Volkswagens Einkaufsvorstand Stefan Sommer sprach in einem Interview mit dem Handelsblatt über milliardenschwere Investitionen für die Elektromobilität, die Haltung des Konzerns zur Fertigung von Batteriezellen, die Abhängigkeit von den Rohstoffmärkten und welche Rolle das Batterierecycling spielt.
VW setze „konsequent auf seine umfassende Elektrifizierungsstrategie“, so Sommer zu Beginn des Interviews. Für seine Zielvorgaben brauche der Hersteller „ab dem Jahr 2025 jährlich rund 300 Gigawattstunden Batteriekapazität in Europa und in Asien“. Bis 2030 rechne man sogar mit der doppelten Menge, schließlich will VW gegen Ende des kommenden Jahrzehnts mehr als 20 Millionen reine Elektroautos auf die Straße gebracht haben.
Die Investitionen dafür seien enorm: Sie belaufen sich „bis 2025 allein auf etwa 30 Milliarden Euro, wenn man die Faustformel zugrunde legt, dass zehn Gigawattstunden rund eine Milliarde Euro kosten“. Und dieses Investment müsse „heute entschieden werden und nicht erst in fünf Jahren“, wenn in den Autowerken von VW die Fahrzeuge vom Band laufen und die Batterien benötigt werden.
VW geht auch davon aus, dass sich „die Regulatorik in den nächsten Jahren noch viel stärker auf die Förderung reiner E-Fahrzeuge konzentrieren wird“, weshalb weitere Investitionen notwendig sein dürften: „Wir werden ab 2025 voraussichtlich noch einmal über Investitionen von 30 Milliarden Euro bis 2030 für den Aufbau weiterer Batteriefertigungen reden“, so Sommer in dem Interview.
„Batterieantrieb die beste Lösung, um CO2 zu reduzieren“
„Der Batterieantrieb ist die beste Lösung, um schnell, nachhaltig und effizient CO2 zu reduzieren“, sagte der VW-Einkaufsvorstand weiter. „Warum sich etwa die großen Zulieferer noch nicht für eine eigene Zellfertigung entschieden haben“, wundert den Manager. Denn es sei klar, „dass etwa 20 bis 30 Prozent dessen, was die Zulieferer an Wertschöpfung für ein Auto bereitstellen, künftig nur auf die Batterie entfallen wird.“
Dabei würden Zellfabriken auch „ein großes Beschäftigungspotenzial“ eröffnen, von bis zu 2000 Mitarbeitern in einem Werk spricht der VW-Manager. Dabei handle es sich um „zukunftssichere Arbeitsplätze“, die „neue Perspektiven für Mitarbeiter eröffnen, deren Beschäftigung in der Fertigung für konventionelle Komponenten von Verbrennungsmotoren mittelfristig wegfällt. Das ist eine große Chance für alle Seiten.“ Es sei durchaus im Bereich des Möglichen, dass VW künftig auch selbst Batteriezellen produziert, womöglich in Emden, wo viel Windstrom für die energieintensive Herstellung der Stromspeicher zur Verfügung steht. „Aber ob wir uns dazu entscheiden, ist noch vollkommen offen“, sagt Sommer. „Wir dürfen uns auch nicht verzetteln“, schiebt der Manager nach: „Wir sind zwar groß, doch Volkswagen kann nicht auf jeder Hochzeit tanzen.“
Eine wesentliche aber schwer vorherzusagende Größe bei den Batteriezellen seien die Rohstoffpreise, da die Rohstoffmärkte „sehr langsam und unbeweglich“ seien: „Es dauert sechs bis zehn Jahre, eine neue Mine zu erschließen. Diese Gesamtbedingungen führen dazu, dass die Rohstoffpreise sehr volatil sind“, erklärt Sommer. Daher sichere VW „nötige Volumina sowie Preisstabilität langfristig ab.“
Warum Batterierecycling wichtig wird
Um die Abhängigkeit von den Rohstoffmärkten zu verringern, hat VW „jetzt schon damit begonnen, auch Recyclingwege zu entwickeln. Wenn sich das Recycling etabliert hat, dann werden auch die Rohstoffpreise fallen – und unsere Abhängigkeit etwa von Minen verschwindet.“ Ab 2020 skaliert eine Pilotanlage in Salzgitter „bereits erforschte Recyclingprozesse. Größere Mengen von Batterierückläufern sind Ende der 2020er-Jahre zu erwarten. Dann sind so viele Elektroautos unterwegs, dass ein ausreichend großer Markt für das Recycling entstanden sein sollte.“
Und „irgendwann“, so Sommer, „werden sich die Rohstoffmärkte eingeschwungen haben. Dann bekommen wir ähnlich stabile Verhältnisse wie heute beim Stahl oder auch beim Aluminium.“
Quelle: Handelsblatt – VW-Einkaufsvorstand im Interview: „Wir sprechen über Billionen“