In einem ebenso langen wie auch lesenswerten Interview mit der Autogazette sprach Volkswagens Markenvorstand für die E-Mobilität, Thomas Ulbrich, ausführlich über die Elektroautos des Herstellers, über Engagement beim Klimaschutz und die Energiewende sowie über dringend notwendige Maßnahmen, um Elektromobilität für die breite Masse attraktiver zu machen.
VW will bereits im Jahr 2025 seine letzte neue Verbrennerplattform auf den Markt bringen, diese werde dann „noch mindestens zwei Fahrzeuggenerationen lang laufen“, so Ulbrich. Eine Plattform sei zu verstehen als „Basis für zwei so genannte Fahrzeughüte mit je etwa sieben Jahren Laufzeit. Damit sind wir dann im Jahr 2040 angelangt. Und genau so lange werden wir noch Modelle mit Verbrennungsmotoren anbieten“, so der Manager. Der „Mainstream“ der Aktivitäten der Marke sei aber „ganz klar die E-Mobilität, sie wird den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
„Ab 2040 wird unser Portfolio schwerpunktmäßig aus Elektroautos bestehen“, kündigt Ulbrich in dem Interview an. „Hinzu kommen sicher auch noch Brennstoffzellenfahrzeuge und Plug-in-Hybride, die mit klimaneutralen e-Fuels betrieben werden.“ Das erste rein als Elektroauto konzipierte E-Fahrzeug von VW ist der ID.3, der ab Ende 2019 gebaut und ab Sommer 2020 ausgeliefert werden soll. Dabei peilt VW tägliche Stückzahlen von bis zu 1500 an, mit 100.000 ausgelieferten ID.3 im Jahr 2020 wäre VW „voll auf Kurs“.
Dass sich der VW-Konzern gerade stark für den Klimaschutz engagiert, sieht Ulbrich, der seit Anfang der 1990er für den Konzern arbeitet, „nicht als Kulturschock, sondern eher als einen Kulturreifungsprozess.“ Das verstärkte Engagement beim Klimaschutz resultiere „einerseits aus den stark veränderten Rahmenbedingungen, die die Politik mit den neuen CO2-Grenzwerten vorgegeben hat – aber andererseits auch aus echter Überzeugung und Verantwortung für unsere Umwelt“. Diese Überzeugung soll nun in die gesamte Belegschaft getragen werden: „Wir klären auf – und nehmen die Mannschaft mit. Das braucht angesichts der Größe unseres Unternehmens neben inhaltlicher Aufklärungsarbeit natürlich auch Zeit.“
Gut ausgebaute Ladeinfrastruktur „ganz entscheidend“ für den Erfolg von Elektroautos
„Die E-Mobilität ist für uns alternativlos“, sagt Ulbrich. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Ziele von VW sei aber auch die Energiewende wichtig sowie ein deutlicher Ausbau der bestehenden Ladeinfrastruktur. Eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur sei „ganz entscheidend für den Erfolg des E-Autos. Die Menschen müssen sehen, dass es die benötigten Ladesäulen auch wirklich gibt, dann gewinnen sie Vertrauen in die neue Technologie“, so Ulbrich im Interview mit Autogazette.
„Es wäre widersinnig, mit großen ID-Volumina in den Markt zu gehen, wenn es dafür die nötigen Parameter wie Energiewende und Ladeinfrastruktur nicht gibt“, so der Manager. „Nur damit können wir die Klimaziele erfüllen. Um es klar zu formulieren: Ein E-Fahrzeug ist nur dann wirklich positiv für die CO2-Bilanz, wenn es grünen Strom tankt.“
In Deutschland haben Erneuerbare Energien zwar schon fast 40 Prozent Anteil in der Stromerzeugung, damit sei man „im Vergleich schon besser als manche Nachbarländer“. Deutlich größere Anstrengungen bei der Energiewende seien aber dennoch „dringend erforderlich. Wir müssen mehr Gas geben beim Ausbau regenerativer Energien.“
Mit Blick auf den E-Auto-Giganten China, dessen Produktions- und Verkaufszahlen alle anderen Länder mit großem Abstand in den Schatten stellt, sieht Ulbrich „Deutschland absolut nicht auf abgeschlagener Position“. Die Deutschen seien zwar „vielleicht nicht immer die Schnellsten, aber wir haben häufig genug bewiesen, dass wir die Stärksten sein können.“ Der VW-Manager ist „überzeugt, dass Deutschland die Chance hat, zumindest in Europa eine entscheidende Rolle beim Hochlauf der Zukunftstechnologie Elektromobilität zu spielen. Dazu muss aber in den nächsten zwei, drei Jahren noch eine Menge passieren.“
Quelle: Autogazette – „Die Marke VW bringt 150.000 Elektrofahrzeuge in 2020“