Mehr als 120 Elektrofahrzeuge hat der Nürnberger Stromanbieter N‑ERGIE in seinem Fuhrpark im Einsatz. Hinzu kommen 180 Ladepunkte an Unternehmensstandorten sowie 260 eigene öffentliche Ladepunkte. Für Verteilnetzbetreiber wie die Main-Donau Netzgesellschaft, ein Tochterunternehmen der N‑ERGIE Aktiengesellschaft, ist Elektromobilität eine spannende und herausfordernde Entwicklung.
In einer Studie untersuchte die Main-Donau Netzgesellschaft zusammen mit umlaut (P3 Energy & Storage GmbH) aus Aachen deshalb wichtige Fragen, die im Zusammenhang mit Elektroautos auftauchen: Wie viele Elektrofahrzeuge wird es zukünftig im eigenen Netzgebiet geben? Wie verhalten sich die Nutzer? Was passiert etwa, wenn alle Elektroautos gleichzeitig geladen werden? Können Verteilnetzbetreiber die Ladevorgänge regeln?
Das Ergebnis: Elektromobilität wird zwar merkliche Auswirkungen auf das Verteilnetz haben. Beispielsweise werden sich durch den Strombedarf der Elektroautos die Energiemengen im Netz erhöhen. Auch die benötigte Leistung aus dem Netz wird sich aufgrund von gleichzeitigem Laden temporär vergrößern.
Die gute Nachricht aber lautet: Das Verteilnetz der Main-Donau Netzgesellschaft ist – wie viele andere Verteilnetze auch – bereits jetzt auf die künftige Zunahme von Elektroautos vorbereitet.
Netzausbau bis 2030 nur punktuell
Die Basis der Untersuchung ist die erwartete Anzahl von Elektroautos im Netzgebiet der Main-Donau Netzgesellschaft – auch nach privater oder gewerblicher Nutzung unterteilt. Dabei wurden für die Jahre 2025, 2030 und 2050 jeweils drei Szenarien untersucht. Auch beim optimistischen Szenario für das Jahr 2030 mit der höchsten zu erwarteten Anzahl an Elektrofahrzeugen (PKW: 400.000; Nutzfahrzeuge: 22.000) bleibt die Main-Donau Netzgesellschaft gelassen.
„Seit Jahren investieren wir jährlich rund 100 Millionen Euro in unsere Stromnetze. Das Netz ist somit gut vorbereitet für die nächsten Jahre – egal ob bei der Einspeisung durch erneuerbare Erzeugungsanlagen oder bei der Elektromobilität. Wir rechnen deshalb damit, dass wir aufgrund der Elektromobilität unsere Stromnetze bis 2030 nicht flächendeckend, sondern lediglich punktuell an Hot Spots, also Gebieten mit vielen Elektrofahrzeugen und Ladepunkten verstärken müssen. Aufgrund der Anmeldepflicht von Ladepunkten beim Netzbetreiber lassen sich solche Hot Spots identifizieren.“ – Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N‑ERGIE Aktiengesellschaft
Perspektivisch wird das Unternehmen verstärkt in das Netz investieren, da die Studie im optimistischen Szenario mit über 1 Million elektrischer PKW und rund 50.000 elektrischer Nutzfahrzeuge einen deutlichen Anstieg bis 2050 prognostiziert.
Gesteuertes Laden als wichtige Option
„Elektromobilität wird mit Lastzuwächsen verbunden sein. Im so genannten gesteuerten Laden steckt jedoch durchaus das Potenzial, den notwendigen Netzausbau zu reduzieren oder zeitlich zu verschieben“, ist sich Gerald Höfer, Geschäftsführer der Main-Donau Netzgesellschaft, sicher. Beim gesteuerten Laden wird durch eine intelligente Verteilung der einzelnen Ladevorgänge, z.B. auf die Nachtstunden, die Last im Tagesverlauf ausgeglichen, so können Lastspitzen minimiert oder sogar komplett verhindert werden. Das bestehende Netz wird damit möglichst gut genutzt.
Besonders im regionalen Netz können auch Synergieeffekte genutzt werden: Wird etwa das Netz wegen erneuerbarer Erzeugungsanlagen ausgebaut, kann dies für die Integration von Elektromobilität ebenso förderlich sein.
Bei der Untersuchung wurden bestehende Supermärkte, Einkaufszentren, Parkhäuser und Tankstellen sowie die Verfügbarkeit privater Stellplätze als potenzielle Lademöglichkeiten herangezogen. Zudem flossen Pendlerbewegungen in die Studie ein.
Auch erfolgte eine Unterteilung des Netzgebiets nach Postleitzahlen und der damit verbundenen Bevölkerungsdichte. So unterscheidet die Studie ländliche Netze mit geringerer Bevölkerungsdichte bei gleichzeitig hoher Anzahl von Erzeugungsanlagen, vor- bzw. randstädtische Bereiche mit hoher Bevölkerungsdichte sowie das Stadtgebiet Nürnberg mit viel Einzelhandel und Parkhäusern.
Quelle: N-ERGIE – Pressemitteilung vom 05.11.2019