Ab dem 01. September gilt für alle neuzugelassenen Fahrzeuge das neue Messverfahren WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) als Standard. WLTP löst hiermit nicht nur den seit geltenden NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) ab; der seit 1992 verwendet wird, sondern liefert Testergebnisse deutlich näher am Fahrgeschehen. Im Zusammenspiel mit dem WLTP müssen auch die Einhaltung der Grenzwerte im sogenannten RDE-Straßentest (Real Driving Emissions) nachgewiesen werden. Sowohl für Verbrenner-, Dieselfahrzeuge als auch Autos mit alternativem Antrieb bringt diese neue Betrachtungsweise Vorteile mit sich.
„Kunden profitieren vom WLTP, weil er einen realistischeren Vergleichsmaßstab für die Verbrauchs- und Emissionswerte verschiedener Fahrzeugmodelle liefert.“ – Ola Källenius, Vorstandsmitglied der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung
Mercedes geht soweit und vergleicht die Einführung des WLTP mit einer Währungsreform. Begründet ist dies dadurch, dass sich die Fahrzeuge selbst technisch nicht verändern. Diese werden lediglich nach neuen Anforderungen vermessen. Beim Stuttgarter Automobilhersteller hatte man eigener Aussage nach bereits in der Vergangenheit nicht nur den NEFZ-Verbrauch im Blick, sondern auch den realen Verbrauch im Kundenbetrieb. Als Beispiel zählt Källenius den aerodynamischen Ansatz der eigenen Fahrzeuge auf. Dieser wirkt sich zwar im Realbetrieb aus, beim bisherigen NEFZ aber nur minimal.
Weiterhin muss auch die Einhaltung der Grenzwerte im sogenannten RDE-Straßentest (Real Driving Emissions) nachgewiesen werden. Der Aufwand für eine Zertifizierung nach WLTP ist etwa doppelt so hoch wie nach NEFZ. Begründen lässt sich dadurch, dass das Regelwerk deutlich umfassender ist und viele verschiedene Einzeltests und ganz neue Vorgehensweisen enthält. Für den Automobilhersteller selbst sind die Anforderungen an die Testdurchführung, die Ergebnisauswertung und Dokumentation deutlich höher. Ebenso sei der Aufwand für jede einzelne Prüfung stark gestiegen.
Unterschiede vom WLTP-Fahrzyklus zum NEFZ lassen sich wie folgt zusammenfassen: WLTP dauert zehn Minuten länger und kommt nur noch auf 13 Prozent Standzeit (NEFZ: 23,7 %). Die gesamte Zykluslänge beträgt ca. 23 Kilometer – ist also mehr als doppelt so lang wie der NEFZ mit 11 Kilometern. WLTP beinhaltet höhere Geschwindigkeiten bis 131 km/h (NEFZ: 120 km/h), das Durchschnittstempo steigt auf 46 km/h (NEFZ: 34 km/h), und er setzt die Fahrzeuge stärkeren Temposchwankungen aus.
Sprich, die Prüfvorgaben sind deutlich strenger. Weiterhin beschränkt man sich beim Test nicht mehr nur auf die Basisvariante eines Modells, sondern betrachtet auch die Modelle mit Sonderausstattung. Zusätzlich wird im Rahmen eines Straßentests, dem sogenannten RDE (Real-Driving-Emissions-Test), geprüft, dass die Euro‑6-Grenzwerte für Stickoxide und Partikelanzahl unter Berücksichtigung von Konformitätsfaktoren nicht überschritten werden.
Quelle: Mercedes Benz – Pressemitteilung vom 26.01.2018