Konnte man Ende Juli noch aufzeigen, dass es den Teilzeitstromer erstmalig möglich war die E-Auto-Zulassungen hinter sich zu lassen, wendete sich Ende August das Blatt erneut. In Hinblick auf die Zulassungszahlen Ende September zeigt sich, dass sich die Zulassungen von reinen Stromer weiter von Plug-In-Hybriden absetzen. Die Daten stammen abermals von Matthias Schmidt, Automobil-Analyst aus Berlin, der uns mit seiner Auswertung die Möglichkeit gibt, einen Blick auf die E-Auto- und Plug-In-Hybrid-Zulassungen am europäischen Markt zu werfen.
Betrachtet man den europäischen Elektroautomarkt (PHEV und E-Autos) in Gänze, zeigt sich, dass in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 insgesamt 750.670 Fahrzeuge mit Stecker zugelassen wurden. Aufgeteilt in 408.403 reine Elektroautos sowie 342.267 Plug-In-Hybride. Betrachten wir den September im Detail, zeigt sich, dass 90.603 E-Autos sowie 63.367 Teilzeitstromer zugelassen wurden. Damit liegt man bei 153.970 Zulassungen insgesamt und somit deutlich über dem Rekord-Zulassungsmonat Juli 2020.
Plug-In-Hybrid- und E-Auto-Zulassungen auf Herstellerseite
Nachfolgend betrachten wir, wie sich Elektroauto- und PHEV-Anteil auf Herstellerseite verhalten. Welcher Hersteller mehr auf Teilzeitstromer oder Vollstromer setzt und wie der Anteil an den Gesamtzulassungen des jeweiligen Herstellers bis Ende September 2020 aussehen.
VW Konzern, Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz & Hyundai Gruppe dominieren Eruopas E-Automarkt
An vorderster Front steht erneut der VW-Konzern, welcher es auf 87.476 reine E-Autos sowie 60.031 PHEV im Zeitraum Januar bis September 2020 brachte. Sprich, die reinen Stromer überwiegen weiterhin mit gut einem Drittel der Zulassungen. An der Gesamtanzahl der Zulassungen des VW-Konzerns machen “Stecker-Fahrzeuge” 7,7 Prozent aus; was einem leichten Anstieg (+0,6 %) gegenüber dem Vormonat gleichzusetzen ist. Hierbei entfallen 4,5 Prozent auf E-Autos, sowie 3,1 Prozent Plug-In-Hybride. Betrachtet man den gesamten europäischen Elektroautomarkt steuert alleine der VW-Konzern gut ein Fünftel der Fahrzeuge mit Stecker bei (19,7 Prozent).
Dabei gilt es zu beachten, dass die Ausprägung von E-Auto- zu PHEV-Zulassung im Konzern selbst durchaus unterschiedlich stark geprägt ausfällt. Volkswagen selbst steuert weiterhin den Löwenanteil an E-Autozulassungen (46.470Einheiten) bei und bringt es gleichzeitig auf gut ein Drittel der PHEV-Zulassungen im Konzern (19.334Einheiten). Audi seinerseits stellt sich mit 23.520 Plug-In-Hybride im Konzernranking vor VW. Die dortigen E-Auto-Zulassungen (22.838 Einheiten) holen allerdings auf und ziehen fast gleichauf mit den Teilzeitstromer.
Bei Skoda wirkt das Zulassungsverhältnis E-Auto (7.594 Einheiten) zu PHEV (8.337 Einheiten) weiterhin relativ ausgeglichen. Porsche offenbart auch Ende September einen kleinen Vorteil fĂĽr Plug-In-Hybride, welche es auf 8.652 Einheiten brachten. Die Stromer (6.244 Einheiten) nähren sich aber auch hier, vergleichbar zur Entwicklung bei Audi, an. Seat bezieht deutliche Stellung fĂĽr E-Autos (4.330 Einheiten) gegenĂĽber gerade einmal neun Plug-In-Hybriden. Bentley dreht das Ganze erneut. Bringt es auf Null E-Auto-Zulassungen, dafĂĽr auf 179 Plug-In-Hybride. Dort hat man also gegenĂĽber dem Vormonat „nur“ 19 neue PHEV zugelassen.
