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Gebrauchte Elektroauto-Batterie als Hausspeicher

Das Start-up Voltfang aus Aachen entwickelt und vertreibt Stationärspeicher-Komplettlösungen für Privathaushalte aus gebrauchten Elektroauto-Batterien, ganz im Sinne der Second-Life-Strategie, welche die Nutzungsdauer von Akkus verlängert und somit deren CO₂-Bilanz deutlich verbessert.

Gebrauchte E-Auto-Batterien als PV-Speicher ergeben durchaus Sinn. Insofern für uns Grund genug, genauer hinzuschauen und dies am Beispiel von Voltfang zu betrachten, wie eine alte E-Auto-Batterie als PV-Speicher verwendet werden kann.

In einem Gespräch mit Battery News erzählte Roman Alberti, Geschäftsführer von Voltfang, Anfang 2021, mehr über den innovativen Ansatz, warum er sich gerade in Kombination mit einer PV-Anlage lohnt, woher die Akkus für die Heimspeicher kommen und warum das Start-up zehn Jahre Garantie auf seine Lösung geben kann. Alberti geht davon aus, „dass der Einsatz dezentraler Energiespeicher einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende ist“.

Aktuell bestehe das Problem, dass in Deutschland produzierter Ökostrom ungenutzt bleiben müsse, da nicht ausreichend Speichermöglichkeiten und Transportkapazitäten zur Verfügung stehen. „Gleichzeitig sehen wir eine steigende Anzahl von Photovoltaikanlagen, für die sich die Kopplung mit einem Heimspeicher wirtschaftlich lohnt“, so der Gründer. Eine Marktanalyse habe ergeben, „dass derzeit kein Anbieter einen Heimspeicher aus aufbereiteten Lithium-Ionen-Batterien anbietet“. Diese Lücke könne Voltfang „im Sinne der Nachhaltigkeit“ schließen.

Für Betreiber von PV-Anlagen lohne sich die Kopplung mit einem Heimspeicher, vor allem dann, wenn sie aus der EEG-Umlage fallen: „Betreiber erhalten dann lediglich den Börsenstrompreis von derzeit 4 Cent/kWh, zahlen jedoch als privater Haushalt gleichzeitig etwa 31 Cent/kWh für den bezogenen Strom“. Somit werde der Eigenverbrauch des produzierten Stroms „zunehmend lukrativer“. Abgesehen von ökonomischen Vorteilen möchte Voltfang interessierten Menschen „eine nachhaltige, dezentrale Speichermöglichkeit anbieten“. Mit einem simplen Vergleich illustriert Alberti die Motivation, sich einen Heimspeicher zuzulegen: „Wieso soll ich in Randzeiten aus Frankreich importierten Atomstrom nutzen, wenn ich mittags auf meinem Dach überschüssigen Sonnenstrom produziert habe?

„Großteil der in E-Autos eingesetzten Batterien für Second-Life-Einsatz geeignet“

Bei seinen Heimspeichern, in denen gebrauchte Batteriezellen aus Elektroautos wie dem Tesla Model S und dem BMW i3 verbaut sind, setze das Start-up auf „ein eigens entwickeltes Batteriemanagementsystem“, welches „ähnlich zum Einsatz im Fahrzeug im Sinne der funktionalen Sicherheit kontinuierlich relevante Betriebsparameter wie Temperatur und Spannung der einzelnen Zellen erfasst.“ Das BMS ermögliche zudem „eine einfache Integration des Speichers in das Hausnetz“ und kommuniziere mit dem zugehörigen Wechselrichter und einem Energy-Meter: „Sobald das System einen Eigenbedarf des Gebäudes erkennt, wird die Leistung über den Speicher zur Verfügung gestellt. Andersherum wird bei Überschussstrom die Batterie geladen, anstatt die Energie ins öffentliche Netz einzuspeisen“, erklärt Alberti. Bei der Konzeption eines Heimspeichers lege Voltfang großen Wert darauf, „immer die optimale Speichergröße für den jeweiligen Anwendungsfall“ anzubieten.

Generell sei „ein Großteil der in Elektroautos eingesetzten Batterien für einen Second-Life-Einsatz“ geeignet. Die Fahrzeughersteller geben das Ende der Lebenszeit für den anspruchsvollen Einsatz im Auto mit meist 70 Prozent der ursprünglichen Nennkapazität an. Dies sei „in der Regel ausreichend für einen Einsatz in Heimspeichern, da dort weniger Restriktionen an Gewicht und Volumen des Speichers bestehen“. Die Lebensdauer im Second-Life-Einsatz übertreffe sogar die Lebensdauer im E-Auto, „weil im Gegensatz zum Einsatz im Fahrzeug keine extremen Belastungen wie bspw. Schnellladevorgänge auftreten“, so Alberti. Deswegen könne Voltfang seine Speicher auch mit einer Garantie von 10 Jahren verkaufen. Aktuell verwende das Start-up in seinen Speichern „nur Batterien aus Fahrzeugen mit einer Laufleistung unter 50.000 km“.

