Vergangene Woche hat mich eine Mail von Peter erreicht. Seit rund zwei Jahren sei er Besitzer eines Elektrofahrzeuges. Seine Reisen führen ihn oft nach Deutschland. In letzter Zeit stelle er aber vermehrt fest, dass das Laden von E-Fahrzeugen immer schwieriger und auch immer kostspieliger wird. Vor drei Wochen war er mit seinem Opel Ampera-e erneut von der Schweiz aus nach Deutschland unterwegs. Sein Fazit: Fernreisen mit Elektrofahrzeugen machen keine Freude, sie sind teurer als mit Benzinfahrzeugen und für das Laden benötigt man sehr viel Zeit. Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen. Das es anders geht hat uns Dennis Dietz bereits aufgezeigt.
Als Geburtstagsgeschenk für meine Frau plante ich ein verlängertes Wochenende in Landshut. Während der Planung offerierte uns unser Sohn, dass wir sein Fahrzeug anstatt unseres Elektromobil (Opel Ampera-e) nehmen könnten. Dies, weil wir während den Sommerferien, eine Reise mit unserem E-Mobil zur Ostsee, zahlreiche Probleme (defekte Tankstellen, zugeparkte Ladestationen etc.) mit dem betanken unseres Fahrzeuges hatten. Ich lehnte mit der Begründung ab, dass ich als Gast in Deutschland möglichst klimaschonend unterwegs sein wolle. Heute frage ich mich, ob dies ein cleverer Entscheidung war.
Mindestens aus finanzieller Sicht muss ich dies klar verneinen. Weshalb? Für die Fahrt von Zürich nach Landshut mit einer Übernachtung in Wangen im Allgäu und dann wieder zurück nach Zürich sind wir eine Strecke von 740 km gefahren. Dafür mussten wir unser Fahrzeug fünf Mal laden.
• Aufladung auf 100% am Wohnort was umgerechnet CHF 7.75 kostete.
• Kurzladung 30 Min (10.8 kWh) in Wangen im Allgäu was uns CHF 13.10 zu Buche geschlagen hat.
• Aufladung auf 85% (41.7 kWh) in Landsberg am Lech was CHF 32.4 gekostet hat.
• Aufladung auf 80% in Landshut (24.3 kWh) für CHF 15.30
• Aufladung auf 85% (34.8 kWh) in Wangen im Allgäu für CHF 28.60
Insgesamt beliefen sich die Energiekosten auf CHF 97.30 oder umgerechnet auf 90.50 Euro. Hätten wir die Reise, wie von meinem Sohn vorgeschlagen, mit seinem VW-Golf, (Durchschnittsverbrauch 5.7 Liter pro 100 km) angetreten, dann hätten daraus Energiekosten von ca. CHF 68.00 bzw. ca. 63.00 Euro resultiert. Die Fahrt mit dem E-Mobil war klar teurer, als wenn wir ein Fahrzeug mit Benzin oder Dieselkraftstoff favorisiert hätten.
Es sind aber nicht nur die Energiekosten, welche die Freude am Fahren über längere Strecke trüben, sondern auch der Zeitbedarf für das Laden. Zuerst muss eine Ladestation in einem Charge App gefunden werden, was zugegeben wirklich gut funktioniert. Und was jetzt kommt kennen wir E-Mobilfahrer(Innen) wohl alle sehr gut. Entweder ist die Ladestation außer Betrieb, dies stellt man natürlich erst fest, nachdem mehrere Versuche die Station in Betrieb zu nehmen fehlschlagen sind oder die Ladestation ist mit einem Benzin- oder Dieselfahrzeug zugeparkt.
Im besten Fall steht ein E-Fahrzeug auf dem Parkplatz und ist am Laden, was natürlich in Ordnung ist. Also muss eine neue Ladestation gefunden und angefahren werden. Wenn man dann Glück hat ist die neue Station frei und sie funktioniert auch. Dann beginnt das Warten bis das Fahrzeug aufgeladen ist. Im Sommer dauert das Aufladen auf 80% Akkukapazität ungefähr 45 Minuten. Im Winter kann dies gut einmal doppelt so lange dauern. Während unserer Reise nach Landshut und zurück stand unser Fahrzeug mehr als 4 Stunden an den Ladesäulen. Insgesamt sind wir acht Ladestationen angefahren, wovon drei defekt waren und eine Station war belegt.
Diese beiden Faktoren, Energiekosten und Aufladezeiten lassen Fernreisen mit E-Fahrzeugen zurzeit in einem negativen Licht stehen. Die Ladesäulen- und Fahrzeughersteller arbeiten mit
Hochdruck daran die Aufladezeiten zu verringern. Dieses Problem dürfte in absehbarer Zeit gelöst sein.
Was mich jedoch stört ist der Umstand, dass es Ladestationsbetreiber gibt, die gutes Geld mit der Elektromobilität machen. 72 Cent für 1 kWh zu verlangen, wie es z.B. in Landsberg am Lech der Fall war, ist doch ziemlich teuer und wird die E-Mobilität nicht fördern. Das Problem der hohen Strompreise ist dem Umstand geschuldet, dass viele Anbieter den Strombezug pro Minute verrechnen. Vor allem im Winter kann dies zu einem teuren Unterfangen werden. Fair wäre die Verrechnung pro bezogene kWh. Damit die Fahrzeuge möglichst nach dem Laden die Tankstellen wieder freigeben, könnte nach einer Ladekapazität von z.B. 80% eine Zusatzgebühr erhoben werden.
Und nun zurück zum Titel. Energie soll etwas kosten, aber der Preis soll fair sein, was aus meiner Erfahrung heraus an einigen Orten in Deutschland nicht der Fall ist. Ich bin überzeugt, dass dies in der Schweiz ebenfalls der Fall sein dürfte, auch wenn mich bis anhin mein teuerstes Aufladen etwas über 13 CHF gekostet hat. Mein Fazit aus mehreren Fernreisen mit einem E-Fahrzeug ist, es macht wenig Freude, ist zeitaufwendig und teuer. Eigentlich schade …
Teilt ihr diese Meinung von Peter? Seid ihr selbst schon längere Reisen mit eurem E-Auto angetreten und wie waren eure Erfahrungen dabei?