Während sich bisher vor allem das slowakische Unternehmen GreenWay als wichtigster und innovativster Anbieter von Ladestrom profilierte, steigt nun auch der Hersteller von Ladesäulen und Pantographanbieter Ekoenergetyka aus Zielona Góra mit der ersten „E-Tankstelle“ unter der Marke „Ekoen“ in den Wettbewerb ein.
„Ich habe den Eindruck, dass wir Elektromobilität ganz anders verstehen als unsere Konkurrenten. Die erste heute eröffnete Ekoen-Station soll diese unterschiedliche Entwicklungsrichtung aufzeigen. Die Ladezeit soll eine Pause unter angenehmen Bedingungen werden“, sagte der Vorsitzende und einer der Gründer von Ekoenergetyka, Bartosz Kubik, bei der Eröffnung Anfang Februar in Zielona Góra .
Ekoenergetyka setzt mit ihrer Strategie nicht nur landesweit neue Maßstäbe, sondern versucht auch im internationalen Wettbewerb zu punkten, indem das Unternehmen den Ladekunden als Klienten für weitere Güter und Dienstleistungen in den Mittelpunkt stellt. Kubik plant den Ausbau weiterer Tankstellen der Marke Ekoen in direkter Nähe zu großen urbanen Zentren in Polen. Dort soll zukünftig nicht nur Ladestrom, sondern auch Wasserstoff und Gas (CNG – compressed natural gas) angeboten werden. Angedacht ist auch ein elektrischer Taxiservice, der über die Tochterfirma „Evity“, die heute schon in Zielona Góra aktiv ist, angeboten wird.
Die richtige Standortwahl und die Gewährleistung eines bequemen Zugangs zu den Ladesäulen stellen auch für GreenWay einen zentralen Wettbewerbsvorteil dar. Die Pressesprecherin von GreenWay Polska, Edyta Szczęśniak, prognostizierte, dass sich gerade bei dieser Frage der eigentliche Wettbewerb unter den Anbietern abspielen wird.
Adam Olszewski, der für die Ekoen-Stationen verantwortlich ist, machte im Gespräch mit dem polnischen Online Portal Wysokienapiecie.pl darauf aufmerksam, dass aktuell die einzelnen Ladesäulen an vielen unterschiedlichen Standorten verstreut sind. Anders als bei den herkömmlichen Tankstellen, wo die Kunden mehrere Zapfsäulen zur Verfügung haben, müssen sich die E-Autofahrer in Polen vielfach an den einzelnen Ladesäulen mit höchstens zwei Ladepunkten begnügen. Sind diese belegt, so geht es weiter in mühevoller Suche nach der nächsten Lademöglichkeit.
Die E-Tankstelle von Ekoen knüpft an die Tankgewohnheiten an und bietet an einer Stelle viele Ladesäulen mit unterschiedlichsten Steckern und Stärken an, damit jeder an Ort und Stelle das Richtige für sich findet. Wenn es trotzdem zu kurzen Wartezeiten kommen sollte, so bieten die Ekoen-Stationen einen gastronomischen Service sowie einen dazugehörenden sanitären Bereich an, um diese Zeit angenehm verbringen zu können. Darüber hinaus kann auch ein sogenannter VIP-Room genutzt werden. Hier werden kostenlose Getränke, TV und eine Computernutzung angeboten, um längere Ladezeiten zu überbrücken.
An die guten alten Zeiten an der Tankstelle knüpft Ekoen auch bei der Bezahlung an, denn der Kunde kommt auch ohne Smartphone und App zurecht. Jeder Kunde kann tagsüber sowohl mit Karte, als auch bar an der Kasse bezahlen. In den Nachtstunden können die Kunden mit Karte am Automaten bezahlen und das Innere der Tankstelle nur mit einem Zugangscode betreten.
Die Kosten von rund 40 Cent/khW liegen leicht über den Preisen des Marktführers GreenWay mit rund 39 Cent. Im Gesamtüberblick der restlichen Anbieter gehört Ekoen jedoch nicht zu den teuersten Chargern.
Polnische Experten bewerten die Initiative Ekoenergetykas verhalten kritisch, vor allem wegen der hohen Investitionskosten. WysokieNapiecie.pl geht davon aus, dass nur ein Bruchteil der aktuell 1049 Ladesäulen in Polen, wo es gerade einmal 9099 E-Autos gibt, rentabel arbeiten. Dabei ist die Inbetriebnahme einer Ladesäule auf dem Gelände eines Einkaufzentrums mit Kosten von rund 20– 25 000 Euro verbunden. Eine schnelle Lademöglichkeit erfordert etwa 72 000 Euro. Aber eine Tankstelle mit allen Lademöglichkeiten bis hin zu den ultraschnellen 150 kW erfordert ein Kapital von mehr als 700 000 Euro. Diese Investition wird daher als besonders risikoreich eingestuft.
Aleksandra Fedorska ist polnisch-deutsche Politologin und Publizistin. Sie arbeitet als Korrespondentin für polnische und deutsche Medien in den Fachbereichen Energiepolitik und E-Mobilität. Fedorska lebt und arbeitet im schleswig-holsteinischen Jagel und in der polnischen Stadt Poznań.