Die Alltagstauglichkeit von Elektroautos ist ein entscheidendes Kaufkriterium. Vor allem für Langstreckenfahrer, die oft an Schnellladesäulen Strom beziehen, ist eine hohe Ladegeschwindigkeit von großer Bedeutung. Silvia Gramlich, Entwicklung Ladedauer und Ladeeffizienz bei Audi, erklärt in einem vom Hersteller selbst veröffentlichten Gespräch, wie das komplexe Batteriekonzept in den e-tron genannten E-Modellen, auf das wir in einem früheren Beitrag bereits eingegangen sind, für eine „außergewöhnliche Ladeperformance“ sorge.
Bei der Alltagstauglichkeit seien zwei Aspekte wichtig: „Zunächst mal, dass das E-Auto über Nacht zu Hause wieder vollständig aufgeladen werden kann.“ Selbst die e-tron Modelle mit großer Batterie seien dank des dreiphasigem Onboard-Charger mit 11 kW Leistung in knapp neun Stunden von 0 auf 100 Prozent geladen. Der zweite Aspekt sei eine „gute Langstreckentauglichkeit – darauf wurde bei der Entwicklung des e-tron von Anfang an viel Wert gelegt“, so Gramlich.
Audi habe ein „ausgeklügeltes Batteriekonzept“ entwickelt, „welches das Schnellladen mit Gleichstrom mit 150 kW Leistung ermöglicht“. Das sei im Vergleich zum Wettbewerb „ein guter Wert, aber noch lange nicht die ganze Wahrheit.“ Den Kunden aber „sollte nicht nur der Maximalwert der Ladeleistung interessieren, sondern vielmehr, wie diese im Laufe eines Ladevorgangs verläuft und gegebenenfalls gedrosselt werden muss, weil sich die Batterien – physikalisch bedingt – erwärmen.“ Bei Audi e-tron ermögliche ein „aufwändiges Thermomanagements eine im Vergleich zum Wettbewerb außergewöhnliche Ladeperformance über den gesamten Zeitraum des Ladevorgangs.“
Da die Ladeleistung „über einen längeren Zeitraum auf einem hohen Niveau“ sei, sollen Audi-Kunden ihr Elektroauto „sehr schnell vollladen können“. Als Faustformel für den e- tron 55 und e-tron Sportback 55 gelte: „Bei einem Ladebeginn bei 5 Prozent Ladezustand reichen zehn Minuten Ladezeit im Idealfall an einer Schnellladesäule für bis zu 110 Kilometer Reichweite nach WLTP“, nach knapp 30 Minuten werde die 80 Prozent-Marke erreicht und die Komplettladung dauert circa 45 Minuten, erklärt Gramlich.
Bei einem Test des ADAC konnte sich die Ladestrategie von Audi tatsächlich deutlich gegenüber den ebenfalls getesteten Fahrzeugen von Mercedes, Renault, Opel und Nissan behaupten. Innerhalb von 30 Minuten tankte der e-tron Strom für 305 km. Der Mercedes-Benz EQC schaffte nur 216 km. Renault Zoe, Opel Ampera-e und Nissan Leaf kamen auf nur gut 150 km. Nicht getestet allerdings hat der ADAC Elektroautos von Tesla. Die sind in etwa genau so schnell. Noch ein Schippchen drauf legt der Porsche Taycan. Und auch der VW ID.3 lies bei einem Test der Ingenieurberatung P3 Automotive die Audi-Stromer hinter sich.
Quelle: Audi — Pressemitteilung vom 05.06.2020