Der Autohersteller Volkswagen will bei der Transformation zum softwareorientierten Mobilitätsanbieter schneller vorankommen. Mit der nun vorgestellten Strategie Accelerate will sich das Unternehmen frühzeitig und konsequent auf die tiefgreifenden Veränderungen der Automobilindustrie einstellen, teilt VW mit. So, wie Volkswagen entschlossen mit seiner globalen Elektro-Offensive vorangegangen sei, beschleunige das Unternehmen nun auch die anderen großen Zukunftsthemen: Die Integration von Software im Fahrzeug und das digitale Kundenerlebnis sollen zu wichtigen Kernkompetenzen werden.
Mit datenbasierten Geschäftsmodellen will Volkswagen neue Kundengruppen ansprechen und zusätzliche Erlösquellen erschließen. Zudem will Volkswagen das autonome Fahren noch in dieser Dekade für viele Menschen verfügbar machen. „Die E-Mobilität war nur der Anfang, die echte Disruption steht noch bevor. Mit Accelerate erhöhen wir das Tempo auf dem Weg in die digitale Zukunft“, sagt Ralf Brandstätter, CEO von Volkswagen. Demnach werde sich Volkswagen „in den kommenden Jahren so stark verändern wie nie zuvor.“
Mit der Strategie Transform 2025+ hatte Volkswagen seit 2016 seine tiefgreifende Transformation und eine der größten Elektroauto-Offensiven der Automobilindustrie gestartet. Mit Accelerate will sich Volkswagen nun zur „begehrenswertesten Marke für nachhaltige Mobilität“ wandeln. Für die beschleunigte Transformation verfolge Volkswagen einer aktuellen Mitteilung zufolge drei strategische Werttreiber – „den Wert der Marke“, „skalierbare Plattformen“ und „wertvolles Unternehmen“ – die mit konkreten Maßnahmen und ambitionierten Zielen hinterlegt seien.
Software-Integration soll Kernkompetenz von Volkswagen werden
Mit seinem Volumen könne Volkswagen für die notwendige Skalierung der Software im Konzern sorgen. Software-Integration in das Fahrzeug und das digitale Kundenerlebnis sollen somit zur Kernkompetenz des Unternehmens werden, das hierzu federführend das kundenzentrierte digitale Ökosystem entwickelt. Dabei soll die rein elektrische ID.Familie den Vorreiter markieren.
Dazu habe Volkswagen die agile Projekteinheit ID.Digital gegründet, die ab Sommer 2021 im Zwölf-Wochen-Rhythmus Updates „over the air“ bereitstellen soll. Das Auto bleibe so über den Lebenszyklus stets aktuell und werde durch neue Funktionen immer besser. Schon in zwei Jahren soll eine vollvernetzte Flotte von mehr als 500.000 Fahrzeugen auf den Straßen fahren, über die Volkswagen direktes Kundenfeedback in neue Funktionen übertragen könne.
Geschäftsmodell 2.0: neue Kunden und zusätzliche Erlösquellen
Durch die Weiterentwicklung des Automobils zum softwarebasierten Produkt will Volkswagen auch Voraussetzungen für neue, datenbasierte Geschäftsmodelle schaffen. Einstiegshürden in die individuelle Mobilität sollen sinken – bei gleichzeitig sehr attraktiven Nutzungspaketen für die Kunden, wie der Hersteller anpreist. So will das Unternehmen zusätzliche Erlöse in der Nutzungsphase generieren – zum Beispiel für Lade- und Energiedienstleistungen, für softwarebasierte Funktionen, die der Kunde je nach Bedarf dazubuchen könne, oder auch für das automatisierte Fahren.
Auch bei der Angebotsstruktur will Volkswagen die Komplexität deutlich reduzieren. Künftige Fahrzeuggenerationen sollen mit erheblich weniger Varianten produziert werden. Die individuelle Konfiguration werde nicht mehr über die Hardware beim Kauf festgelegt. Das Auto habe quasi alles bereits an Bord und der Kunde könne gewünschte Funktionen jederzeit „on demand“ über das digitale Ökosystem im Auto hinzubuchen. Die Komplexität in der Fertigung nehme dadurch deutlich ab.
Klarer Plan für Steigerung der Profitabilität
Bis 2025 investiert Volkswagen rund 16 Milliarden Euro in die Zukunftsthemen E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung. Um die hohen Zukunftsinvestitionen schultern zu können, arbeitet das Unternehmen mit Accelerate weiter konsequent an seiner Effizienz. Die angestrebte operative Marge von mindestens sechs Prozent soll bis zum Jahr 2023 erreicht und darüber hinaus nachhaltig abgesichert werden.
