Uwe Hochgeschurtz, der Deutschland-Chef von Renault glaubt, dass der Hersteller seine Spitzenposition in Europa bei den Elektroauto-Verkäufen halten kann, trotz der stetig zunehmenden Bemühungen vieler anderer Hersteller. Renault habe einen Vorsprung, der nicht so leicht aufzuholen sei, sagte er in einem Interview mit RP-Online.
Auf die nun langsam in die Gänge kommende Konkurrenz angesprochen, die im Revier von Renaults Erfolgsmodell Zoe wildert, dem Kompaktstromer der Franzosen, sagt Hochgeschurtz, dass der Zoe seine Nummer-1-Position „mittelfristig halten“ könne. Der Markt sei „groß genug, dass alle wachsen können“ – wie etwa Opel mit dem Corsa-e, Peugeot mit dem e-208 oder VW mit seinem ID.3. Hochgeschurtz meint, Renault könne „auf absehbare Zeit in Europa Marktführer bei Elektrofahrzeugen bleiben“. Allerdings müsse sich zeigen, ob „das auch in Deutschland gelingt“, wo VW die besseren Chancen auf die Marktführerschaft zugetraut werden.
Die Voraussetzungen dafür seien allerdings gut, Renault habe „einen Kosten- und Kompetenzvorsprung“. Viele der Entwicklungen des Herstellers seien schon abgeschrieben, so dass die Fahrzeuge günstiger angeboten werden können. Gleichzeitig habe Renault „bei der Qualität und im Handel viele Erfahrungen gesammelt, weil wir die Fahrzeuge seit Jahren verkaufen und warten“, so der Deutschland-Chef des Herstellers, der im Jahr 2022 insgesamt „acht rein elektrische Modelle“ anbieten will, wie Hochgeschurtz ankündigte.
Für die Autohersteller gebe es momentan „keine Alternative“ zur Hinwendung zur Elektromobilität, da politische Rahmenbedingungen wie immer schärfere CO2-Ziele dies erfordern. „Aber die Automobilindustrie ist stark genug, um diesen Wandel zu gestalten“, sagt Hochgeschurtz selbstbewusst. Er geht davon aus, „dass auch in zehn Jahren noch die meisten der heutigen Hersteller am Markt sein werden – nur mit einer völlig anderen Produktpalette.“
Wie viele andere Hersteller habe auch Renault momentan „keine Pläne, eine eigene Batteriezellen-Fertigung aufzubauen“. Der Hersteller habe „langfristige Verträge mit Lieferanten“. Natürlich steige „tendenziell die Abhängigkeit von Batterie-Produzenten“, gibt Hochgeschurtz zu. Dafür werden die Europäer aber „weniger abhängig sein von fossilen Brennstoffen. Unter dem Strich sind wir eher Gewinner – bei Batterien können wir die Primärenergie langfristig immerhin selber produzieren.“
In einem weiteren Interview mit der Stuttgarter Zeitung zeigte sich Renaults Deutschland-Chef erfreut über „kräftige Wachstumsraten, sowohl beim Umweltbonus als auch bei den Zulassungen“ von Elektroautos. Der Markt für Elektroautos lege monatlich in zwei- bis dreistelligen Prozentsätzen zu. In wenigen Jahren rechnet Hochgeschurtz „bei einzelnen Herstellern“ mit fünf- bis sechsstelligen jährlichen Absatzzahlen von Elektroautos.
„Umweltbonus muss nachhaltig gesichert werden“
Renault sei stark dafür, dass der Umweltbonus als direkte Kaufprämie länger als geplant ausgezahlt wird, diese Förderung müsse „nachhaltig gesichert werden“, da sie „den Kern bei der Förderung der Elektromobilität“ bilde. „Deshalb treten wir dafür ein, dass der Umweltbonus deutlich über 2020 hinaus verlängert wird. Wir erwarten dazu eine klare Aussage der Politik“, sagte Hochgeschurtz der Stuttgarter Zeitung.
Reichweitenangst, also die Furcht, mit leerem Akku weit entfernt von der nächsten Lademöglichkeit liegenzubleiben, werde schon bald der Vergangenheit angehören, so der Manager. Schließlich nehme die Reichweite von Elektroautos immer mehr zu und auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreite stetig voran.
Quelle: RP-Online – „In Frankreich ist die Infrastruktur besser als in Deutschland“ // Stuttgarter Zeitung – Renault gerät bei E-Autos unter Druck // Ecomento – Renault-Deutschland-Chef: „Der Durchbruch auf dem Markt für Elektrofahrzeuge ist da“