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Compleo

Compleo Charging Solutions AG ist ein führendes Unternehmen in Europa, das sich auf die Bereitstellung von umfassenden Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert hat. Das Unternehmen bietet eine Vielzahl von Ladestationen und einem Back-End für Ladeinfrastruktur an, um seine Geschäftskunden zu unterstützen.

Das Angebot von Compleo umfasst AC- und DC-Ladestationen, wobei es sich um die ersten DC-Ladestationen am Markt handelt, die den Anforderungen der Eichrechtskonformität entsprechen. Der Firmensitz befindet sich in Dortmund. Zu den Kunden von Compleo zählen Allego, Clever, EWE Go, Deutsche Telekom, Siemens sowie mehr als 300 Stadtwerke in Deutschland.

Compleo: Voller Fokus auf E-Mobilität

Compleo ist schon über zwölf Jahre in der Welt der E-Mobilität aktiv. Seit Herbst 2020 als Aktiengesellschaft, welche ihren Fokus rein auf die E-Mobilität und somit keine anderen Geschäftsfelder ausrichtet. Man versteht sich als „Pure Play-Anbieter“, der durch die klare Fokussierung seine Ressourcen zielgerichtet einsetzen kann. 2009 wurde bereits innerhalb der EBG group mit der Konzeption und Entwicklung von AC-Ladesäulen für die Elektromobilität begonnen. Drei Jahre später folgte die Ausgliederung als Compleo und somit einem eigenständigen Unternehmen.
2015 bereits wurde das eigene Angebot um erste DC-Ladestationen erweitert. Einem Produktsegment, welchem man ebenso wie dem AC-Laden bis heute treu geblieben ist. Statt sich auf immer schnellere Ladelösungen auszurichten, wolle man sich mit dem beschäftigen, was tatsächlich in der Masse benötigt wird. Dies sind aus Sicht von Compleo AC-Lader bis 22 kW sowie DC-Ladestationen mit Leistung von 24 kW und 50 kW.
Neben dem Ausbau des Führungsteams und der Umfirmierung vollzieht das Unternehmen im Jahr 2019 ein vollständiges Rebranding. Aus der EBG compleo GmbH wird die Compleo Charging Solutions GmbH, wobei das Unternehmen unter der bekannten Marke „Compleo“ nach außen auftritt.
Compleo bietet laut eigener Aussage als erster von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) zugelassener Hersteller konformitätsbewertete Ladestationen, bei denen punktuelle Ladevorgänge deutschem Eichrecht entsprechen. Der Nutzer kann sich ganz einfach mit seiner kontaktlosen EC-Karte an der Ladestation autorisieren und bezahlen. Gut zu wissen an dieser Stelle: Über 100 Millionen EC-Karten sind in Deutschland im Umlauf. Das Potenzial für das punktuelle Laden ist dementsprechend hoch.
Wer keine Girokarte zur Hand hat, muss nicht auf punktuelles Laden mit Eichrechtskonformität verzichten. Compleo Ladestationen unterstützen bereits ab Werk Ladeapps wie Smoov aus dem Hause Allego, über die sich der Fahrzeughalter bequem für den anstehenden Ladevorgang identifizieren kann. Die Ausweitung des Abrechnungsverfahrens direkt über Kreditkarten ist für die Zukunft geplant.
Im Dezember 2022 dann die Hiobsbotschaft: Compleo Charging Solutions AG wird sein Geschäft nicht mehr weiterführen können. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit werde das Unternehmen kurzfristig Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim zuständigen Insolvenzgericht stellen. Bevor wir uns allerdings damit beschäftigen, wagen wir einen Blick hinter die Kulissen, vor Bekanntgabe der Insolvenz.

