Marc Locke vom Lehrstuhl für Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen sprach mit Battery-News über die kürzlich veröffentlichte VDMA-Roadmap „Batterie-Produktionsmittel 2030“, an deren Erarbeitung er maßgeblich beteiligt war. Dabei erklärte er, wo der deutsche Maschinen- und Anlagenbau in Sachen Batterieproduktion im Vergleich zur Konkurrenz aus Asien aktuell steht und welche Entwicklungen sich aktuell abzeichnen.
Das PEM der RWTH Aachen beschäftige sich „schon lange vor allem mit der effizienten und ressourcenschonenden Produktion von Lithium-Ionen-Batterien“, so Locke eingangs des Interviews. Er beobachte aktuell, „in welcher Geschwindigkeit immer neue Projekt auf der europäischen Batteriezell-Landkarte entstanden sind“, und dies „fast im Wochenrhythmus“ mit „immer höheren angestrebten jährlichen Produktionsleistungen“. Locke erklärt, dass für diese Vorhaben „natürlich entsprechende Batterie-Produktionsmittel, also Maschinen- und Anlagen für die effiziente Produktion der Batteriezellen“ benötigt werden. Er sieht deshalb – zumal in den kommenden Monaten und Jahren mit vielen weiteren neuen Batterieprojekten in Europa gerechnet werden darf – „einen enormen Bedarf auf Seiten der Produktionstechnik“.
Locke sagt, dass sich der deutsche Maschinen- und Anlagenbau gegenüber der momentan marktbeherrschenden Konkurrenz aus Asien, vor allem aus Südkorea, Japan und China, nicht verstecken müsse. Es gebe außerdem einige deutsche Unternehmen, „die frühzeitig die Entwicklung der Batteriebranche erkannt und sich entsprechend aufgestellt haben“. Ein gutes Beispiel dafür sei die Firma Manz, „die gerade im letzten Jahr eine Vielzahl von Aufträgen“ erhalten habe oder Siemens, „die erst unlängst eine Partnerschaft mit dem britischen Batterievorhaben Britishvolt verkündet haben“.
„Großes Differenzierungspotential bei Qualitätssicherung und Digitalisierung“
Außerdem sei in der deutschen Industrie der Trend zu beobachten, „dass die Zellhersteller die Kooperation mit lokalen Maschinen- und Anlagenbauern suchen und auch weitere Bestandteile ihrer Wertschöpfungskette langfristig möglichst lokal ansiedeln wollen“, sagt Locke. Er sagt, es gebe „gerade in Deutschland ein großes Potential im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus“, auch deswegen, „weil die Batteriezellproduktion viele hochspezialisierte Produktionsprozesse verlangt“.
Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau sei für die Anforderungen der Batterie-Produktion „sehr gut“ aufgestellt. Die Branche habe „eine Menge von großen, aber auch kleineren Unternehmen“ vorzuweisen, „die in den letzten Jahren die Entwicklung für ihre Spezialgebiete enorm vorangetrieben haben.“ Ein „großes Differenzierungspotential“ gegenüber den Mitbewerbern hätten deutsche Unternehmen „in den Themenfeldern der Qualitätssicherung und der Digitalisierung“, findet Locke. „In Europa wird das Thema Qualität und auch das Thema einer nachhaltigen und möglichst transparenten Produktion der Batteriezellen im Vordergrund stehen“, so seine Prognose.
Lockes Blick in die Zukunft basiert auf seinen Erkenntnissen, die er während der Arbeit an der Roadmap Batterieproduktionsmittel 2030 gewonnen hat, welche die Weiterentwicklung der Produktionstechnik in der Batteriebranche beleuchtet. Die Kernidee der Roadmap, welche hier als ausführliches PDF zu finden ist, sei, „dass der aufgezeigte Forschungsbedarf gezielt durch Zusammenarbeit von Industriepartnern und Forschungsorganisationen angegangen wird“. Dies habe „in den letzten Jahren bereits gut funktioniert und wird im Hinblick auf die Batteriezellproduktion in Europa noch wichtiger“.
Quelle: Battery-News – Marc Locke vom PEM der RWTH Aachen über die kürzlich veröffentlichte VDMA Roadmap „Batterie-Produktionsmittel 2030“