Mit seiner umstrittenen Preispolitik hätte das Schnellladenetzwerk Ionity wohl beinahe einen weiteren Partner vergrault. Nachdem bereits EnBW nicht bereit war, die heftig kritisierten 79 Cent pro Kilowattstunde Strom an seine Kunden weiterzugeben, und deshalb das Netzwerk vor einigen Wochen verlassen hat, hatte scheinbar auch das bei E-Auto-Fahrern sehr beliebte Angebot von Maingau Energie nachziehen wollen: Edison zufolge hätte sich Maingau Energie mit Ionity nicht über einen neuen Roaming-Vertrag mit Vorzugskonditionen einigen können, hieß es noch Ende März.
Der alte Vertrag sei von Ionity Ende Januar im Zusammenhang mit der Umstellung auf das neue und viel kritisierte Tarifmodell gekündigt worden. In letzter Minute hätten sich Maingau und Ionity aber auf die Fortführung der Partnerschauft geeinigt, heißt es bei Edison. „Wir werden uns dazu am 1. April äußern“, erklärte auch eine Sprecherin von Maingau Energie. Und dies war nun der Fall. „Wir möchten Euch mitteilen, dass wir Ionity weiterhin im EinfachStromLaden-Tarif anbieten. Egal, ob mit Karte, Chip oder App – mit uns schaltet Ihr die Schnelllader auch ab dem 1. April noch frei“, verkündete der Anbieter über seine Social-Media-Kanäle. Maingau-Kunden können also weiterhin für 35 Cent die kWh laden. Wer auch einen Hausstromvertrag mit Maingau abgeschlossen hat, zahlt sogar nur 25 Cent.
Ähnlich günstige Konditionen wie bei Maingau erhalten auch Besitzer von Elektroautos aus dem Betreiberkonsortium (BMW, Daimler und die Marken des Volkswagen-Konzerns), sofern sie sich vertraglich binden und ihren Strombezug auch über den Autohersteller abrechnen. Statt wie zuvor pauschal acht Euro pro Ladevorgang müssen Kunden ohne Vertragsbindung seit einigen Wochen fürs Schnellladen bei Ionity 79 Cent pro Kilowattstunde zahlen — was bei einem Elektroauto mit großem Akku, wie etwa ein Tesla Model S, den Preis für einmal Vollladen um ein Vielfaches verteuert.
Corona schlägt auf die Bilanz
Derweil zeige die Corona-Krise bereits Auswirkungen auf die Bilanz von Ionity, berichtet Edison: Da der Verkehr auf den Autobahnen europaweit eingeschränkt und stark zurückgegangen ist, verzeichne Ionity bereits ein Minus von gut 60 Prozent. Und auch der Ausbau des Ladenetzwerkes komme wegen Corona ins Stocken. ABB etwa kann seine Ladesäulen nicht liefern, da diese zum Teil in Norditalien hergestellt werden, wo das öffentliche Leben fast komplett stillsteht. Ladestationen gelten im Unterschied zu Tankstellen in vielen Ländern nicht als systemrelevante Infrastruktur. Bei Ionity sollen die Verantwortlichen deshalb bereits davon ausgehen, dass das geplante Ausbauziel von 400 Schnellladestandorten in ganz Europa bis zum Jahresende nicht mehr erreicht wird.
Und auch Hyundai, der eigentlich als neuer Partner dem Ionity-Konsortium beitreten sollte, gehe nun aufgrund der Schwerfälligkeit der Kartellbehörden vorerst einen anderen Weg: Hyundai Deutschland bereite ein Angebot mit EnBW vor, welches Käufern der Elektroautos Kona und Ioniq Elektro Sonderkonditionen einräumt und das Schnellladen an EnBW-Säulen für 39 Cent je kWh ohne monatliche Grundgebühr ermögliche.
Quelle: Edison — Maingau verabschiedet sich ebenfalls vom Ionity-Netz