Derzeit erwarte man keine Probleme mit der Lieferung von Batteriezellen für den ID.3, dem ersten reinen E-Auto von Volkswagen. Mag auch daran liegen, dass VW im Bereich der Batterie-Beschaffung neue Wege beschreitet, wie Vorstandsmitglied Stefan Sommer zu verstehen gibt.
VW will steigenden Bedarf mit Zulieferer-Joint-Ventures und eigenem Investment in Batterie-Fabriken stützen
Wie wir bereits erfahren haben, steigt der Batterie-Bedarf des Volkswagen Konzerns allein in Europa und in Asien auf mehr als 300 GWh jährlich. Die heutigen Zellkapazitäten decken nicht ab, was der Markt in Zukunft brauchen wird. Aktuell wird allein Europa ab 2025 mit einem jährlichen Bedarf von mehr als 150 Gigawattstunden gerechnet – und in Asien ebenfalls in gleicher Größenordnung.
Um dies zu stemmen hat man vor 900 Millionen Euro in ein Batteriezellenwerk in Salzgitter mit dem schwedischen Partner Northvolt zu investieren. Des Weiteren wird man laut Stefan Sommer Joint Ventures gründen und die Batterieproduktion mitfinanzieren, um skeptische Zelllieferanten davon zu überzeugen, Volkswagens aggressiven Vorstoß für die Massenproduktion von Elektrofahrzeugen zu unterstützen.
„Nicht jeder Anbieter ist davon überzeugt, dass die Elektromobilität so großflächig sein wird. Sie müssen mehr Zeit damit verbringen, sie davon zu überzeugen, in die Automobilindustrie zu investieren.“ – Stefan Sommer, Vorstandsmitglied VW
Derzeit rüstet der deutsche Automobilhersteller 16 Fabriken für den Bau von Elektrofahrzeugen um und plant, bis Mitte 23 mit der Produktion von 33 verschiedenen Elektroautos der Marken Skoda, Audi, VW und Seat zu beginnen.
„Wenn es um normale Komponenten geht, haben Lieferanten die Möglichkeit, an andere Automobilhersteller zu verkaufen, wenn VW weniger kauft. Aber mit der Elektromobilität wissen wir alle: Wenn sie bei VW nicht funktioniert, dann funktioniert sie auch bei anderen nicht“, so Sommer weiter.
Aus diesem Grund habe sich VW auch entschlossen den Zulieferern die Finanzierung des Werkzeugbaus zur Verfügung zu stellen und das Risiko der Installation neuer Produktionskapazitäten zu teilen, indem es neue Fabriken in gemeinsame Joint Ventures einbettet. Joint Ventures haben den Vorteil, dass VW bei der Errichtung eines neuen Werks frühzeitig Einblick in den Fertigungsfortschritt erhält.
VW setzt auf Batteriezellen mit Nickel, Mangan und Kobalt im Verhältnis 8:1:1
Auch die Zulieferer profitieren von diesen Joint Ventures, nicht nur hinsichtlich geteiltem Risiko und Kosten, sondern auch, wegen dem bereits vorhanden Know-How. Ab 2021 wird Volkswagen elektrische Batteriezellen mit einer Zusammensetzung aus Nickel, Mangan und Kobalt im Verhältnis 8:1:1 einsetzen, sagte Sommer und fügte hinzu, dass ein Lieferant noch ein Verhältnis von 6:2:2 verwendet.
Für den chinesischen Markt sieht Volkswagen Potenzial für den Einsatz von Lithium-Eisen-Batterien, den so genannten LFP. Diese haben eine geringere Energiedichte als NMC-Zellen, aber chinesische Autofahrer neigen dazu, in Großstädten zu bleiben und keine langen Strecken mit dem Auto zu fahren.
Festkörper-Batterien ab 2020 vorstellbar
Festkörper-Elektrobatteriezellen werden NMC-Zellen ersetzen und in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre serienreif werden, sagte Sommer. Interessant ist hierbei seine Aussage, dass „Festkörperzellen in bestehenden Batteriefabriken hergestellt werden können. Es werden die gleichen Hersteller und die gleichen Fabriken sein, in denen Li-Ionen-Akkus hergestellt werden“.
Volkswagen könne sogar eigene Produktionsstätten für Batteriezellen in China bauen, sagte Sommer, fügte aber hinzu, dass sich der Automobilhersteller derzeit auf seine chinesischen Joint-Venture-Partner FAW verlasse, um geeignete Batterielieferanten zu finden.
Quelle: Reuters – VW to deepen alliances with battery suppliers for electric push