Opel will in Europa ab 2028 eine reine Elektroauto-Marke sein. In einem Interview mit Electrified erklärte Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz, wie die Stellantis-Marke die Umstellung auf E-Autos bewerkstelligen will. Und welche weiteren Baustellen es noch gibt, bis Mobilität wirklich nachhaltig ist.
„Es gibt keinen Weg zurück“, sagt Hochgeschurtz über den Übergang zur reinen E-Mobilität. „Europa und Deutschland haben beschlossen, dass wir in eine CO2-neutrale Zeit gehen. Dafür braucht man CO2-freie Fahrzeuge“, so der Opel-Chef. Aktuell machen E-Autos und Teilzeitstromer – also Plug-in-Hybride – etwa zehn Prozent vom Gesamtabsatz aus. Mit „Tendenz klar steigend!“, so der Manager.
Hilfreich bei der Transformation zur E-Auto-Marke ist die Zugehörigkeit zum Stellantis-Konzern mit seinen 14 Marken, dem weltweit viertgrößten Autohersteller. Daher genieße Opel „eine Vielzahl von Vorteilen. Diese Vorteile liegen nicht etwa nur im günstigeren Teile-Einkauf, sondern auch im Zugang zu Technologien, die wir als eigenständige Marke so nicht hätten“, erklärt Hochgeschurtz. Umgekehrt bringe der deutsche Hersteller seine „Expertise und die Traditionsmarke Opel in den Konzern ein“. Opel stehe weiterhin „für deutsche Ingenieurskunst und bezahlbare Technologien für eine breite Käuferschaft“ und sei als „eine von nur zwei Marken in der Markengruppe ‚Upper Mainstream‘ angesiedelt und deshalb von großer strategischer Bedeutung für Stellantis“. Gerade im Heimatmarkt Deutschland, wie der Opel-Chef anmerkt.
Auf dem Weg zur E-Auto-Marke will Opel zunächst ab 2024 in allen Baureihen mindestens eine elektrifizierte Version anbieten. „Und 2028 werden wir in Europa eine reine elektrische Marke sein“, sagt Hochgeschurtz. Der Trend sei „unumkehrbar“, so der Opel-Chef: „Es wird in Europa Städte geben, die vielleicht schon vor 2030 Einfahrtsverbote für Verbrenner haben werden. Wie schnell diese Entwicklung geht, ist heute nicht absehbar. Aber wir sind gut vorbereitet“, sagt der Manager. Außerhalb Europas allerdings sei es „nicht klar, wie schnell die Elektrifizierung vorangeht“. Fakt aber sei: „Wenn wir das Pariser Klimaabkommen ernst nehmen und das 1,5 Grad-Ziel einhalten wollen, gibt es keinen anderen Weg als das elektrifizierte Auto“.
„Es macht keinen Sinn, den Wandel hinauszuzögern“
Deshalb gehe es auch darum, „welcher Hersteller bei der Umstellung auf reine E-Autos am schnellsten ist“, um sich frühzeitig Wettbewerbsvorteile zu sichern. Hochgeschurtz ist aber auch bewusst, dass die E-Mobilität „nicht nur Freunde“ hat. „Es ist aber bei jeder größeren Technologieveränderung so, dass es Widerstände und Herausforderungen gibt“.
Er denke auch an Arbeitsplätze und Aufgaben, die sich ändern werden: „Wo sich Mitarbeiter heute etwa mit Batterien beschäftigen, hatten sie bisher viel mit mechanischen Teilen zu tun. Diesen Wandel müssen wir vorantreiben. Es macht keinen Sinn, ihn hinauszuzögern“, sagt Hochgeschurtz.
Damit ein Land wie Deutschland klimaneutral werden kann, sei aber noch sehr viel mehr zu tun, als nur Fahrzeuge zu elektrifizieren: „Wenn wir über CO2-freie Fahrzeuge sprechen, muss auch der Energiemix, der dafür verwendet wird, CO2-frei sein. In diesen Bereich muss weiter kräftig investiert werden“, sagt Hochgeschurtz. „Der Strom für die E-Mobilität muss auch grüner Strom sein“. Auch bei der Ladeinfrastruktur gelte es, „deutlich mehr Tempo aufzunehmen“.
Quelle: Electrified – „Wir bei Opel sind es gewohnt, Innovationen schnell umzusetzen“
Gut, dass hier das Thema Verbrennerverbote in Großstädten angesprochen wird. Das scheint ja für viele Verbrenner Fans ein eher abstraktes Drohszenario zu sein. Bis es in der ersten Stadt in Ihrer Nähe passiert, dann wird Panik ausbrechen. Nicht im Blick sind schützenswerte Orte, wie Kurbäder, Gebirgslandschaften, Küsten und Inseln. Je mehr Elektroautos es geben wird, desto weniger akzeptabel wird es, durch diese Regionen noch mit einem Verbrenner fahren zu dürfen. Das wird schon, nach meiner Prognose, in 2-3 Jahren richtig unlustig, mit einem Verbrenner da hinzufahren, wo es schön ist.
Die Botschaft scheint langsam ja auch bei allen Herstellern anzukommen. BMW fremdelt noch damit, aber auch die werden das noch realisieren (siehe Sonderschichten wegen i4 Nachfrage). Ich vermute mal das sind zwei Kräfte am Werk: Im Premium-Bereich lässt sich die Wende ja für den Kunden relativ einfach darstellen. Der Kaufpreisunterschied zwischen Verbrenner und Elektro ist relativ gering. Ein BMW iX kostet 100k€, ein BMW X5 auch ganz schnell mit entsprechende Motorisierung. Gleichzeitig hat man aber viel geringere Unterhaltskosten wenn man alleine mal (um im Beispiel zu bleiben) gut und gerne 12-15Liter Super/Super+ eines X5 gegen 20-25kWh eine iX auf 100km rechnet.
Im unteren Preissegment dürfte ein Kostendruck entstehen durch strengere Abgasnormen deren Einhaltung immer teurer wird und sich für Kleinwagen nicht mehr darstellen lässt. Das zwingt einen dann zur Elektrifizierung. Aber im Endeffekt wird das Auto dann so oder so teurer.
Aber die Energiewende muss man natürlich auch hinkriegen, was nun dann nicht mehr in die Verantwortung der Autohersteller fällt (außer dass sie ihre Dächer vermutlich eh schon mit PV zupflastern). Da ist insbesondere die Politik am Zug und da sehe ich schwarz. Die angepeilten 200GW PV bis 2030 zum Beispiel sind zwar ein Anfang, reichen aber bei weitem nicht. Dazu kommt die Frage bei dem schon dafür notwendigen 5fachen jährlichen Ausbau: wer soll das alles installieren? Die Betriebe sind mit dem aktuellen Ausbau schon voll bis zur Oberkante. Winterpause gibt es bei denen nicht mehr.
E-Autos: „Es gibt keinen Weg zurück“Jede weiter Diskussion ist eigentlich sinnlos!