Gebrauchte Elektroauto-Batterien als Heimspeicher - ein Hintergrundgespräch

Aufgrund des Interesses gebrauchte Akkus für PV Anlagen zu verwenden, haben wir uns mit Roman Alberti, Geschäftsführer von Voltfang sowie Frederik Bennemann, verantwortlich für die Investor-Relations beim Start-Up, im Elektroauto-News Podcast ausgetauscht. Dabei ging es vor allem darum, warum sich Voltfang Heimspeicher gerade in Kombination mit einer PV-Anlage lohnen, woher die Akkus für die Heimspeicher aktuell stammen, woher sie künftig kommen und warum es dem Unternehmen möglich ist, zehn Jahre Garantie auf seine Lösung zu geben.

Dabei ist einer der spannendsten Punkte und sicherlich einer der großen Vorteile des Start-Ups der, dass man auf gebrauchte Traktionsbatterien aus Elektroautos für Hausspeicher-Komplettlösungen setzt. Dadurch werden nicht nur alte Batterien wiederverwendet, sondern auch preiswertere und umweltfreundlichere Alternativen geschaffen. Zudem wirkt sich diese Herangehensweise auch auf den Preis der Heimspeicherlösungen aus. Hierbei muss man zwischen dem Einsatz im privaten Bereich (10 kWh-Heimspeicher) sowie gewerblichen Bereich (30- 300 kWh-Heimspeicher) unterscheiden. Je größer der Speicher ausfällt, desto größer der Anteil der Second-Life-Akkus und somit der Ersparnis auf Endkundenseite. Vereinfacht ausgedrückt spart man derzeit, gegenüber anderen Anbietern am Markt beim Heimspeicher im privaten Bereich bis zu 10%, im Gewerbebereich bis zu 40%. Und ist dabei noch nachhaltiger unterwegs.

Viessmann investiert bei Voltfang

Im August 2023 hat das junge Unternehmen mit Viessmann einen namhaften Investor mit an Bord geholt. Zusammen mit anderen Anlagern wurden demnach in einer neuen Finanzierungsrunde 5,2 Millionen Euro eingesammelt. Pilotprojekte habe es bislang mit Aldi Nord sowie McDonalds gegeben, die nun ausgebaut werden sollen. „Jetzt identifizieren wir Standorte, an denen Stromspeicher aufgebaut werden sollen“, sagte Voltfang-Gründer David Oudsandji. Was dem jungen Unternehmen in die Karten spielt: Die Lieferketten bei neuen Stromspeichern sind derzeit eher zäh, viele Kunden machten sich Sorgen, erst nach langer Wartezeit oder überhaupt keinen Speicher geliefert zu bekommen. Dieser ist zudem in der Regel sehr teuer.

Gebrauchte E-Auto-Akkus hingegen haben für stationäre Speicher eher überdurchschnittliche Größen, sie werden nach und nach verfügbar und sind tendenziell günstiger. Allerdings lässt sich eine gebrauchte E-Auto-Batterie nicht ohne weiteres als Speicher nutzen. Neben der Ermittlung der Restkapazität muss ihr Zustand genau überprüft werden, um Sicherheitsrisiken auszuschließen. Und dies will Voltfang übernehmen – so wie mehrere andere aufstrebende kleine oder etablierte große Unternehmen auch.

Mit Viessmann habe sich das Start-Up bereits vor zwei Jahren das erste Mal ausgetauscht. „Damals hatten die eine Liste mit Zielen, die wir noch erreichen müssen, bevor sie investieren. Es ging zum Beispiel darum, große Kunden zu gewinnen und eine Serienproduktion aufzubauen“, zitiert das Handelsblatt Gründer Oudsandji. Dies ist offensichtlich gelungen.

Noch brauchbare Akkus aus Elektroautos weiterzuverwenden, anstatt sie direkt zu recyceln, ist ein in der Branche mit Blick auf die Ressourcenknappheit anerkannter Ansatz. „Grundsätzlich ist es immer besser, Batterien zweitzuverwerten, als sie zu recyclen. Denn wenn man sie auseinanderbaut, muss man Energie aufwenden und es entstehen Kosten“, sagt Jan Wittmaack von der Unternehmensberatung BCG. Es gibt aber auch Stimmen, die erwarten, dass mit einem wachsenden Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos diese in der Regel solange gefahren werden, bis die Akkus nicht mehr für ein zweites Leben geeignet sind.

Als nächstes will Voltfang eine Produktionshalle errichten, in der dann statt 50 Stromspeicher im Monat stolze 600 im gleichen Zeitraum anvisiert seien. Derzeit werde noch in einer kleinen Gewerbehalle produziert, die sich das Start-Up angemietet hatte. Große Stromspeicher können übrigens sogar ohne Photovoltaik-Anlage lohnenswert sein, wenn man mit seinem Stromvertrag die schwankenden Marktpreise nutzen kann.

Es handelt sich um eine Übersichtsseite zum Thema gebrauchte Elektroauto-Batterie als Hausspeicher, welcher auf Grundlage verschiedener älterer Artikel fußt. Bei entsprechendem Interesse bauen wir diese weiter aus. Letzte Anpassung erfolgt am 28.03.2024.