Der Fokus liege dabei auf der Stärkung der Resilienz gegenüber Marktschwankungen. Dazu will Volkswagen bis 2023 die Fixkosten um fünf Prozent senken, die Produktivität der Werke um fünf Prozent jährlich steigern, die Materialkosten um sieben Prozent optimieren und alle Regionen nachhaltig in die schwarzen Zahlen bringen. In Südamerika und den USA peile Volkswagen bereits im laufenden Geschäftsjahr den Breakeven an. In Nordamerika werde mit aktuell rund 15 Prozent weniger Absatz die Gewinnzone erreicht, in Südamerika sogar mit rund 30 Prozent weniger.
Noch schnellerer Ausbau der E-Mobilität
Seine globale E-Offensive will Volkswagen noch einmal stark beschleunigen: Bis 2030 soll der Anteil reiner E-Autos am Absatz in Europa auf mehr als 70 Prozent steigern – eine Verdoppelung gegenüber der bisherigen Planung von 35 Prozent. In den USA und China peile das Unternehmen im selben Zeitraum einen E-Anteil von mehr als 50 Prozent an.
Entsprechend will Volkswagen jedes Jahr mindestens ein neues Elektromodell in den Markt bringen: Den Anfang mache in der ersten Hälfte 2021 der allradgetriebene ID.4 GTX, gefolgt in der zweiten Jahreshälfte vom sportlichen SUV-Coupé ID.5. Im Herbst soll mit dem ID.6 X / Cross ein siebensitziges Elektro-SUV für den chinesischen Markt vorgestellt werden. Die Pläne für ein Elektroauto unterhalb des ID.3 mit einem Einstiegspreis ab 20.000 Euro werden laut VW um zwei Jahre vorgezogen – auf 2025.
Seinen Elektroantriebs-Baukasten MEB will Volkswagen gleichzeitig kontinuierlich verbessern: bei Beschleunigung, Ladeleistung und Reichweite. Auch bei der nächsten Generation eines leistungsfähigen, vollelektrischen Baukastens für Flachfahrzeuge, der Scalable Systems Plattform, will Volkswagen seine Stärken als Plattform-Champion ausspielen. Der Ersteinsatz soll ab 2026 im Trinity genannten Leuchtturmprojekt des Unternehmens stattfinden.
Parallel zur beschleunigten E-Offensive soll auch die Verbrenner-Flotte weiterentwickelt werden. Demnach werden alle Kernmodelle – wie Golf, Tiguan, Passat, Tayron und T-Roc – noch einmal einen Nachfolger bekommen. „Wir brauchen den Verbrenner noch auf bestimmte Zeit, aber so effizient wie möglich“, sagt Markenchef Ralf Brandstätter. Deshalb bekomme die nächste Generation der Kernprodukte – die allesamt Weltmodelle seien – „auch die neuste Generation der Plug-in-Hybrid Technik, mit bis zu 100 Kilometern elektrischer Reichweite.“
Trinity soll autonomes Fahren in die Breite bringen
All das, was sich Volkswagen für die Zukunft vorgenommen hat, soll im Jahr 2026 erstmals in einem Fahrzeug für die Kunden erlebbar werden. In Trinity sollen alle Faktoren zusammenfließen. Das Fahrzeug soll in dreifacher Hinsicht neue Standards setzen: technologisch, beim Geschäftsmodell 2.0 und bei neuen Produktionsansätzen im Stammwerk Wolfsburg.
Trinity werde von Beginn an automatisiertes Fahren mit Level 2+ ermöglichen und perspektivisch Level 4. „Trinity wird für unsere Kunden eine Art Zeitmaschine, die ihnen Zeit schenkt und Stress erspart. Diese Technologie darf nicht zum Privileg einiger weniger werden, darum machen wir sie durch unsere Skalierung für viele Menschen erreichbar“, so Ralf Brandstätter.
Mit heute rund sechs Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr bringe die Marke Volkswagen die nötigen Volumina mit, um das in der Entwicklung anspruchsvolle autonome Fahren zu skalieren und weltweit auszurollen. Dazu werde Volkswagen beginnend mit Trinity ab 2026 federführend im gesamten VW-Konzern über ihre vollvernetzte Fahrzeugflotte hinweg ein neuronales Netz aufbauen. Darüber sollen Fahrzeuge künftig kontinuierlich Daten austauschen – etwa zur Verkehrslage, zu Hindernissen oder Unfällen. Damit will Volkswagen ein selbstlernendes System mit Millionen Fahrzeugen schaffen, von dem Kunden aller Konzernmarken profitieren sollen.
