Die Mercedes-AMG will, wie auch der Mutterkonzern Mercedes-Benz, konsequent den Weg der Elektrifizierung gehen – die ersten elektrifizierten Fahrzeuge starten in diesem Jahr. Nun unternimmt die Performance- und Sportwagenmarke den nächsten zukunftsweisenden Schritt und baut ein hochautomatisiertes Prüffeld zur Entwicklung von elektrifizierten Hochleistungsantrieben und elektrischen Komponenten. Anfang März fand der offizielle Spatenstich für das neue „Technikum“ statt. Damit investiere AMG in wichtige Zukunftsthemen und bekenne sich klar zum Standort Affalterbach, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung.
In Affalterbach, zwischen der Benz- und Maybachstraße, soll bis 2022 das neue Technikum mit einer Gesamtfläche von mehr als 5000 Quadratmetern über drei Etagen entstehen. Dabei handle es sich um ein neues hochautomatisiertes Prüffeld für die Entwicklung von elektrifizierten Hochleistungsantrieben und elektrischen Komponenten. Mit zwei Allrad-Prüfständen und einem Hochvolt-Prüfstand für Batterien richte sich AMG damit für die Zukunft aus, bei Bedarf biete das Gebäude weitere Ausbaustufen.
„Mit unserem neuen Testzentrum können wir Fahrzeugkomponenten und Prototypen unter realistischen Bedingungen erproben und sie in einem frühen Entwicklungsstand auf Herz und Nieren prüfen. So gewinnen wir nicht nur Zeit im Entwicklungsprozess, sondern steigern auch die Ergebnisqualität.“ – Jochen Hermann, Mitglied der Geschäftsführung und Chief Technology Officer der Mercedes‑AMG GmbH
Die Allrad-Prüfstände sollen die Ingenieure in Affalterbach bei der Simulation realer Fahr- und Umweltbedingungen unterstützen: An die vier Maschinen eines Prüfstands werden die vier Radnaben eines Fahrzeugs gekoppelt und spiegeln so real wirkende Fahrwiderstände, um ein straßennahes Fahrverhalten abzubilden. Einer der Prüfstände ist zudem mit einer Klima-Höhenkammer ausgestattet. Mittels Unterdruck kann eine Höhe von bis zu 5000 Metern über NN bei einer Temperatur von bis zu -30°C dargestellt werden. Bei den Tests sitzt der Entwickler nicht im Fahrzeug, sondern steuert dieses automatisiert aus einem Bedienraum. Damit leiste die AMG auch einen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft: Durch den Einsatz der Prüfstände müssen weniger Testkilometer im Realbetrieb zurückgelegt werden.
Egal ob arktische Temperaturen oder tropisches Klima – der Hochvolt-Prüfstand mit Klimakammer ermöglicht, die am Standort Affalterbach entwickelten Hochvolt-Batterien in einem Temperaturbereich von -40 bis +80°C vollautomatisiert zu prüfen. So gelinge es, nahezu jeden denkbaren Fall zu testen, der in der Betriebszeit auf ein Batteriesystem zukommen könnte. Der Fokus liege hierbei insbesondere auf der Sicherheit, der Dauerhaltbarkeit sowie der Funktion und Leistung unter Extrembedingungen. Während sich in der Natur die Umweltvoraussetzungen in Sekundenschnelle ändern und nie gleich sind, können sie am Prüfstand unendlich wiederholt werden. Die umfangreiche Messtechnik des neuen Prüfzentrums und der hohe Automatisierungsgrad führen so zu reproduzierbaren und gesetzeskonformen Prüfbedingungen.
Bei dem geplanten Bau des Technikums verpflichte sich AMG laut eigener Aussage der Nachhaltigkeit. Das Ziel sei die Realisierung einer hocheffizienten Gebäudetechnik und Anlagenausstattung am Standort, zum Beispiel durch den Einsatz modernster rekuperativer Wärmerückgewinnungssysteme und einer großen Zisterne als Energiespeicher. Die Beheizung des Gebäudes soll größtenteils aus eigener Prozessabwärme durchgeführt werden, bei Wärmeüberschuss sei die Einspeisung in ein Nahwärme-Verbundnetz möglich.
Quelle: Mercedes-Benz – Pressemitteilung vom 04.03.2021