Audi-Chef Markus Duesmann und Artemis-Chef Alexander Hitzinger haben in einem zweiteiligen Interview mit Business Insider unter anderem viel über das E-Auto-Projekt Artemis erzählt, eines der aktuell wichtigsten Vorhaben innerhalb des VW-Konzerns. Ziel des Projekts ist eine hochintelligente E-Auto-Plattform fürs Premium-Segment. Das erste Modell auf der Artemis-Plattform soll Ende 2024 in Produktion gehen.
„Beim Thema Vernetzung und Digitalisierung sind wir heute vielleicht noch ein oder zwei Jahre hinter den besten Wettbewerbern“, räumt Duesmann zu Beginn des Interviews ein. „Aber wir holen das auf, Audi hat enormes Potential“. Audi habe innerhalb des Projekts „das Konzept des Autos deutlich verändert, dem Auto eine neue Mission gegeben“. Das Artemis-Team sei vergleichsweise klein, mit aktuell gerade mal zwölf Leuten, die nun daran arbeiten, neue Technologien für den ganzen Konzern verfügbar zu machen.
Die Idee hinter Artemis sei, „das Auto ganz neu zu denken und zu entwickeln“, erklärt Hitzinger. Und dies gehe am besten „mit der Kultur und den Prozessen der Tech-Industrie“, so der Projektleiter über den Gedanken hinter dem kleinen Team. „Das heißt: sehr flache Strukturen, extrem kompetente, technologieaffine Leute, sehr kurze Entscheidungswege, sehr unbürokratisch“. In der Praxis sehe der Entwicklungszyklus so aus: „Man hat eine Idee, man konstruiert diese Idee und man testet sie, idealerweise in der virtuellen Welt, eventuell durch einfache Prototypen. So erhält man ein Resultat und vergleicht es dann mit der Idee“, so Hitzinger. „Und je schneller man diesen Zyklus durchlaufen kann, desto schneller entwickelt man“. Der Motorsport habe diese Arbeitsweise „in vielen Bereichen extrem perfektioniert“, so Hitzinger.
Im Projekt Artemis wolle Audi diese Entwicklungsmaschine perfektionieren und „mit top-modernen Methoden“ automatisieren, erklärt Hitzinger. Das erste Modell, dessen Namen der Projektleiter nicht verraten will, sei auf diese Weise bereits entstanden. Außerdem bilde Artemis die Basis für ein künftiges Porsche-Modell, so Audi-Chef Duesmann.
„Richtig coole Autos werden das“
Zum Thema Technologieoffenheit sagt Duesmann, er wünsche sich eher eine Technologieklarheit: „Wir sollten uns darauf einigen, dass das batterieelektrische Fahrzeug die Zukunft ist“, so der Audi-Chef. „Da stehen wir voll dahinter. Auf das Elektroauto richten wir uns ein.“ Er sieht aber auch die Chancen von Wasserstoffantrieben, etwa „in Lkws oder in Schiffen oder Flugzeugen oder in der Stahlindustrie“. Für das Jahr 2030 gehe man bei Audi davon aus, dass 50 bis 60 Prozent der Fahrzeuge rein elektrisch sein werden. Eine genaue Prognose will er aber nicht wagen, schließlich hänge auch viel von „individuellen Kundenentscheidungen und den lokalen Gesetzgebungen“ ab, so Duesmann. Mit 50 bis 60 Prozent könne Audi aber, „und das ist wichtig, den Green Deal erfüllen“, also die CO2-Vorgaben der EU.
Man sehe aber schon jetzt, dass Audi es ernst meine, so Duesmann: „am Audi e-tron, am e-tron Sportback, am e-tron GT, oder dem Q4 e-tron“. Und der Hersteller habe auch noch weitere „Produkt-Meilensteine“ in Planung, mit denen das batterieelektrische Fahren in die Fläche gebracht werden soll. „Richtig coole Autos werden das. Und wir meinen es sehr, sehr ernst.“
Quelle: Business Insider – Audi-Chef Markus Duesmann rechnet mit Winterkorn-Ära ab: „Ich hätte mir ein Arbeiten in der früheren Kultur nicht vorstellen können“ / Business Insider – Audi-Chef Markus Duesmann kündigt Elektro-Offensive an: „Richtig coole Autos werden das“