Honda will ab 2040 nur noch klimaneutrale Fahrzeuge verkaufen, sei es per Batterie oder Wasserstoff als Antrieb. Das teilte der neue Honda-Präsident Toshihiro Mibe bei einer Präsentation des japanischen Herstellers mit. Bis 2050 soll der gesamte Konzern klimaneutral wirtschaften. Für das Vorhaben hat sich Honda einige Zwischenziele gesetzt: Bis 2030 etwa sollen Elektro- und Wasserstoffautos in China und den USA einen Anteil von 40 Prozent aller Verkäufe ausmachen, bis 2035 sollen es 80 Prozent sein.
„Dies sind herausfordernde Ziele, und um sie zu erreichen, müssen wir eine gemeinsame Anstrengung in unserer gesamten Wertschöpfungskette unternehmen“, sagte Mibe, der den japanischen Hersteller seit wenigen Wochen leitet. Honda konzentriere sich bei seinen Plan auf drei Säulen: CO2-Neutralität, erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft. Das gelte für die gesamte Motorrad- und Automobilpalette. Auch in stationäre Batteriespeicher will Honda investieren.
Aus hiesiger Sicht ist allerdings erstaunlich, dass Mibe Europa in seiner Präsentation mit keinem Wort erwähnte. Es sieht so aus, als würde Honda in Europa nur noch Produkte verkaufen, die in und für andere Märkte produziert wurden, zumal der japanische Hersteller sein Werk in Swindon in Großbritannien verkauft hat und dort im Juli 2021 die Produktion beenden will.
Erst GMs Ultium-, dann eine eigene Honda-Plattform
Mit seinem nordamerikanischen Partner General Motors entwickle Honda derzeit zwei große Elektroauto-Modelle, die auf der Ultium-Plattform von GM mitsamt den Ultium-Batterien aufbauen sollen. Die beiden Modelle sollen 2024 in den Verkauf gehen, eines als Honda-Modell und das zweite als Modell des Performance-Ablegers Acura. Ab der zweiten Hälfte der 2020er Jahre will Honda eine Reihe neuer E-Auto-Modelle auf den Markt bringen, die auf der e:Architecture stehen sollen, einer völlig neuen von Honda selbst entwickelten Elektroauto-Plattform. Diese E-Modelle sollen zuerst auf dem nordamerikanischen Markt und dann in anderen Regionen der Welt eingeführt werden, wozu wahrscheinlich auch Europa zählen dürfte.
In China will Honda stärker auf die Tube drücken und seine bestehenden lokalen Ressourcen nutzen, um innerhalb von fünf Jahren zehn neue E-Modelle der Marke Honda vorstellen zu können. Der erste neue China-Stromer soll auf dem Honda SUV e:prototype basieren und im Frühjahr 2022 in den Verkauf gehen. In China will Honda für seine E-Auto-Strategie die Zusammenarbeit mit seinem Batteriepartner CATL stärken. Ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts rechnet Honda damit, bei der Batterietechnologie auf Festkörperakkus umzustellen, die eine hohe Kapazität bei niedrigen Kosten realisieren sollen. Dafür will der Hersteller Entwicklungs- und Forschungskapazitäten in Japan verstärken.
Für den weiteren Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien will Honda auch die Nutzung von Wasserstoff proaktiv fördern, sowie die Einführung von CO2-neutralen Kraftstoffen in Bereichen beschleunigen, wo die Elektrifizierung schwierig ist, z.B. bei Flugzeugen. Außerdem will der Konzern effiziente Möglichkeiten zur Wiederverwendung und zum Recycling von Batterien und allen anderen für dem Fahrzeugbau notwendigen Materialien erforschen. In Zukunft wolle Honda nur noch Produkte entwickeln, die zu 100 Prozent aus nachhaltigen Materialien bestehen.
Auch Zweiräder sollen elektrisch werden
Honda will sich Mibe zufolge bemühen, mit seinen Nachhaltigkeitsinitiativen die Motorradindustrie mit einem Ansatz anzuführen, der nicht nur die Elektrifizierung, sondern auch die Verbesserung der Kraftstoffeffizienz von Benzinmotoren, die Nutzung von Biokraftstoffen und andere Strategien umfasst. Etwa indem die Batterie getrennt vom Motorrad betrachtet wird: Honda plant Mibe zufolge für seine Zweiräder in Industrieländern den Aufbau eines flächendeckenden Netzes an Batteriewechsel-Stationen. Die „Mobile Power Pack“ genannten Akkupakete sollen mit Elektrofahrzeugen anderer Hersteller kompatibel gemacht werden, um einerseits dem Komfort für die Nutzer zu erhöhen und andererseits mit Skalierungen das ganze profitabel zu gestalten.
Zu diesem Zweck habe Honda bereits ein Konsortium mit anderen Motorrad-Herstellern aus Japan und Europa gegründet, um die Technologiestandards für die austauschbaren Batterien zu entwickeln. Honda habe zudem die Vision, Mobile Power Pack-Anwendungen über Motorräder hinaus auf Produkte zur Stromversorgung sowie der Mikromobilität auszuweiten. Bis 2024 will Honda drei neue Elektro-Roller und -Motorräder in den Zweiradklassen unterhalb von 125ccm einführen.
Ebenfalls bis 2050 will Honda die Vision Zero realisieren – eine Mobilität ohne Unfälle und Verkehrstote. Und zwar sowohl für Automobile als auch Motorräder. Letztere seien dabei – kaum verwunderlich – die größte Herausforderung.
Quelle: Honda – Pressemitteilung vom 23.04.2021