Am Vorabend des offiziellen Einlasses zur IAA 2017 in Frankfurt gab die Volkswagen AG zu seiner “Roadmap E” bekannt. Bei dieser handelt es sich, eigener Aussage nach, um die umfassendste Elektrifizierungsoffensive der weltweiten Automobilindustrie. Selbstverpflichtend legt sich der Wolfsburger Konzern die Bürde auf bis spätestens 2030 sein gesamtes Portfolio zu elektrifizieren. Um dies greifbar zu machen, bis 2030 wird es von jedem der rund 300 Konzernmodelle mindestens eine elektrifizierte Variante geben. Ausnahmslos über alle Marken und Märkte hinweg. Mit dieser Verpflichtung lässt sich das Unternehmen nicht nur an seinem Versprechen messen, sondern möchte die Transformation in Richtung Elektromobilität anführen.
Mit der Aussage die gesamte Flotte bis 2030 zu elektrifizieren legt sich der VW Konzern als erster Automobiler auf ein Datum für die volle E-Fähigkeit seiner Flotte fest. Bis 2025 wird der Konzern hierfür eine Batteriekapazität von mehr als 150 Gwh pro Jahr benötigen. Auf Tesla Standards gerechnet sind dies mindestens vier “Gigafactories” für Batteriezellen. Bereits in dem im Juni 2016 vorgestellten Zukunftsprogramm “TOGETHER – Strategie 2025” hatte Volkswagen die Elektromobilität als eines der zentralen Handlungsfelder fest verankert. Schon zum damaligen Zeitpunkt stand fest, bis 2025 will man die weltweite Nummer Eins in der Elektromobilität werden.
Die “Roadmap E” verleiht diesem Plan eine neue Schärfe, denn nach diesem Plan geht es nun um einiges schneller. Bis 2025 möchte der Konzern mit seinen Marken mehr als 80 neue elektrifizierte Modelle zu den Kunden bringen, darunter rund 50 reine E-Fahrzeuge und 30 Plug-In-Hybride. In den darauffolgenden Jahren wächst diese Zahl stetig in größeren Schritten weiter, um dann 2030 für jedes der weltweit rund 300 Modelle des Konzerns in allen Fahrzeugklassen und -segmenten mindestens eine elektrifizierte Variante anbieten zu können.
VW fährt Investitionen in Elektromobilität deutlich hoch
Dass alles geht natürlich nicht von jetzt auf gleich und vor allem nicht ohne die dafür notwendigen Investitionen. Daher stockt VW mit der “Roadmap E” auch direkt die Investitionen für die Industrialisierung der Elektromobilität auf. Mehr als 20 Milliarden Euro sollen sowohl in neue Fahrzeuge, die auf zwei völlig neu entwickelten Elektroplattformen basieren, in die Anpassung der Werke und die Qualifizierung der Belegschaften, in die Lade-Infrastruktur, in Handel und Vertrieb und nicht zuletzt in die Batterietechnologie und -produktion investiert werden.
Beim Thema Batterie, einem wichtigen Punkt der Strategie, setzt der Konzern auf eine mehrstufige mittel- bis langfristigen Strategie. In Salzgitter im “Center of Excellence” wurde und wird bereits die Entwicklung, Beschaffung und Qualitätssicherung aller Batteriezellen und -module gebündelt. Um dann eine erste Pilotfertigung aufzubauen, um Produktions-Know-how zu sammeln. Weiterhin wurden Ausschreibung für langfristige strategische Partnerschaften für China, Europa und Nordamerika auf den Weg gebracht.
Hierbei gilt zu betonen, dass es sich mit einem Auftragsvolumen in Höhe von insgesamt mehr als 50 Milliarden Euro allein für die Volumenfahrzeuge des Konzerns um eines der größten Beschaffungsvorhaben in der Geschichte der Automobilindustrie handelt. Mit dieser Investition deckt der VW Konzern eigener Aussage nach den Bedarf für die erste Welle der Elektromobilität ab. Auf lange Sicht bereitet man sich parallel allerdings schon auf die nächste Generation vor: die Feststoffbatterie.
“Für uns gehören Verkehrswende und Energiewende untrennbar zusammen. Und es wird entscheidend sein, jetzt schnell eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zu schaffen: in den Städten und entlang der Autobahnen. In Europa und insbesondere im „Autoland” Deutschland muss hier noch deutlich mehr passieren.
Nur dann wird das Vertrauen der Kunden wachsen. Und nur dann wird das Elektroauto aus der Nische fahren – und in den kommenden Jahren relevante Marktanteile erreichen. Ich bin überzeugt: Wenn Politik, Energiewirtschaft und Autobauer zusammenarbeiten, wird das gelingen.” – Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender VW AG
Kein Umstieg von jetzt auf gleich – konventionelles Antriebsportfolio weiter ein wichtiges Thema
Nachdem sich der Konzern mit der “Roadmap E” für eine beschleunigte Elektrifizierungsoffensive und einen zugleich geordneten Systemwechsel ausgesprochen hat, wurde auch betont, dass man den modernen Verbrennungsmotor als unverzichtbarer Brücke in das emissionsfreie Zeitalter nutzen wird. Daher wird man im Konzern bis auf weiteres das gesamte Antriebsspektrum anbieten. Aus Sicht von Müller ist dies nicht als Zeichen von Beliebigkeit, sondern als Gebot der Vernunft zu verstehen.
Volkswagen wird daher auch in den kommenden Jahren in die kontinuierliche Verbesserung seiner konventionellen Antriebe investieren. So bekommt jeder neue Diesel-Motor des Konzerns künftig serienmäßig einen SCR-Katalysator. Die neuen Benziner werden flächendeckend mit Ruß-Partikelfiltern ausgestattet. Weitere signifikante Verbesserungen bei Verbrauch und Emissionen werden mit der nächsten Motorengeneration für die Zeit ab 2019 erwartet.
Weiterhin beschäftigt sich das Unternehmen mit synthetischen Kraftstoffen aus regenerativen Energien, die Verbrennungsmotoren CO2-neutral antreiben können. Selbst Erdgasfahrzeuge sind noch nicht von der Bildfläche verschwunden und das Angebot soll weiter ausgebaut werden. Federführung hat hier Audi die Brennstoffzellen-Technologie in Richtung Marktreife entwickeln möchten.
Quelle: VW AG – Pressemitteilung vom 11.09.2017