Alfred Vrieling, Compleo: In 40 Sekunden 450 km laden ist kein Problem

„Laden ist nicht Tanken“ – für Alfred Vrieling, Vice President Sales Europe der Compleo Charging Solutions AG ist das klar. Warum er das Ganze so einordnet und ich ihm dabei nur zustimmen kann, das erfährst du in dieser Podcast-Folge. Des Weiteren haben wir uns darüber unterhalten, warum sich die Ladeinfrastruktur augenscheinlich mehr nach Paragrafen ausrichtet, als nach dem E-Auto-Fahrer selbst. Und warum sich Deutschland hierdurch selbst ein wenig im Weg steht.

Hintergedanke hierbei: Wie oft wird tatsächlich mit Leistungen von 125 kW und mehr geladen? Und wie viele E-Fahrzeuge sind aktuell überhaupt schon in der Lage eine Leistung von 125 KW aufrecht zu halten.

Im gemeinsamen Gespräch erörtern Alfred und ich genau diese Fragestellung und kommen zu dem Schluss, dass High-Power-Charging-Lader zwar benötigt werden, aber eher in Ausnahmefällen. Viel öfter wird doch beim Einkaufen, beim Arbeitgeber oder auf Dienstreisen geladen. Hier bieten sich entsprechende Ladestationen im Leistungsbereich wie von Compleo angeboten schon eher an.

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Compleo: Insolvenz und Ãœbernahme durch Kostal

Compleo Charging Solutions AG wird sein Geschäft nicht mehr weiterführen können. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit werde das Unternehmen kurzfristig Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim zuständigen Insolvenzgericht stellen. Wie man aus Unternehmenskreisen, Ende des Jahres 20022 erfuhr, sei der Vorstand zu dem Ergebnis gekommen, dass „die in den letzten Wochen geführten Gespräche über eine kurzfristige Bereitstellung zusätzlicher Finanzierungsmittel nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden“. Dem vorausgegangen seien Verhandlungsgespräche mit potenziellen Investoren und Stakeholdern.
Hohe Kosten hatten den Verlust bei Compleo in den ersten drei Quartalen vergrößert. Erst Mitte November hatte der seit 1. November amtierende Vorstand unter der Führung von Jörg Lohr sein Konzept zur Neuausrichtung des Geschäfts vorgestellt. Die klare Ausrichtung auf Profitabilität und Kundenfokus war gesetzt. Eine Verschlankung des eigenen Portfolios war angedacht. Von zum damaligen Stand 15 Produktfamilien mit in Summe über 500 Produktvarianten soll perspektivisch mit fünf Kernprodukten im Leistungsspektrum von 11 bis 400 kW rund 80% der üblichen Anwendungsfälle abgedeckt werden.

„Mit diesem verschlankten und leistungsstarken Portfolio sind wir bestens für die Zukunft gerüstet und können Anwender optimal unterstützen. Kunden und Partner profitieren von einem Plus an Transparenz und Planbarkeit – alles im Zeichen innovativer, effizienter und komfortabler Ladeerlebnisse. Wir konnten in den vergangenen Jahren bereits so manche Vorreitertechnologie auf den Markt bringen, etwa LSV- und eichrechtskonforme Lösungen. Umso stolzer sind wir, im Sommer mit einem neuen HPC-Angebot an den Start gehen zu können, das in dieser Art abermals einzigartig sein wird.“

