Langfristig will der Elektroauto-Hersteller Tesla gänzlich ohne den aus mehreren Gründen problematischen Batterie-Rohstoff Kobalt auskommen. Mittelfristig allerdings besteht noch Bedarf an dem kostbaren Stoff, von dem eine Tonne aktuell gut 30.000 US-Dollar kostet. Einem Bericht der Financial Times (FT) zufolge hat sich Tesla beim Schweizer Unternehmen Glencore nun bis zu 6.000 Tonnen davon pro Jahr gesichert. Durch den Einkauf bei Glencore kann Tesla die Versorgung von der Mine über die Verarbeitung zu Batterievorläufermaterialien bis zur Produktion der Zellen und Module sowie den Einbau im Elektroauto kontrollieren.
Das von Glencore gelieferte Kobalt soll, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen der FT mitteilten, unter kontrollierten und fairen Bedingungen in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut und an die Gigafabriken in Shanghai und Berlin geliefert werden. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Tesla in den kommenden Jahren auch in Deutschland mit der Produktion von Batteriezellen beginnen will. Tesla und Glencore lehnten einen Kommentar zum Bericht der Financial Times bislang ab.
Tesla teilte bereits in der Woche zuvor mit, der Hersteller unterstütze die Beschaffung aus der Demokratischen Republik Kongo, einem der ärmsten Länder der Welt, „wo wir sicher sein können, dass Mineralien, einschließlich Kobalt, aus Minen stammen, die unseren sozialen und ökologischen Standards entsprechen“. Mehr als 60 Prozent des weltweiten abgebauten Kobalts stammen aus dem Kongo, wo bis zu einem Fünftel von Hand abgebaut wird, häufig auch von Kindern.
Tesla will das Risiko von Kinderarbeit beseitigen
In dem in der vergangenen Woche veröffentlichten Impact Report 2019 von Tesla heißt es, das Unternehmen habe „erhebliche Anstrengungen unternommen, um Prozesse einzurichten“, um das Risiko von Kinderarbeit zu beseitigen. Auch das Land selbst führt immer mehr Maßnahmen ein, damit der Kobalt-Abbau in Sachen Umweltschutz, Kinderarbeit und Arbeitsbedingungen hohe Standards erfüllt. Tesla teilte überdies mit, dass „verantwortungsbewusster und ethischer Bergbau ein wichtiger Teil des wirtschaftlichen und sozialen Wohlergehens” der Gemeinschaften in dem zentralafrikanischen Land ist.
Tesla bekräftigt auch, dass seine Lieferanten von Batteriezellen bei Raffinerien einkaufen müssen, die von der Responsible Minerals Initiative (RMI) qualifiziert sind — einer Einrichtung, die Standards für verantwortungsbewussten Rohstoffabbau erstellt. Glencore ist eines von nur zwei Bergbauunternehmen in der Demokratischen Republik Kongo auf der Liste, die vom RMI zertifiziert werden sollen.
Dem Beratungsunternehmen Benchmark Mineral Intelligence zufolge soll die Batterieproduktionskapazität von Tesla in den nächsten zehn Jahren um 570 Prozent auf 248 Gigawattstunden steigen. Eine GWh Batteriekapazität reicht für durchschnittlich 18.000 Elektroautos.
Glencore, das vom Milliardär Ivan Glasenberg geführt wird, ist der weltweit größte Kobaltproduzent aus seinen beiden Minen in der Demokratischen Republik Kongo und seinen Nickelminen in Australien und Kanada. Nach dem starken Rückgang der Kobaltpreise seit dem Jahr 2018 von damals 70.000 auf heute gut 30.000 Euro pro Tonne hat sich das Bergbauunternehmen darauf konzentriert, langfristige Verträge mit Unternehmen aus der Lieferkette für Elektroautos abzuschließen.
Quelle: Financial Times — Tesla to buy cobalt from Glencore for new car plants