Elektroautos haben eine deutlich bessere CO2-Bilanz als Benziner und Diesel. Umso mehr, je höher der Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz ist. Soweit nichts neues. Die Umwelt- und Verkehrs-NGO Transport & Environment (T&E) hat eine neue und recht interessante Studie vorgelegt, die die CO2-Emissionen nach einzelnen EU-Ländern und den Gegebenheiten der Akku-Produktion aufschlüsselt.
Die Studie von T&E hat auch untersucht, welches Potenzial es gibt, um die CO2-Bilanz von Elektroautos zu verbessern. Die wichtigste Maßnahme dabei ist, den Anteil der erneuerbaren Energie stark zu erhöhen. Je höher der Anteil von Wasser, Wind und Sonne am Strommix, umso niedriger die CO2-Emissionen der E-Autos. Ein weiterer Hebel zur Verbesserung der Umweltbilanz von Stromern ist die Batterieproduktion. Während eine in China hergestellte Batterie für einen Mittelklasse Elektrowagen im Schnitt 6,6 Tonnen CO2 verursacht, reduziert sich der CO2-Ausstoß bei Herstellung in Europa auf durchschnittlich 4,5 Tonnen.
Derzeit verursacht im EU-Schnitt ein Mittelklasse-Elektroauto in der Gesamtbilanz, also inklusive Herstellung von Fahrzeug und Batterie, pro Kilometer 99 Gramm CO2, wie die Studie zeigt. Ein Diesel-Fahrzeug ist für 234 Gramm, ein Benziner für 253 Gramm je Kilometer des Treibhausgases verantwortlich, so der T&E-Vergleich. Wird der Kompaktstromer mit dem deutschen Strommix getankt und unter der schlechtesten Annahme, dass der Akku in China gebaut wurde (wo der Strommix sehr „dreckig“ ist), verbessert sich die CO2-Bilanz immer noch um gut die Hälfte (56 Prozent) auf 117 Gramm CO2 pro Kilometer. Am saubersten sind Elektroautos in Schweden mit 60 Gramm CO2 je Kilometer. Aber selbst beim Schlusslicht Polen, wo sehr viel Kohlestrom durch die Leitungen fließt, ist die Klimabilanz mit 183 Gramm CO2 je km immer noch um gut ein Drittel (29 Prozent) besser als die eines Verbrenners.
„Früher wurde die Umweltbilanz von Pkw fast ausschließlich am Spritverbrauch gemessen. Dank der Elektroautos ist es mittlerweile selbstverständlich, auch die durch die Herstellung der Fahrzeuge verursachten Emissionen mit einzubeziehen. Und die sind auch bei Pkw mit Verbrennungsmotor beträchtlich“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Bei der Herstellung eines Pkw mit Verbrennungsmotor werde im Schnitt so viel CO2 ausgestoßen, wie durch das Fahren von rund 30.000 Kilometer mit diesem Auto. Soviel Kilometer braucht ein effizientes Elektroauto im übrigen auch, um seinen produktionsbedingten Klima-Nachteil gegenüber dem Verbrenner auszugleichen.
Auf EU-Ebene kann mit niedrigeren CO2-Grenzwerten für Neuwagen die für die Bewältigung der Klimakrise nötige Transformation in Richtung klimaverträgliches Verkehrssystem beschleunigt werden. Je niedriger der Anteil der neuen Pkw mit Verbrennungsmotor, umso besser für die Luftqualität. Die durch den Verkehrsrückgang deutlich verbesserte Luftqualität hat gezeigt, wie stark vor der Corona-Krise die Abgase des Verkehrs die Luft verschmutzt haben.
T&E argumentiert in seiner Studie, dass moderne Batteriefabriken nur mehr halb so viel CO2 verursachen wie noch vor wenigen Jahren angenommen. Alte Studien dazu seien deshalb als überholt zu betrachten. Die Zusammensetzung der Stromquellen habe sich ebenfalls sehr zugunsten erneuerbarer Energieträger verändert, dies werde sich im Laufe der Lebenszeit der Fahrzeuge noch weiter verbessern – auch diese erwartete Verbesserung beim Strommix rechnet T&E mit ein.
Außerdem berücksichtigt die Studie die oft nicht in Berechnungen einbezogene Graue Energie, die CO2-Emissionen, welche die Ölwirtschaft von der Quelle bis zur Tankstelle verursacht. Im Gegenzug wurden aber auch die Energieverluste bei der Stromübertragung und beim Ladevorgang berücksichtigt. T&E nimmt zudem an, dass die Haltbarkeit von Batterien inzwischen deutlich zugenommen hat und Elektroautos ohne Batterietausch ebenso weit fahren können, wie Verbrenner. Die durchschnittliche Kilometerleistung über 15 Jahre veranschlagt T&E dabei mit 170.000 km für kleine Fahrzeuge, 225.000 km für Mittelklassewagen, 280.000 km für große und dann noch bis zu 500.000 km für beruflich genutzte Autos. Unter diesen Annahmen stoßen Autos mit Verbrennungsmotoren über den Lebenszyklus heute etwa drei Mal so viel CO2 aus wie durchschnittliche Elektroautos. Im Jahr 2030 wären es dann vier Mal so viel.
Für einen detaillierten Vergleich hat Transport & Environment auf dieser Seite ein Berechnungstool online gestellt, mit dem sich die CO2-Emissionen verschiedener Fahrzeug- und Länderpaare individuell vergleichen lassen. Plug-in-Hybride und Gas-betriebene Fahrzeuge berücksichtigt T&E dabei nicht, da sie keine Null-Emissions-Fahrzeuge seien und somit nicht zum schnellen Erreichen von Klimazielen beitragen können.
Quelle: Transport & Environment — How clean are electric cars? // Transport & Environment — How clean are electric cars? T&E’s analysis of electric car lifecycle CO2 emissions (komplette Studie als PDF) // VCÖ — Pressemitteilung vom 20.04.2020