Über Mercedes-Benz Cars auf der IAA 2017 hatte ich bereits ein paar Worte verloren. Auch, dass das erste voll-elektrische EQ Konzeptfahrzeug im Kompaktsegment seine Weltpremiere auf der IAA 2017 feiern wird bleibt nicht unerwähnt. Doch nun können wir bereits gut zwei Wochen vor der IAA 2017 ein Blick auf das autonome Konzeptfahrzeug smart vision EQ fortwo werfen. Ein Konzeptfahrzeug, welches alle vier Kompetenzfelder von CASE aufgreift. CASE steht hierbei für die strategischen Säulen Vernetzung (Connected), autonomes Fahren (Autonomous), flexible Nutzung (Shared & Services) und elektrische Antriebe (Electric).
“Der smart vision EQ fortwo ist unsere Vision der urbanen Mobilität der Zukunft, es ist das radikalste Carsharing-Konzeptauto überhaupt: vollautonom, maximal kommunikativ, freundlich, umfassend personalisierbar und natürlich elektrisch. Wir geben mit dem smart vision EQ fortwo den Themen ein Gesicht, mit denen Mercedes-Benz Cars in der CASE-Strategie die Vorstellungen von zukünftiger Mobilität beschreibt.” – Annette Winkler, CEO Smart
Der smart vision EQ fortwo und seine vier CASE-Säulen
Dass der smart vision EQ fortwo als erstes, autonomes Konzeptfahrzeug die vier CASE-Säulen in sich vereint hat Annette Winkler bereits betont, wie sich dies im Alltag äußert betrachten wir nachfolgend ein wenig genauer. Von Daimler selbst wird der smart vision EQ fortwo als eine neue Vision des Carsharings beschrieben. Dies mag daran liegen, dass derzeit bereits alle 1,4 Sekunden irgendwo auf der Welt ein car2go Fahrzeug gemietet wird und die Anzahl der über 2,6 Millionen Kunden weltweit weiter steigt.
Betrachtet man jüngste Studien, dann kann man davon ausgehen, dass sich die weltweite Anzahl von Carsharing-Nutzern bis 2025 auf 36,7 Millionen verfünffachen wird. Ein Feld, in welchem car2go natürlich das eigene Geschäft weiter ausbauen möchte. Großen Erfolg hat hierbei das sogenannte Free-Floating-Prinzip mit sich gebracht. Das Auto muss nicht an festen Stationen abgeholt und zu ihnen zurückgebracht werden, sondern kann überall im Geschäftsgebiet angemietet und abgestellt werden. Aus Sicht von Daimler ist der smart vision EQ fortwo wie geschaffen für diese Einsatzzwecke.
In Verbindung mit autonomen Fahren wird das Carsharing für die Nutzer des Angebots noch bequemer. Dank Schwarmintelligenz und autonomem Fahren eröffnet der smart vision EQ fortwo eine neue Ära des Carsharings: Nutzer müssen das nächste freie Auto nicht suchen – es findet sie und holt seine Passagiere direkt am gewünschten Ort ab. Danke der Schwarmintelligenz und der daraus errechneten beziehungsweise ermittelten Vorhersagen ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass der nächste smart vision EQ fortwo näher bei einem ist, als man denkt. Auch für Carsharing-Anbieter car2go bringt dies seine Vorteile mit sich, denn die Auslastung steigt und zugleich verringern sich Verkehrsaufkommen und Parkflächen im urbanen Raum.
Im Bereich Connected glänzt der smart vision EQ fortwo durch vielfältige Individualisierungsmöglichkeiten, die aus meiner Sicht deutlich zeigen, dass es sich hierbei noch um ein Konzept handelt. Als Fahrer des Fahrzeugs kann man das Black Panel an der Front sowie große seitliche Projektionsflächen personalisieren. LED-Displays an Stelle der Scheinwerfer zeigen sowohl klassische Fahrgrafiken (von sportlich bis neutral) sowie augenähnliche Formen, über die das Fahrzeug auf einer menschlicheren Ebene kommunizieren kann. Auch über die Rücklichter können neben der klassischen Darstellung detaillierte Informationen gegeben werden – etwa Warnungen oder Verkehrsinformationen.
Noch futuristischer wird es bei der Betrachtung der Individualisierungsmöglichkeiten des Frontgrills. Dieser dient zum einen der Personalisierung und zum anderen der Kommunikation mit der Umgebung. Weiterhin sind die Türen des Showcars mit einer schaltbaren Folie bezogen. Diese können beispielsweise als Werbefläche für lokale Events, das Wetter, Nachrichten oder ganz simpel zur Anzeige der Uhrzeit dienen, wenn das Auto unbesetzt ist. Auf dem Black Panel Grill ist zu erkennen, ob der smart einzeln oder zu zweit besetzt ist.
Der Connected-Ansatz des smart vision EQ fortwo steigert allerdings auch die menschliche Interaktion. So kann man über die 1+1-Sharing-Funktion ungezwungen mit interessanten Nutzern in Kontakt kommen. Mögliche Mitfahrer werden anhand ihrer hinterlegten Profile und aktuellen Fahrtwünsche vorgeschlagen und können akzeptiert oder abgelehnt werden. Bei einer Fahrt zu zweit werden auf dem großen Display im Innenraum gemeinsame Interessen wie letzte Konzertbesuche oder ausgeübte Sportarten angezeigt. Sicher kein schlechter Ansatz, wenn man gerade nicht weiß, worüber man sich beim ersten Kennenlernen unterhalten soll.
