Der Elektroingenieur Sebastian Böttger, der unter anderem digitale Dienste für die Automobilbranche entwickelt, ist neuerdings Community-Beirat des Solar-Elektroauto-Start-ups Sono Motors. In einem von dem Unternehmen selbst veröffentlichten Interview sprach Böttger über seine Ziele als Beirat, wie er vom Zweifler zum Unterstützer wurde und warum er denkt, dass in zehn Jahren niemand mehr verzweifelt nach Parkplätzen suchen muss.
Böttger fährt bereits seit 2013 komplett elektrisch, und verfügt zudem bei sich zu Hause auch über eigene Solaranlage auf dem Dach. Sein Sono Sion, den er schon sehnsüchtig erwartet, hat ebenfalls eine Solaranlage, geschickt verbaut auf Dach, Motorhaube, der Heckklappe und den Türen des Fahrzeugs. Als Beirat möchte er nun aktiv zur Entwicklung des Sion beitragen, ohne seinen eigentlichen Job bei seiner eigenen Firma vernachlässigen zu müssen. Da er „fachlich viel Erfahrung einbringen“ könne, weil er seit zehn Jahren in der Elektromobilität und der Energiewirtschaft aktiv ist, sieht er sich als ideale Besetzung für den Beiratsposten.
„Eine Auslieferung im Jahr 2019 kam mir extrem ambitioniert vor“
Das Projekt Sono Motors kenne er „beinahe von Anfang an“, er war 2017 auch auf der ersten Probefahrt im Münchner Olympiazentrum. „Dem damaligen Zeitplan und einigen Alleinstellungsmerkmalen des Sion“ sei er allerdings zu Beginn „sehr kritisch“ gegenübergestanden: „Zum Beispiel kamen mir eine Auslieferung im Jahr 2019 und die versprochenen Eigenschaften zu solch einem Preis extrem ambitioniert vor“, so Böttger.
Der Beirat sei seit der großen Finanzierungskampagne zum Jahreswechsel 2019 / 2020 „sehr viel zufriedener mit der Art und Weise“, wie Sono Motors auftritt und kommuniziert. Das Projekt habe „sich seitdem geerdet“. Und Böttger sollte mit seiner kritischen Einschätzung aus dem Jahr 2017 Recht behalten, zum einen, was den Preis betrifft, den Sono Motors zwischenzeitlich erhöhen musste, von gut 20.000 auf auf 25.500 Euro. Zum anderen in puncto Auslieferungen: Sono gibt derzeit auf seiner Website für den Beginn der Auslieferungen das Jahr 2023 an, der Produktionsbeginn soll 2022 erfolgen. Zuletzt arbeitete das Start-up an der Finalisierung des neuesten Prototypen.
Die Änderungen im Timing empfindet Böttger als normal für so ein Projekt und „auch nicht tragisch, solange jeder die Konsequenzen kennt und man auf Anpassungen reagieren kann“. Aktuell setze er sich dafür ein, „die Zeitplanung wieder auf die Webseite zu bringen“, diese sei ihm noch zu vage: „Informationen müssen transparent und nachvollziehbar aufbereitet sein, damit jeder weiß, wie weit es der Sion noch zur Serienreife hat, und es hier keine Spekulationen gibt“, so Böttger. Hier sei Sono Motors auf einem guten Weg und probiere auch neue Formate aus, „beispielsweise den ‚Live-Check‘ vom neuen Prototyp als Video“, oder auch einfach Werkzeuge wie sonntägliche Sono News auf seinem Blog.
Mit am spannendsten findet Böttger am Sion, „wieviel Strom durch die Solar-Integration wirklich erzeugt werden kann“, und zwar „im echten Fahrzeug mit Straßenzulassung unter alltäglichen Bedingungen und nicht nur auf dem Papier“. Sono Motors gibt aktuell eine Solarkapazität von bis zu 35 Kilometern am Tag an.
„In zehn Jahren wird man in Städten keinen Parkplatz mehr suchen“
Als Software-Entwickler für die Automobilbranche hat Böttger ein interessantes Bild künftiger Mobilität: „Wir werden in den nächsten Jahren einen großen Wandel sehen“, sagt er: „Das Silicon Valley hat nach den Handys jetzt die Mobilität – und vor allem die Elektromobilität – als neue Spielwiese entdeckt“, weshalb er davon ausgeht, „dass immer mehr am Auto digitalisiert wird und damit in die Cloud wandert“, als eine Art „digitaler Zwilling“. Das hätte den Vorteil, so Böttger, „dass Dinge wie Stau-Vermeidung, TÜV, Parkgebühren und auch Verkehrsplanung als Ganzes komplett neu gedacht werden könnten“.
Mit den Fahrzeugdaten können auch präziser als bislang Ausfälle vorhergesagt werden, zudem ergeben sich gänzlich neue Möglichkeiten, etwa bei der Parkplatzsuche: „In zehn Jahren wird man in Städten keinen Parkplatz mehr suchen, das Auto wird den Fahrer genau zum nächsten freien Platz navigieren“, so Böttger, „einfach, weil die Cloud genau weiß, wo welches Auto steht, und sogar wo gerade jemand eingestiegen ist, um auszuparken“.
Quelle: Sono Motors – „Ich habe mir drei große Ziele gesetzt”: Ein offenes Gespräch mit Community-Beirat Sebastian Böttger