Kommen wir weg vom VW-Konzern, hin zur Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz. Dort treffen 82.922 E-Autos auf 24.395 Teilzeitstromer. Fast dreieinhalb Elektroautos steht sozusagen einem Plug-In-Hybrid gegenĂĽber. Insgesamt bringt man es auf 10,2 Prozent rein elektrischen Anteil an den Gesamtzulassungen des eigenen Absatzes. Dies entspricht fast dem doppelten Anteil wie der des VW-Konzerns, rein prozentual betrachtet. In Gänze blickt man auf einen „Steckeranteil“ von 13,3 Prozent. Hierbei entfallen auf reine Stromer 10,2 Prozent sowie 3,1 Prozent auf Teilzeitstromer. Dabei zeigt sich bei detaillierter Betrachtung, dass der GroĂźteil der Plug-In-Hybrid-Zulassungen durch Mitsubishi erbracht wird. Diese steuern alleine 21.113 der insgesamt 24.395 PHEV an Zulassungen bei. Renault zeichnet sich seinerseits mit 62.062 fĂĽr die meisten E-Auto-Zulassungen innerhalb der Allianz sowie Europas E-Automarkt verantwortlich.
Ende September 2020 reiht sich abermals die Hyundai Gruppe – bestehend aus Hyundai und KIA – hinter VW und der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz ein. Somit lässt man erneut die BMW Gruppe, als auch den PSA-Konzern im Europamarkt-Ranking hinter sich. Ende des dritten Quartals brachten es die beiden Hersteller auf 59.346 Stromer sowie 25.66 Plug-In-Hybride. Auch hier zeigt, sich ein deutliches Plus von E-Auto- gegenüber PHEV-Zulassungen. Den Löwenanteil an E-Autos steuert Hyundai mit 33.477 Einheiten bei; KIA seinerseits konzentriert sich auf PHEV (21.297 Einheiten). Am eigenen Absatz gemessen bringt man es auf 16,0 Prozent Fahrzeuge mit Stecker; davon entfallen 11,20 Prozent auf Stromer sowie 4,8 Prozent auf Teilzeitstromer. Am gesamten Stecker-Markt in Europa ist man mit 11,30 Prozent beteiligt.
Ab dem vierten Platz rĂĽcken PHEV-Zulassungen mehr in den Fokus
Die BMW Gruppe pendelt sich bei 13,8 Prozent “Steckeranteil” ein, wobei die meisten Stecker ihren Weg hierbei in teilelektrifizierte Stromer (56.608 Einheiten) und nicht in E-Autos (22.669 Einheiten) finden. Dies spricht natürlich auch für die jeweilige Positionierung am Markt und ist ein deutliches Zeichen dafür, wie die Hersteller ihre CO2-Vorgaben erfüllen möchten. Am europäischen Gesamtmarkt liegt man mit 10,6 Prozent-Anteil nur einen Hauch hinter der Hyundai-Gruppe. Innerhalb der BMW Gruppe steht BMW stark für PHEV mit 48.219 Zulassungen ein. Bei MINI scheint das Verhältnis Stromer (8.813 Einheiten) zu Teilzeitstromer (8.389 Einheiten) ausgeglichen.
Von Seiten PSA blickt man mittlerweile auf eine leichte Verschiebung der Zulassungen; hin zu Gunsten der reinen E-Autos (42.783 Einheiten) gegenüber Teilzeitstromer (31.425 Einheiten). Diese Zahlen führen zu einem Anteil von 6,4 Prozent Stecker-Fahrzeuge am Gesamtabsatz des Herstellers. Dieser setzt sich prozentual betrachtet aus 3,7 Prozent E-Autos sowie 2,7 Prozent PHEV zusammen. Anzumerken ist, dass vor allem Peugeot seinen Beitrag mit 26.188 E-Autos sowie 17.497 Teilzeitstromer zu den Zulassungszahlen beiträgt. Dies bringt PSA ein Anteil von 9,9 Prozent am europäischen E-Automarkt ein.
Zu guter letzt wollen wir Daimler bei den deutschen Hersteller nicht außer acht lassen, welche in kleineren Stückzahlen eine ähnliche Aufteilung wie die BMW Gruppe zu Gunsten von PHEV (44.135 Einheiten) gegenüber reinen E-Autos (20.933 Einheiten) vorweisen. Bei einem Gesamtanteil von um die 12,80 Prozent am eigenen Absatz. Sowie 8,70 Prozent, wenn man es am europäischen Elektroautomarkt misst. Mercedes zeichnet sich für sämtliche PHEV-Zulassungen verantwortlich, smart seinerseits bringt gut zwei Drittel der E-Auto-Zulassungen (13.918 Einheiten) mit ein.
Über Teslas Plug-In-Hybrid-Anteil sowie Gesamtanteil an Steckerfahrzeugen am Gesamtabsatz muss man keine Worte verlieren. Bei den Stromern brachte es der amerikanische Automobilhersteller bis Ende September 2020 auf 62.629 Zulassungen in Europa. Sowie einen Anteil am E-Automarkt von 8,30 Prozent. Es reiht sich daraufhin Volvo Cars ein – bestehend aus Volvo und Polestar – diese zählten fast nur PHEV: 52.260 bei Volvo sowie mittlerweile 65 Zulassungen bei Polestar, welche wohl auf den Polestar 1 entfallen. Des Weiteren konnten 45 reine E-Auto-Zulassungen bei Volvo, sowie 3.738 bei Polestar verzeichnet werden. Mehr als jedes vierte Fahrzeug (29.6 Prozent) wurde übrigens mit einem Stecker zugelassen. Was zu einem Anteil von 7,50 Prozent am europäischen Gesamtmarkt führt.