Angedacht war, dass das ganze Geschäft konsequent an die dezidierten Kundenanforderungen aus den unterschiedlichen Zielmärkten ausgerichtet werde. Mit allen dazugehörigen Prozessen und Schnittstellen. Hierzu sei der Fokus auf das eigene Kerngeschäft von großer Relevanz. Perspektivisch war geplant die Zielmärkte in Europa weiter auszubauen. Daneben wurde der Markteintritt im High Power Charging (HPC)-Segment in Nordamerika mit Hilfe von Partnern bis Mitte 2024 angestrebt.
Zwei Autozulieferer zeigten der „Automobilwoche“ nach Interesse an Compleo, die Kostal Gruppe als auch ZF Friedrichshafen. Erste Gespräche mit beiden Interessenten wurden bereits im Dezember 2022 geführt. Allerdings seien die Verhandlungen mit Kostal gescheitert, so die Information Anfang 2023. Knackpunkt sei hier die Zwischenfinanzierung gewesen. Die Finanzierung für 2023 befinde sich laut diesem auf dem Weg. Man benötige einfach etwas mehr Zeit, um die Gespräche zum Abschluss zu bringen.
Der Geschäftsbetrieb und die Produktion von Ladetechnologie lief seit Antragstellung der vorläufigen Insolvenz in Eigenverwaltung in vollem Umfang weiter. „Sowohl unsere Kunden als auch die Mitarbeiter halten uns die Treue, was mich sehr freut. Ich bin äußerst optimistisch, dass wir die Compleo Gruppe mit seinen Arbeitsplätzen erhalten werden“, so Compleo-CEO Lohr.
Anfang Mai Erleichterung. Die Kostal Gruppe aus Lüdenscheid hat einen Vertrag über den Erwerb der Compleo Charging Solutions AG geschlossen. Und das nachdem diese Medien zufolge bereits Anfnag des Jahres aus dem Prozess eigentlich schon wieder ausgetreten waren. Mit Kostal übernimmt ein Unternehmen, das sein Produktportfolio und seine Kundenbasis im Bereich der stationären Ladetechnik strategisch weiter ausbauen will. Das traditionsreiche Familienunternehmen hat sich besonders im Bereich des solaren Ladens in Kombination mit ebenfalls von Kostal produzierten Solar-Wechselrichtern sowie im Zukunftsfeld des bidirektionalen Ladens positioniert. Mehr als 100 Jahre Erfahrung als Automobilzulieferer seien hier ein zusätzlicher Pluspunkt.
Die Aktivitäten im Bereich stationärer Ladetechnik sollen unter dem Markennamen Compleo zukünftig in der Kostal Gruppe weitergeführt werden. „Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Investorenprozess zu einem guten Ende bringen konnten. Kostal ist für uns der Wunschpartner mit großem Know-how, industriellen Fertigungskapazitäten und einer soliden und nachhaltigen Unternehmensstrategie“, kommentiert Jörg Lohr, Chief Executive Officer der Compleo Charging Solutions AG. Der Vorstand um Jörg Lohr und Peter Hamela, Chief Financial Officer von Compleo, halte dem Unternehmen weiterhin die Treue. Sie sollen ihre Expertise einbringen, um die Sanierung der vergangenen Monate weiterzuführen und die Integration in die Kostal Gruppe zu begleiten.
Damit die Transaktion vollzogen werden kann, müssen der Sachwalter und der Gläubigerausschuss von Compleo zustimmen. Ferner müssen die gerichtliche Bestätigung eines Insolvenzplans für Compleo und die Erteilung regulatorischer Freigaben abgewartet werden. Erst dann kann die Transaktion tatsächlich vollzogen werden. Beide Parteien rechnen damit, dass die Anforderungen erfüllt und die Übernahme von Compleo in die Kostal Gruppe voraussichtlich im Juni 2023 erfolgen kann.
Die Compleo Charging Solutions AG teilt in einer Mitteilung vom 19.06.2023 mit, dass das Amtsgericht Dortmund im Insolvenzverfahren (Az. 251 IN 93/22) der Compleo den im Erörterungs- und Abstimmungstermin vorgelegten Insolvenzplan bestätigt hat. Sämtliche Gläubigergruppen haben dem Insolvenzplan zugestimmt. Der Übernahme durch Kostal steht nichts mehr im Weg. Im Verbund mit Kostal und durch seine Produktstrategie sieht sich Compleo befähigt, ein Marktführer auf dem Gebiet der halböffentlichen und öffentlichen Ladeinfrastruktur in Europa zu werden.

Die letzte Aktualisierung dieser Informationsseite rund um Compleo wurde am 22. Juni 2023 vorgenommen.