„Volkswagen wird sich von Grund auf verändern“, sagt Brandstätter. VW wolle „nicht nur für klimafreundliche E-Mobilität stehen, sondern vor allem auch für faszinierende digitale Kundenerlebnisse, für neue Geschäftsmodelle und das autonome Fahren für Viele“. In den vergangenen Jahren habe sich der Hersteller „eine starke Ausgangsbasis erarbeitet. Mit Accelerate geben wir der Digitalisierung jetzt einen weiteren Schub.“
Quelle: VW – Pressemitteilung vom 05.03.2021
VW meint es wirklich ernst. Die SSP als konsequente Fortsetzung der MEB. Denn die MEB hat ihre Grenzen. Ich habe übrigens den Eindruck, alle bisherigen ID.3 haben ab Werk ACC Hardware eingebaut und das könnte man demnächst für Geld freischalten lassen. Die bei VW haben richtig Tempo aufgenommen…
Hat jemand den Lichtschalter gefunden bei VW? Das grosse Erwachen aus dem Tiefschlaf und in 5 Jahren werden erste Resultate sichtbar werden. Lieber extrem spät als gar nie.
Lieber gut kopiert, als schlecht selbst gemacht.
Jetzt bleibt abzuwarten, wann die Kopie an das Original herankommt.
Es bleibt spannend and time will tell.
Hauptsache elektrisch.
Soviel heiße Luft – da wird einem richtig warm ums Herz. Man hätte auch kurz sagen können, dass die Fahrzeuge in Zukunft alle so gleich wie möglich sein werden, aber die Features mittels Software durch Einwurf von kleinen Scheinen freigeschaltet werden. Ob man sich davon veräppelt fühlt, darf jeder für sich selbst entscheiden….
Junge, Junge, sind die spät dran…
fine ich gut, das geht in die richtige Richtung.
und mal ehrlich, welches Auto am Markt bedient momentan die bezahlbaren Mittelklasse, wenn man keinen umgebauten Verbrenner oder einen. verkappten Sportwagen ala M3 fahren möchte ? (> 220 km/h; < 5,6 sek auf 100kmh; vergleichsweise hart gefedert; mit entsprechende hoher Einstufung in der Vollkasko).
aus meiner Sicht nur der ID3
und ja, finde ich gut das Tesla ordentlich Druck macht. Das MY wird VW & Co noch richtig wehtun
Soso, VW möchte also in einigen Jahren dorthin, wo Tesla heute schon ist – und dabei gleichzeitig die Verbrennertechnologie wie einen Klotz am Bein auch noch mit sich rumschleppen! Was gibt es bei letzterem noch weiter zu entwickeln? Etwas mehr Reichweite für den PHEV, der -weil Mogelpackung- hoffentlich baldmöglichst nicht mehr staatlich gefördert wird und damit unverkäuflich ist? Hierzu wüsste ich auch schon den passenden Werbespruch: das Schlechteste aus zwei Welten, hohes Gewicht, wenig elektrische Reichweite, maximaler Ressourcenverbrauch, astronomische Wartungs- und Werkstattkosten!
Einmal mehr ein ganzer Strauss von PR Ankündigungen. Ist man sich je bereits seit Jahren gewohnt vom VW Konzern.
Schön, dass sie indirekt zugeben weit hinter dem Branchenleader in Sachen Software hinterherzuhinken. Immerhin beherrscht Tesla Level 2 schon seit längerem. Auch Level 2+, was immer das heissen soll hat Tesla längst überschritten.
Trotzdem gut wenn die langsam in die Gänge kommen. Wurde aber auch langsam Zeit. Im grossen ganzen bin ich schwer enttäuscht von der Deutschen Automobilindustrie. Wie konnten sie sich von einem so lächerlich kleinen Unternehmen wie Tesla derart vorführen lassen? War es Ignoranz, Grössenwahn, Selbstgefälligkeit, Überheblichkeit oder schlicht Unvermögen einen Trend frühzeitig zu erkennen? Vermutlich ein wenig von allem.
Ich hoffe es ist noch nicht zu spät für diese behäbig auf Ihren Hintern sitzengebliebenen Autogiganten. Immerhin hängt die wirtschaftliche Zukunft ganz Deutschlands nicht zulatzt auch von dieser Industrie ab. Und stoppt bitte diesen Ausverkauf von Technologie und Wissen an Staaten wie China! Rendite kurzfristig erarbeitet ist nicht alles.
Wenn man sich anschaut dass zwei ,drei jahre alte Teslas schon teilweise viele Verarbeitungsmängel und Detailschwächen zeigen
braucht sich die hiesege Branche wegen ihres verspäteten Einstiegs in die E-Mobilität
keine Sorgen machen.
Während sich die Anhänger der tesla Sekte vor dem Musk Altar für unerreichbar halten
wird hierzulande eine Qualität gebaut von der die nur träumen können.
Ich will ja nicht behaupten dass Tesla seine Qualitätsprobleme nicht irgantwann mal in den Griff bekommen könnte.
Der Gegenwind der jetzt aus Europa und Asien kommt plus dem was auch bald von GM und Ford kommt dürfte Tesla noch zu schaffen machen.
Wo sie super sind ist die Ladeinfrastruktur und die preis Motorleistungsratio.