Stark beeinflusst durch die Corona-Pandemie werden wir nicht, wie eigentlich zu erwarten war, in diesem Jahr die magische Grenze von 700.000 E-Fahrzeugen in einem Jahr knacken. Dies wurde im vergangenen Jahr von Matthias Schmidt, Automobil-Analyst, noch als möglich erachtet. Wohlgemerkt vor Corona. Mittlerweile hat er diese Aussage korrigiert auf 556.000 E-Autozulassungen. Eine Reihe von wichtigen Anpassungen sowohl beim privaten Kauf als auch bei den steuerlichen Anreizen für Elektroautos und Plug-In-Hybride werden dazu beitragen, dass in diesem Jahr die CO2-Konformitätsziele erreicht werden.
Mögliche zweite Corona-Welle wird Europas E-Automarkt 2020 nicht bremsen
Dennoch entsprechen die derzeit 556.000 angepeilten E-Autos einem Wachstum von 58% im Jahresvergleich oder 5 Prozent Anteil an einem um 20% rückläufigen Gesamtmarkt. Betrachtet man beispielsweise den europäischen Elektroautomarkt im Mai 2020 zeigt sich, dass man sich trotz Corona-Krise um die 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau befindet. Dies ist insofern als positiv anzusehen, da der gesamte PKW-Markt im gleichen Zeitraum ein negatives Wachstum von -57,2 Prozent verzeichnen musste. Selbst der Gefahr einer zweiten Corona-Welle im dritten Quartal des Jahres sieht Schmidt gelassen entgegen und geht zuversichtlich von einem wachsenden Markt aus.
Üblicherweise wird es Anfang des dritten Quartals ruhiger am Automarkt. 2020 könnten die Hersteller jedoch weiterhin Strom geben, um frühzeitig das Erreichen der CO2-Vorgaben zu gewährleisten. Schmidt geht davon aus, dass Hersteller, die die Zielvorgaben frühzeitig erfüllen, die Volumina für die verbleibenden Monate reduzieren werden – der Vorstandsvorsitzende des VW-Konzerns bestätigte in einem Interview im vergangenen Monat, dass viele der eigenen E-Autos im Jahr 2020 ausverkauft sind. Dies eröffnet den Hersteller die Möglichkeit die Volumina auf 2021 zu verschieben, um die strengeren CO2-Ziele in den Folgejahren zu erfüllen.
2021 könnte Europa erstmals eine Millionen E-Autos pro Jahr absetzen
Für 2020 darf davon ausgegangen werden, dass die CO2-Ziele bestehen bleiben. Am europäischen Markt werden vor allem die jeweiligen Regierungen ihren Teil dazu beitragen, dass diese erreicht werden können und die Hersteller von etwaigen Strafzahlungen verschont bleiben. Insbesondere die Hauptmärkte Frankreich und Deutschland, als auch Großbritannien werden ihren Teil dazu beitragen. Der Automobil-Analyst geht davon aus, dass diese drei Märkte den E-Auto-Absatz in 2020 massiv bestimmen und treiben werden und somit die Rolle vom ehemaligen E-Automarkt-Führer Norwegen übernehmen.
Aus diesem Grund werden die Elektroauto-Volumina im Jahr 2020 aufgrund des rückläufigen Gesamtmarktes zwar wahrscheinlich niedriger sein als vor Corona prognostiziert, aber wenn es im Jahr 2021 zu einem anreizgetriebenen Rückprall kommt, könnte der BEV-Mix von etwas mehr als 7 Prozent des Gesamtabsatzes möglicherweise erstmals mehr als eine Million Einheiten erreichen, vorausgesetzt, der Markt kehrt auf ein Niveau von über 14 Millionen Einheiten zurück.
Geht man davon aus, dass der gesamte Markt sich ab 2022 bis 2024 auf seinem üblichen Niveau von 14 Millionen PKW pro Jahr einpendelt, dann sollte bis 2024 1,25 Millionen E-Fahrzeuge pro Jahr auf die Straße kommen. 2025 geht es dann schon stark auf 1,6 Millionen Einheiten oder etwas mehr als 11 Prozent Marktdurchdringung hoch, um die 15-prozentige Reduzierung der CO2-Ziele zu erreichen, die im selben Jahr umgesetzt werden sollen.
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Quelle: Matthias Schmidt – The European Electric Car Report West European Market Intelligence Edition 05.2020