMW ist sich Weber zufolge darüber im Klaren, dass sich die Automobilindustrie grundlegend ändern muss, um nachhaltig zu werden. Zum Beispiel sei es enorm wichtig, in der Produktion, angefangen bei den Batteriezellen, auf erneuerbare Energien zu setzen. „Sonst verlagern wir den CO2-Ausstoß lediglich – vom Fahren in die Produktion“, sagt Weber. Der Übergang zur Elektromobilität sei zwingend „mit einem Wandel des gesamten Energiesystems verbunden“. Auch in der Batteriezelle liege ein „Schlüssel zu ökologischem BEV-Fahren“, so Weber. Deshalb sei es auch wichtig, eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen, um wertvolle Batterierohstoffe mehrmals verwenden zu können.
Auch Wasserstoffautos seien eine weiter zu verfolgende Option für die Mobilität der Zukunft, findet Weber, schon allein aus recht pragmatischen Gründen: „Denken Sie an die engen Häuserschluchten in Tokyo oder Seoul: Hier kann eine für Wasserstoff umgebaute Tankstelle hunderte Fahrzeuge versorgen. Dasselbe ausschließlich mit E-Ladeinfrastruktur zu erreichen, wäre deutlich aufwändiger“, gibt er zu Bedenken. Der Wasserstoffantrieb sei „in bestimmten Regionen und Marktsegmenten in der Tat wenig sinnvoll“. In anderen „dagegen sehr“, so BMWs Entwicklungsvorstand.
Quelle: Auto Motor und Sport – „Große Wasserstoff-Pkw können sinnvoll sein!“