Volkswagen hat seine Entscheidung verteidigt, einen teureren ID.3 für Early Adopters auf den Markt zu bringen, deutlich bevor die deutlich günstigere Einstiegsversion seines ersten vollelektrischen Massenautos zu haben sein wird. VW hatte zunächst damit begonnen, nur Bestellungen für die ID.3-Erstausgabe entgegenzunehmen, deren Preis in Deutschland unter 40.000 Euro liegen soll.
Dabei sagte Volkswagen stets, der ID.3 sei ein Auto „für Millionen und nicht für die Millionäre“, und betonte wiederholt die Erschwinglichkeit des Autos für den alltäglichen Käufer.
Der ID3 wird jedoch nicht gleich zum Massenauto, da VW sich entschlossen hat, zunächst eine limitierte Kleinserien-Erstausgabe des Elektroautos im Golf-Format auf den Markt zu bringen, deren Preis sogar noch höher ist als jener der Mittelklasse-Limousine Passat. Dies lag zum Teil an der Entscheidung der VW-Führungskräfte, dass das Unternehmen zuerst Interesse an der ID.3-Technologie wecken musste, bevor sich die Massenkunden wohl fühlen würden, ein Auto mit einem anderen Antriebsstrang als ein Benzin- oder Dieselaggregat zu kaufen, so Automotive News Europe.
VW zielt auf die „Early Adopters“
Auf dem Automotive News Europe Congress im vergangenen Monat sagte VW-Marken-Marketingchef Jochen Sengpiehl, der Autohersteller konzentriere sein erstes Marketing für den ID.3 bewusst auf die „Early Adopters“ der Elektroauto-Technologie. Der auf 30.000 Exemplare limitierte ID.3 1ST richte sich eigens an diese spezielle Kundengruppe, die neue Produkte möglichst früh nutzen wollen und dafür auch einen Aufpreis in Kauf nehmen. Selbiges hat Tesla auch mit dem Model 3 gemacht.
In den Wochen und Monaten vor der Premiere hatte VW den ID.3 stets als erstes erschwingliches Langstrecken-Elektroauto im Kompaktsegment angepriesen, dessen Preis vergleichbar sei mit einem Golf-Diesel. Der Hersteller sei jedoch zu dem Entschluss gelangt, dass es „falsch“ sei, den ID.3 in einer Ausführung mit geringerer Reichweite und weniger Ausstattung in den Markt einzuführen. Early Adopter, die früh auf einen E-Pkw umsteigen, wollten mehr Funktionalitäten wie etwa ein Augmented Reality Head-up-Display, so die für Vertrieb und Marketing der neuen Elektro-Baureihen verantwortliche Managerin Silke Bagschik.
Volkswagen will spätestens im Jahr 2025 den US-Hersteller Tesla als E-Auto-Spitzenreiter bei den Verkäufen eingeholt haben und dann eine Million E-Autos pro Jahr absetzen. Tesla strebt in 2019 zwischen 360.000 und 400.000 verkaufte Stromer an. Für seinen Massenstromer Model 3 hatte der E-Auto-Pionier schon einige Wochen nach seiner Vorstellung fast eine halbe Million Reservierungen verzeichnet.
VW zufolge haben bislang etwa 22.000 Interessenten einen der ersten VW ID.3 per Prebooking reserviert. Damit ist das Kontingent von 30.000 Einheiten für die sogenannte „1st Edition“ noch nicht ausgeschöpft.
VW will 100.000 Einheiten pro Jahr verkaufen
Der ID.3 soll mit drei unterschiedlichen Batteriegrößen zwischen 45 und 77 kWh in den Handel kommen, die Reichweiten der Modelle liegen zwischen 330 und 550 Kilometern nach WLTP. Serienmäßig ist eine Schnellladefunktion mit bis zu 125 kW verfügbar. Auch mit der kleinsten Batterie soll der ID.3 innerhalb einer halben Stunde an entsprechenden Ladesäulen – etwa von Ionity – ausreichend Energie für mindestens 260 Kilometer Reichweite tanken können. Diese Basisvariante soll weniger als 30.000 Euro kosten.
Die 1st Edition des ID.3 ist mit der mittleren 58 kWh-Batterie ausgestattet, ihre Reichweite liegt bei bis zu 420 Kilometern. Die Produktion des ID.3 läuft Ende dieses Jahres in Zwickau an, zunächst werden die Fahrzeuge der Vorbesteller gebaut und ab Sommer 2020 ausgeliefert. Erst mit dem Marktstart dieser Modelle soll auch die Basisversion erhältlich sein. Insgesamt will VW jährlich mehr als 100.000 Einheiten des Stromers verkaufen.
Quellen: Automotive News Europe – VW defends launch of high-priced ‘mass-market’ EV // Ecomento – VW-Manager erklären hohen Startpreis des ID.3