Ford fährt aktuell auch noch die reine PHEV-Schiene und bringt es dort auf 22.738 Fahrzeuge und einen Anteil am Gesamtabsatz von 5,10 Prozent. Jaguar Land Rover präsentiert sich eher ausgeglichen, wobei Jaguar für die Stromer (6.336) und Land Rover für die Teilzeitstromer (4.944) verantwortlich scheint. Gemeinsam landen die beiden Marken bei 1,50 Prozent “Steckeranteil” am Gesamt-PKW-Absatz in Europa.
Rein elektrisch geht es hingegen nur noch bei SAIG / MG zu, welche 8.622 Autos in diesem Bereich zulassen konnten und es auf einem Gesamtanteil an Europas E-Automarkt von 1,1 Prozent brachten. Toyota/ Lexus, Honda sowie Fiat, Jeep und Mazda konnten ebenfalls E-Autos und PHEV am Markt absetzen, allerdings in so geringem Umfang, dass wir deren Zahlen aktuell noch nicht im Detail betrachten.
Quelle: Matthias Schmidt – The European Electric Car Report West European Market Intelligence – Edition 09.2020
Wer querliest: bei „giga“ hat sich gerade der VDI an der aktuellen Diskussion beteiligt – peinlichst daneben. Was obigen Artikel anbelangt; sehr aufschlussreich, vor allem die GegenĂĽberstellung von reinem E-Mobil und PHEV bei Benz & BMW. Die „Teilzeitstromer“ sind auch schon wiederholt als Mogelpackung tituliert worden. Einerseits richtig, andererseits kann man dies auch als Eongewöhnungsphase fĂĽr den zaudernden, jedoch finanzkräftigen deutschen Michel sehen. Derzeit bestes Statement kam diese Woche von H.Diess: e-mobilität ist keine Wette! VW ist offensichtlich der Gewinner und zwar nicht nur im Debatten-Ring.
Also VW als Gewinner zu bezeichnen ist nur eine Sichtweise.
Sortiert man die Liste nach Anteil von „Stecker“-Fahrzeugen gegenĂĽber Verbrennern an den gesamten Zulassungszahlen des jeweiligen Konzerns liegt VW mit nur 7,7% auf den letzten Plätzen.
Verglichen mit allen Herstellern wĂĽrde VW nur an 7. Stelle stehen. Bestenfalls an 6. Stelle wenn man Tesla als reinen E-Auto Hersteller nicht berĂĽcksichtigt.
Die anderen deutschen Hersteller wie BMW und Daimler liegen mit fast dem doppelten Anteil weit vor VW.
Volvo Cars ist mit fast einem Drittel aller zugelssaenen Fahrzeuge (29,6%) in diesem Ranking aber klar der Gewinner.
Die Liste wĂĽrde dann so aussehen
(100 % Tesla)
29,6 % Volvo Cars (Volvo, Polestar)
16,0 % Hyundai Gruppe (Hyundai, Kia)
13,8 % BMW Group (BMW, Mini)
13,3 % Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz
12,8 % Daimler (Mercedes, Smart)
7,7 % VW-Konzern (VW, Audi, Skoda, Porsche, Seat)
6,4% PSA (Peugeot, Citroen, Opel)
5,1 % Ford
Auch wenn VW in absoluten Zahlen die im Artikel aufgefĂĽhrte Liste anfĂĽhrt, zeigt sich doch, dass die meisten anderen Hersteller bis jetzt schon mehr getan getan haben um Ihr Angebot umzustellen.
Ich denke auch, das PHEV durchaus einen gewichtigen Beitrag zur Elektrifizierung beitragen. Privatpersonen werden es tunlichst vermeiden damit an eine Tankstelle zu fahren und so oft wie irgendmöglich versuchen das Auto aufzuladen um rein elektrisch zu fahren.
Die Dienstwagen wo dies im Moment nicht zutreffen mag, werden aber in 1-3 Jahren über den Gebrauchtmarkt auch in Privathände kommen und noch viele Jahre überwiegend rein elektrisch unterwegs sein.
Gemessen an den finanziellen Mitteln die einen Konzern wie VW zur VerfĂĽgung stehen ist es eigentlich keine groĂźe Leistung die VW hier vollbringt :(