Verglichen mit der kreativen und auch durchdachten Ausgestaltung, der drei bereits aufgeführten CASE-Säulen des autonomen Konzeptfahrzeugs smart vision EQ fortwo wirkt die Tatsache, dass dieser elektrifiziert ist gar nicht mehr so berauschend. Das Konzeptfahrzeug verfügt über einen Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 30 kWh. Ist er nicht im Einsatz, nutzt er seine autnome Fähigkeit und steuert selbstständig eine Ladestation an, um neue Energie zu laden. Allerdings sollen die Fahrzeuge nicht nur Energie in sich aufnehmen, sondern diese auch wieder abgeben. Der smart vision EQ fortwo kann sich induktiv ans Stromnetz “andocken”, Strom abgeben und so das Netz als “Schwarmbatterie” entlasten.
Design des autonomen Konzeptfahrzeugs smart vision EQ fortwo
Abgesehen von der konsequenten Umsetzung der CASE-Strategie von Mercedes Benz weiß auch das Design des smart vision EQ fortwo aufzufallen. Zwei Personen finden im 2.699 mm langen, 1.720 mm breiten und 1.535 mm hohen Konzeptfahrzeug Platz. Das Fahrzeug kommuniziert über einen Black-Panel-Grill und LED-Displays, die Scheinwerfer und Heckleuchten ersetzen. Die Seitenfenster sind mit Spezialfolie überzogen, auf die von innen Informationen projiziert werden können, hatte ich so bereits unter dem Punkt Connected aufgegriffen. Im Interieur ist im Frontbereich ein Black-Panel-Display für User-Interface-Aktivitäten eingebaut.
“Der smart vision EQ fortwo verkörpert den urbanen Luxus der Zukunft. Es ist ein radikaler Ansatz mit einem coolen und reduzierten Design. Das Showcar hat smart-typische Proportionen, mit akzentuierten, ausgeprägten Radläufen an den vier Ecken und ohne Ãœberhang. Eine Vielzahl an digitalen Oberflächen in Exterieur und Interieur ermöglicht die nächste Stufe der Kommunikation zwischen Mensch und Automobil. Der Kunde erhält die Möglichkeit, das Fahrzeug nach seinen individuellen Bedürfnissen zu personalisieren.” Gorden Wagener, Chief Design Officer Daimler AG
Das Design des smart vision EQ fortwo hat seinen Namen “One-and-a-half-box”-Design wahrlich verdient. Stark betonte Radhäuser, kurze Ãœberhänge sowohl an Front und Heck zeichnen das Konzeptfahrzeug und lassen diesen deutlich als smart erkennen. Am auffälligsten dürfte gerade aufgrund dieser Gemeinsamkeiten mit aktuellen Serienfahrzeugen das Türkonzept sein. Der Einstieg wird sowohl für Fahrer, als auch Beifahrer dadurch erleichtert, dass sich die beiden Türen platzsparend flügelartig über die Hinterachse hinwegdrehend öffnen lassen. Weiterhin wird hierdurch die Kollisionsgefahr mit Radfahrern oder Fußgängern reduziert.
Die Brücke zum typischen EQ-Design wird durch roségoldfarbene, dreidimensionale Elemente in den Rädern und im Diffusor geschlagen. Die Seitenscheiben sind mit einer auslaufenden hexagonalen Grafik gestaltet. Weißmetallische Flächen und dunkel getönte Glasflächen verstärken den modernen, futuristischen Look des Fahrzeugs.
Im inneren zeigt der smart vision EQ fortwo einen coolen und futuristischen Look, der mit warmen Akzenten in Roségold kombiniert wird. Es wird konsequent auf Lenkrad und Pedale verzichtet. Gesteuert wird das Showcar des Daimler Konzerns mit einem persönlichen Mobile Device oder per Spracheingabe. Durch den Verzicht auf konventionelle Bedienelemente wirkt der in weiß gehaltenen Innenraum noch großzügiger. Das Armaturenbrett wird ebenfalls in seiner bekannten Form nicht mehr wiederzufinden sein. Anstatt dessen gibt es einen 24 Zoll Bildschirm zu sehen, der von einem roségoldfarbenen Rahmen eingefasst wird.
Der “Shared”-Gedanke der CASE-Strategie wird auch durch solch vermeintliche Kleinigkeiten wie die mit innovativen und hochwertigen Kunstleder bezogenen weißen Sitzflächen umgesetzt. Denn diese sind leicht und unkompliziert zu reinigen und dadurch auch bei mehreren Fahrern stets hygienisch. Die loungeartige Sitzbank bietet bis zu zwei Mitfahrern Platz. Eine versenkbare Mittelarmlehne schafft bei Bedarf Abstand zwischen den Personen oder dient als Ablagemöglichkeit. Auf Ablagemöglichkeiten muss man trotz der begrenzten Größe des Fahrzeugs nicht verzichten. So können beispielsweise unter blauen Gummispannbändern Gepäck und persönliche Accessoires angebracht werden.
Definitiv ein Konzept, welches nicht nur durch sein futuristisches Design aufzufallen und sicherlich auch zu gefallen weiß. Persönlich spricht mich die bisher angedachte, konsequente Umsetzung der CASE-Strategie sehr an. Da ist man wirklich gespannt, wie es in einigen Jahren auf unseren Straßen aussehen wird.
Quelle: Daimler AG – Pressemeldung vom 30.08.2017