Der Technologiekonzern Siemens, dessen Produktpalette von Stromnetzen über Smartgrids, Trafos und Schaltanlagen bis zum Feuermelder und der vollautomatischen Gebäudesteuerung reicht, will nun auch in den Bereich der Ladeinfrastruktur für Elektroautos einsteigen. Das sagte Siemens-Vorstand Cedrik Neike in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Neike sieht demnach in der Ladeinfrastruktur einen „Riesenwachstumsmarkt“. Auch bei Energie-Speichersystemen will Siemens künftig stärker mitmischen.
Bei Siemens war über die letzten Jahre hinweg keine klare Strategie in Sachen Ladetechnologien erkennbar. Es gab eine Handvoll verschiedene Produkte wie etwa Wallboxen, „die teilweise eher halbherzig betrieben wurden“, wie das Handelsblatt anmerkt. Der Markt für intelligente Infrastruktur, den Neike bei Siemens verantwortet, dürfte laut Branchenschätzungen in den nächsten Jahren um durchschnittlich zwei bis drei Prozent wachsen. Siemens wolle noch stärker zulegen und peile operative Umsatzrenditen von zehn bis 15 Prozent an, so das Wirtschaftsmagazin.
Bei den Speichertechnologien wolle Siemens neben klassischen Batteriespeichern auch die Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse voranbringen. „Wir glauben, dass die Batterie als Zwischenspeicher im Zeitalter der erneuerbaren Energien langfristig eine wichtige Rolle spielen wird“, sagt Neike.
Mit der Junelight Smart Battery hat Siemens erst vor wenigen Tagen erstmals einen Lithium-Ionen-Speicher auf den Markt gebracht, der speziell auf die Anforderungen in privaten Eigenheimen ausgelegt ist. Eigenheimbesitzer können damit den maximalen Anteil ihrer eigenerzeugten Energie, beispielsweise aus Photovoltaik-Anlagen, für den Eigenverbrauch nutzen, ihre Energiebezugskosten minimieren und CO2-Emissionen nachhaltig senken. Die Speicherkapazität des Systems lässt sich jederzeit flexibel an den individuellen Bedarf anpassen und umfasst bis zu 19,8 Kilowattstunden.
Damit betritt Siemens „einen attraktiven, aber auch umkämpften Markt“, schreibt das Handelsblatt. Einer Studie zufolge umfasste der Markt für Heimspeicherlösungen im Jahr 2018 gut 160.000 neu installierte Systeme und erzielte einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Für das Jahr 2030 rechnen Experten mit jährlich einer Million neu installierten Heimspeichern. Marktführer momentan ist das koreanische Unternehmen LG Chem mit etwa 21 Prozent vor Sonnen aus dem Allgäu, das von Shell übernommen wird, und Tesla aus den USA.
Sonnen-Geschäftsführer Christoph Ostermann freut sich sogar über die neue Konkurrenz, wie er dem Handelsblatt sagte: „Der Markteintritt von immer größeren Akteuren wie jetzt Siemens zeigt, dass Speicher gerade Mainstream werden und bald genauso zum Haushalt gehören wie ein Kühlschrank.“
Quelle: Handelsblatt – Siemens setzt in seiner „Vision 2020+“ auf Batterien